Präsidentin Stephanie Urchick steht bereit, Rotary durch ein weiteres erfolgreiches Jahr zu führen
Es ist eine kalte Januarnacht, die zweite in Folge, in der die Temperatur in Chicago unter -18 °C fällt. Die Schulen sind geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt und Flüge storniert. Draußen heult ein arktischer Wind, doch in Stephanie Urchicks Wohnung läuft eine tolle Party.
Sie trägt Jeans und ein Pittsburgh Steelers-T-Shirt mit einer „Magic of Rotary“-Anstecknadel. Über einer ihrer Schultern trägt Sie ein „Terrible Towel“, das legendäre gelbe Handtuch, mit dem treue Fans dieser American-Football-Mannschaft ihr Team anfeuern. Gelegentlich mischen sich Jubel oder Unmutsäußerungen in die Geräuschkulisse der Party.
Dieses Playoff-Spiel zwischen den Steelers und den Buffalo Bills wurde wegen des gefährlichen Winterwetters in den USA schon einmal verschoben. Eine Gruppe Mitglieder, die das Rotary-Zentralbüro besuchten, saß wegen eines verspäteten Flugs in einem Vorort von Evanston fest, und Urchick lud sie ein, das Spiel gemeinsam mit ihr zu verfolgen. Die Präsidentin von Rotary International für 2024/25 ist gerade von einer Reise zur International Assembly in Orlando zurückgekehrt. Sie holt Piroggen, polnische Teigtaschen, aus dem Gefrierschrank und stellt Getränke aller Art für die unerwarteten Gäste bereit.
Stephanie Urchick als Sportfan zu bezeichnen, wäre grob untertrieben. Ihr Keller in ihrem Haus in Canonsburg, Pennsylvania, etwa 20 Minuten von Pittsburgh entfernt, quillt förmlich über vor Pittsburgher Sportmemorabilien: Cornflakes-Schachteln aus den 1990er Jahren mit der Baseball-Legende Roberto Clemente und dem Eishockey-Team Pittsburgh Penguins, das den Stanley Cup gewonnen hat; Fotos von ihr mit Pittsburgher Sportlegenden, darunter dem Steelers Running Back Rocky Bleier, zusammen mit einem gerahmten Trikot von Bleier; ein Steelers-Sparschwein; Eishockey-Pucks der Penguins; ein signierter Fußball; eine Sammlung von Tickets; eine Steelers-Decke. Ihre jüngste Anschaffung ist eine Wackelkopffigur des Pirates-Baseballspielers Richie Hebner, dessen Foto Urchick in ihrem High-School-Schließfach hatte. In einem nahegelegenen Schrank hängen ihre beiden Lieblingsuniformen: ihre Rotary-T-Shirts und ihre Pittsburgh-Fan-Kleidung.
Die Bills eröffnen das Spiel mit drei Touchdowns in Folge, sodass der Punktestand zur Mitte des zweiten Viertels bei 21:0 liegt. Stephanie Urchick verlässt die Gruppe, die sich vor dem Fernseher versammelt hat, und checkt an der Küchentheke ihr Smartphone und das Essen im Ofen.
Ihre Sportbegeisterung reicht weit über die typischer Fans hinaus. Einen Sommer lang assistierte sie bei der Kandidatenauswahl für Scouts der Canadian Football League und besuchte NFL-Trainingscamps, um nach Spielern Ausschau zu halten, die dort aussortiert werden, jedoch für die kanadische Liga geeignet sein könnten. (Sie erinnert sich, dass der Trainer der Baltimore Ravens, John Harbaugh, sie auf ihre Rolle angesprochen hat: „Ich habe noch nie mit einer Frau zusammengearbeitet!“ – „Ich beiße nicht“, war Ihre Antwort.) Sie nahm auch an einem Frauen-Trainingslager der Steelers Teil, das von ehemaligen Spielern geleitet wurde. Leider zog sie sich bei Fußübungen in Autoreifen einen Riss der Achillessehne zu. Das konnte sie jedoch nicht aufhalten. „Es war ein wirklich toller Sommer“, sagt sie.
Sie traf Art Rooney Jr., den Vice President der Steeler, als dieser einen Vortrag in ihrem Rotary-Club hielt. Anschließend schenkte sie ihm Pralinen von Sarris Candies, einer bekannten Canonsburger Konfiserie. Daraus hat sich eine Tradition entwickelt, die sie mehrmals pro Jahr aufrechterhält, wenn die beiden durch ihre Liebe zum Spiel vereint sind.
Die Party heute Abend ging aus einer ähnlichen Verbindung hervor. Steelers-Fan René Laws, Gouvernor des Distrikts 7610 (Virginia) für 2023/24, trägt zu diesem Anlass ihr TJ-Watt-Trikot mit der Nummer 90. Die beiden trafen sich bei einem Presidents-elect-Trainingsseminar und entdeckten ihre gemeinsame Liebe zu den Steelers. „Seitdem konnten wir uns bei Veranstaltungen, auf denen wir uns getroffen haben, stets über Football und Rotary unterhalten“, so Laws. Die Steelers punkten zu Beginn des vierten Viertels und könnten das Spiel mit einem Touchdown für sich entscheiden. Die beiden lachen, als sie beide zusammen mit den Schiedsrichtern einen „First Down“ für die Steelers anzeigen.
Das Leben könnte nicht besser sein. Es sei denn, die Steelers würden tatsächlich gewinnen. Doch das ist leider nicht der Fall. Jedenfalls nicht heute. Die Bills erzielen einen weiteren Touchdown und 6:27 verbleiben. Die Fans feiern, indem sie Schnee in die Luft werfen. Die Steelers verlieren das Spiel mit 31:17. Für sie ist die Saison damit zu Ende. Für Stephanie Urchick geht es dagegen erst richtig los. Dieses Jahr erhält sie selbst die Chance, ein Erfolgsteam zu leiten: Rotary.
Wenige Wochen später kommt sie in West-Pennsylvania zum Geburtstag ihres ältesten Cousins Michael Hatalowich mit ihrer Familie zusammen. Die beiden sind wie Geschwister aufgewachsen, waren stets gegenseitig auf Besuch beieinander und necken sich immer noch wie Bruder und Schwester. Auf der Küchentheke stehen Pizza und Chicken Wings, Nudelsalat, Obst, Cracker und Dips. Im Hintergrund auf dem Fernseher im Wohnzimmer laufen die Nachrichten. Vor dem Essen singen die etwa ein Dutzend Anwesenden Cousins, Cousinen sowie deren Ehepartner, Kinder und Enkelkinder erst auf Englisch „Happy Birthday“ und dann auf Russinisch „Mnohaja Lita“ (Viele Jahre), ein traditionelles Geburtstagslied. Urchick stimmt mit ein, ihre Stimme ist klar und stark.
Musik war in ihrem Leben schon immer wichtig. Ihr Vater spielte Akkordeon und leitete über 35 Jahre lang eine Polka-Band, die Harmoneers. „Ich konnte Polka tanzen, bevor ich laufen gelernt habe“, sagt sie. Sie sang in der Band ihres Vaters und wenn sie in der Stadt ist, singt sie mit dem orthodoxen Kirchenchor, der von einem ihrer Cousins geleitet wird. „Manche Familien treffen sich und spielen Karten“, erläutert sie. „Mein Vater war Musiker. Meine Großmutter und meine Tanten waren alle Sängerinnen. Also haben wir bei unseren Familientreffen gesungen.“
Urchick ist hier im Westen Pennsylvanias nahe der Grenze zu West Virginia aufgewaschen. In einer Landschaft am Fuße der Appalachen, die von Wäldern und Farmen geprägt ist. Ihre Großeltern sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits sind aus Osteuropa (Polen, Slowakei und Ukraine) eingewandert und haben sich hier niedergelassen, da es Arbeit in den Kohlebergwerken und Stahlwerken der Region gab. Als sie in den Vereinigten Staaten ankam, konnte ihre Mutter nur einen Satz: „Give me some potatoes“. (Gib mir Kartoffeln.)
Die Kulturherkunft und ihre Familie spielen noch immer eine wichtige Rolle für sie. Wenn man ein wenig Zeit mit ihr verbringt, hört man ziemlich sicher Erzählungen über ihre Besuche bei entfernten Verwandten in Osteuropa und Familiengeschichten, in denen es um ein Missverständnis über Rüben oder die Kräfte eines Schutzheiligen geht. Sie trifft sich regelmäßig mit Hatalowich und ihren anderen Cousins und Cousinen mütterlicherseits, die in der Nähe leben, und einmal im Jahr auch mit den weiter entfernten Cousins und Cousinen väterlicherseits.
West-Pennsylvania gehörte wegen seiner Stahlwerke und Kohlebergwerke einst zum Steel Belt, der seit dem Niedergang dieser Branchen in den 1970er und 1980er Jahren Rust Belt genannt wird. Die Bevölkerung von Urchicks Geburtsstadt Monessen erreichte in den 1930er Jahren mit rund 20.000 Einwohner/innen ihren Höchststand. 2022 waren es jedoch nur noch weniger als 7.000. Zahlreiche Geschäfte entlang der Hauptstraße stehen leer und es gibt nur noch einen richtigen Lebensmittelladen in der Stadt. Über die Hälfte des Holy Name Cemetery, des slowakischen Friedhofs, auf dem Urchicks Großeltern väterlicherseits begraben sind, ist leer. Die unberührten Rasenflächen zeugen von der Anzahl der ursprünglich erwarteten Gräber. „Diese Flächen werden nie gefüllt werden“, gibt Stephanie Urchick zu bedenken, „weil so viele Menschen die Stadt verlassen haben“.
Als Kind verschlang Urchick die Krimis von Nancy Drew und träumte davon, Spionin zu werden. „Ich war noch nie aus diesem kleinen Ort in Pennsylvania herausgekommen“, erläutert sie. „Ich wollte die Welt sehen.“ Auf dem College belegte sie das Hauptfach Internationale Beziehungen mit den Schwerpunkten Geschichte, Politikwissenschaft und Sprachen. Sie studierte Russisch, Polnisch, Serbisch und Italienisch, zusätzlich zu dem Französisch, das sie in der High School gelernt hatte. Nach ihrem Abschluss bewarb sie sich beim FBI, der CIA und anderen US-Geheimdiensten. Es gab ein Hindernis: Alle vier Großeltern stammten aus Osteuropa. „Die meisten Hintergrundüberprüfungen dauern etwa drei oder vier Monate“, erinnert sie sich. „Meine hat eineinhalb Jahre gedauert.“
Als sie schließlich ein Stellenangebot vom FBI bekam, hatte Urchick bereits eine andere Karriere in der Hochschulverwaltung eingeschlagen. Ein fantastischer Job. Sie entsagte ihrem Traumberuf (obwohl sie scherzt, dass ihre Arbeit bei Rotary nur eine aufwendige Tarnung für ihre Agententätigkeit ist) und erwarb einen Master in Pädagogik und einen Doktortitel in Führungsforschung. Ihren Traum von einer internationalen Karriere musste sie jedoch zurückstellen – bis sie zu Rotary kam.
Beim Geburtstagsdinner erinnert sich ihr Neffe Jeremy Layne an seine Tante. Layne, der heute 38 ist, lernte sie erst kennen, als er bereits ein Teenager war. Die Auswirkungen auf sein Leben hätten jedoch nicht größer sein können. Sie ermutigte ihn, auf seine Ziele hinzuarbeiten und sich zu weigern, Scheitern zu akzeptieren. „Seit dem Tag, an dem ich sie im Haus meiner Baba (Großmutter) traf, hat sie mir alles bedeutet“, sagt er. „Ihre Lebendigkeit, ihre Energie und ihre Ausstrahlung sind einfach berauschend. Sie ist einfach eine fantastische Frau. Ich bin dankbar, sie zu kennen.“
„Sie ist wirklich authentisch und besonders aufrichtig“, ergänzt Rebecca Bazzar, Hatalowichs Tochter. „Sie ist überall zu Hause, unter Diplomaten ebenso wie unter den Landeiern hier. Alle lieben sie und sie wird überall gut zurechtkommen.“ Bazzar beugt sich vor und flüstert verschwörerisch: „Es gibt niemanden, der lustiger ist als sie.“
Das Dutzend Anwesende versammelt sich zum Toast „Na zdrowie!“ und dann beginnt Urchick mit dem langwierigen Prozess, sich von allen zu verabschieden. Man spricht darüber, wohin sie als Nächstes reisen wird, und ihre Familie wünscht ihr, dass sie gesund bleibt. Draußen verabschieden sich sie und ihr Cousin Peter Merella, der Chorleiter, auf Polnisch. „Do widzenia.“ Sie übersetzen das grob als: „Bis zum nächsten Mal.“
Urchick ist Mentorin von Kate Matz (Mitte) vom Rotary Club Pittsburgh. Matz und ihre Tochter Mason arbeiten mit Urchick bei Sarris Candies.
Als Stephanie Urchick am nächsten Morgen ein Nebenzimmer in einem Restaurant in Canonsburg betritt, wird sie von den einigen Dutzend Rotary-Mitgliedern an den Tischen mit Jubel und Applaus begrüßt. Aber nicht nur sie wird bejubelt, als sie den Raum betritt. Diese Begrüßung wird allen Mitgliedern zuteil, die zu einem Treffen des Rotary Clubs McMurray, Urchicks Heimatclub, kommen.
Die Tradition geht auf ein Ereignis vor einigen Jahren zurück, als jemand zu spät zum Treffen kam. Alle jubelten – und dabei ist es geblieben. Heute werden alle Mitglieder, egal wann sie zum Treffen kommen, begrüßt, als wären sie Präsidentin einer internationalen Organisation. „Das gibt einem einfach ein gutes Gefühl“, sagt sie.
Sie umarmt den Clubpräsidenten William Kern und das Treffen beginnt. Es ist ein Frühstückstreffen und der Duft von frischem Toastbrot liegt in der Luft. Auf dem Tisch stehen wild durcheinander Kaffeetassen und Karaffen, leere Tassen und Wassergläser. Das Essen wird aufgetragen, klassisches Diner-Food mit French Toast, Bagel-Sandwiches, Hash Browns und Haferflocken. Urchick ist kein großer Frühstücksfan und hält sich an koffeinfreien Kaffee.
Die Mitgliederzahl des Clubs stagnierte seit Jahren bei rund 35. Jedoch hat sich der Club mithilfe von Rotarys Aktionsplan neu erfunden. Die Clubleitung befragte sämtliche Mitglieder nach der Tätigkeit des Clubs – Dinge wie Datum, Uhrzeit und Ort des Clubtreffens sowie Clubprojekte. Es wurde festgestellt, dass Treffen zu einer anderen Tageszeit besser geeignet wären. Also wurde von einem Lunch-Club auf Frühstück umgestellt. „Damit hat der Club unmittelbar zwei neue Mitglieder gewonnen“, so Urchick. „Diese gaben an, bereits zuvor eingeladen worden zu sein, jedoch zu den Terminen keine Zeit gehabt zu haben.“
Damit war es für den Club jedoch nicht getan. Die Mitglieder tauschten sich mit anderen Gruppen in der Gegend aus und fanden Leute, die an Serviceprojekten, jedoch nicht an Clubtreffen teilnehmen wollten. Die Clubleitung gründete speziell hierfür einen Satellitenclub. Durch dieses Konzept hat der Club 15 neue Mitglieder gewonnen. „Sie zahlen den vollen Beitrag“, kommentiert Urchick. „Ganz ohne Rabatt. Sie nehmen jedoch nicht an den wöchentlichen Treffen teil.“ Stattdessen veranstalten sie „PBR“-Nächte. PBR steht für „Pizza, Bier und Rotary“.
Das Treffen an diesem Morgen ist dynamisch, voller lebhafter Gespräche und Gelächter. Das Jubeln, das gemeinsame Frühstück und die Kameradschaft bringen zum Ausdruck, dass der Club, um es mit Urchicks Worten auszudrücken, „einfach unwiderstehlich“ ist. „Es macht es mir einfacher, darüber zu sprechen, Rotary-Mitglied in einem aktiven Club zu sein“, sagt sie. Unwiderstehlich zu sein „bedeutet, dass die Erfahrung so überzeugend, so ansprechend und so dynamisch ist, dass sie Menschen anzieht und bindet“, fügt sie hinzu. „Letztlich geht es um das Gefühl der Zugehörigkeit: Ist das die Art von Gruppe, der ich angehören möchte?“
Diese Frage stellte sich Urchick 1991, als eine Bekannte in ihr Büro an der California University of Pennsylvania kam und sie fragte, ob sie an den Treffen eines Rotary Clubs teilnehmen wolle. Sie wusste nur wenig über Rotary, suchte nach ihrer kürzlich erfolgten Scheidung jedoch nach Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen. Dass die Bekannte Rotarys Internationalität erwähnte, gab den Ausschlag.
Bei ihrem ersten Treffen im Rotary Club of California in der Stadt südlich von Pittsburgh, lernte sie Chuck Keller kennen, ein Mitglied des Clubs und RI-Präsident 1987/88. „Er stellte sich vor und wir wurden schnell Freunde“, kommentiert sie. „Ich hatte damit einen Rotary-Paten gewonnen. Das war wundervoll.“ Urchick engagierte sich, war Gastgeberin für Mitglieder des Group Study Exchange-Teams und sprach mit den Youth Exchange -Teilnehmer/innen des Clubs. Sie organisierte ein Indoor-Picknick mit Dreibein-Sackhüpfen. „Das war urkomisch.“
Sie war besonders an der Arbeit der Rotary Foundation, interessiert und wurde zuerst die Foundation-Beauftragte für ihren Club und schließlich für den Distrikt. Anschließend war sie auf Zonenebene als Regional Rotary Foundation Coordinator mit dem Schwerpunkt Fondsentwicklung tätig. Sie arbeitete mit Lou Piconi, einem anderen Rotary-Mitglied aus der Region Pittsburgh, der Rotary auf internationaler Ebene sowohl als Director als auch als Trustee gedient hatte, bei der Schaffung von Teams zusammen, die sich auf potenzielle Großspender konzentrieren. Sie bestehen aus fünf bis sieben Personen, die sich mit der Spendeneinwerbung für die Rotary Foundation befassen. „Lou, seine Frau Barbara und ich sind in seinem großen roten Cadillac durch die Region gereist“, sagt sie. „Das war eine fantastische Zeit.“
Durch ihre Arbeit für die Foundation knüpfte sie neue Kontakte, die dazu führten, dass sie 2012 um 5 Uhr morgens einen Anruf erhielt. Sie war als Nachfolgerin von Anne Matthews als Trustee der Rotary Foundation nominiert worden. (Matthews wechselte damals in den Zentralvorstand von Rotary (Rotary Board of Directors.) Später wurde Urchick selbst Director und leitete das Strategic Planning Committee der Organisation, eine Rolle, die sich als entscheidend für ihre Überlegungen dazu erwies, wie sich Rotary in eine blühende Zukunft führen lässt.
Angesichts der Erfahrung von Urchick im Bereich internationaler Beziehungen ist es wohl keine Überraschung, dass auch Frieden zu ihren Prioritäten als Präsidentin zählt. Sie ermutigt, die Vier-Fragen-Probe zu nutzen, in eine positive Clubkultur zu investieren und sich bei den Rotary Peace Centers zu engagieren, sodass Mitglieder dazu beitragen können, die Botschaft von Rotarys Engagement für den Frieden zu verbreiten. „Wir werden keinen Friedensnobelpreis für die Beendigung eines Krieges erhalten“, so Urchick, „aber wir können Rotarys Möglichkeiten nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen“.
Eine der Säulen von Präsidentin Urchicks Friedensinitiative ist, nun ja, eine Säule. Am Nachmittag nach dem Clubtreffen trifft sie sich mit Mitgliedern des Rotary Clubs White Oak, einem anderen Club in Pittsburgh. Sie versammeln sich auf einer Wiese am Schwimmbad von White Oak in der Nähe eines Geschichtsdenkmals, das den Ort eines Lagers von George Washington während des Siebenjährigen Kriegs in Nordamerika markiert.
Dan Dougherty, 2024/25 Governor des Distrikts 7305 und Mitglied des Clubs White Oak, hält eine 2,5 m lange weiße Stele in der Hand. Die Worte „Möge Frieden auf Erden herrschen“ sind in acht Sprachen eingraviert (Englisch, Irisch, Italienisch, Polnisch, Deutsch, Kroatisch, Spanisch und Vietnamesisch), die in der Gemeinde gesprochen werden. Der Satz erscheint auch in Braille-Schrift, und es gibt einen Regenbogenaufkleber und einen weiteren Aufkleber der Veterans for Peace. Urchick geht auf sie zu, greift sofort zu ihrem Smartphone und scannt den QR-Code auf der Seite der Friedensstele, der auf eine Website mit weiteren Informationen verweist.
Sie ermutigt Clubs, diese Stelen als sichtbares Zeichen des Engagements für den Frieden aufzustellen, sei es zu Hause bei den Mitgliedern, am Club, im Gemeinwesene oder an einem anderen Ort auf der Welt. Doughertys Frau Autumn, die auch Mitglied des Clubs White Oak ist, hat es sich zum Ziel gesetzt, jeden Club in ihrem Distrikt zu motivieren, im kommenden Jahr eine Friedensstele zu errichten.
Als das letzte Mitglied des Clubs White Oak eintrifft, umringen alle Urchick, wie Spieler, die sich während einer entscheidenden Auszeit um ihren Trainer drängen. „Das Projekt mit den Friedensstelen ist einer meiner Favoriten, weil es ein sichtbares Zeichen ist“, erläutert sie ihnen. „Es zeigt jedem in White Oak, der in diesen Park kommt, dass sich Ihr Club für Frieden einsetzt. Rotary hat sich die Friedensförderung zum Ziel gesetzt.“
Zum Abschluss der Zeremonie lädt Urchick die Mitglieder ein, die Hand auszustrecken und die Stele zu berühren. Sie sind vereint, alle Teil des gleichen Teams – des Rotary-Teams. Stephanie Urchick lächelt. Das Spiel beginnt.
Aus: Rotary Juli 2024