Mit der Ankunft der ersten Friedensstipendiat/innen im neuen Friedenszentrum in Kampala (Uganda) beginnt eine neue Ära für Rotary und den Kontinent.
In der letzten Februarwoche versammelten sich in Kampala in Uganda 15 Rotary Peace Fellows an der Makerere University zur Eröffnungssitzung des neuen Friedenszentrums von Rotary International. Die Mitglieder der ersten Kohorte des Friedenszentrums repräsentierten 11 Länder und sprachen neben Englisch auch ein Dutzend afrikanische Sprachen, darunter Luganda, Suaheli und Zulu. „Sie stammen aus ganz unterschiedlicher Herkunft, doch sie eint der gemeinsame Wunsch nach Frieden in Afrika; das macht sie zum Inbegriff von Einheit in Vielfalt“, sagte Anne Nkutu, Mitglied des Rotary Clubs Kampala Naalya und Koordinatorin für die Gastgeberregion des Friedenszentrums der Makerere Unniversity.
Diese neuen Friedensstipendiat/innen haben ein Durchschnittsalter von 40 Jahren und sind also keine Anfänger bei der Friedensarbeit. Sie sind etablierte Fachkräfte mit mindestens fünf Jahren Erfahrung auf dem Gebiet Frieden und Entwicklung und arbeiteten bereits vor ihrem Stipendium an einer Initiative oder an einer Idee für eine solche, die den Frieden oder sozialen Wandel in ihrem Arbeitsplatz oder ihrer Gemeinschaft fördert. Diese Initiativen und Ideen bringen sie nun mit an die Makerere University, an der ein Programm für Friedens- und Konfliktstudien etabliert ist. „Die Stipendiat/innen interessieren sich mehr für die praktische Seite der Friedenskonsolidierung“, sagte Helen Nambalirwa Nkabala, die Direktorin des Friedenszentrums. „Sie möchten sehen, wie die Dinge konkret umgesetzt werden, im Gegensatz zu unseren regulären Studierenden, die sich mehr für die theoretischen Aspekte interessieren. Deshalb sind sie eigentlich eher Multiplikatoren für den Wandel.“
Bevor sie nach Makerere kamen, begannen die Peace Fellows ihr Studium mit einer zweiwöchigen Online-Einheit, der ersten Etappe in Rotarys neuem, einjährigen Zertifikatsprogramm für Friedenskonsolidierung, Konflikttransformation und Entwicklung. (Das Friedenszentrum der Chulalongkorn University in Bangkok, das zuvor eine dreimonatige Version des Zertifikatsprogramms angeboten hat, hat dieses neue Modell ebenfalls übernommen.) Nach der 10-wöchigen Studieneinheit in Kampala kehren sie nach Hause zurück, um mit der Umsetzung ihrer sozialen Veränderungsinitiativen zu beginnen und sich regelmäßig mit ihren Ausbildern und Kommilitonen auszutauschen. Anfang 2022 kommen sie erneut nach Makerere und schließen das Programm ab.
Anfang des Jahres, als sie sich auf den Weg nach Kampala machten, sprach das englischsprachige Magazin Rotary mit sechs der Friedensstipendiaten via Zoom und WhatsApp. Die Interviews waren ein Crashkurs in afrikanischer Geschichte und Politik. Und sie boten einen Ausblick auf die Veränderungen, die diese Friedensstipendiat/innen — und die, die in den kommenden Jahren folgen werden — in Afrika in Gang setzen könnten, sobald sie nach Abschluss ihrer Studien in Makerere das Gelernte in Regionen auf dem ganzen Kontinent verbreiten und anwenden.
Patience Rusare
Das erste Mal, als Patience Rusare in ihrer Heimat Simbabwe auf Tribalismus stieß, war sie in der ersten Klasse. Als Mitglieder des Shona-Stammes, der in Bulawayo lebt — einer Stadt, die von den Ndebele dominiert wird — sprach ihre Familie nicht die Landessprache so wie ihre Nachbarn. „Ich beantwortete eine Frage im Unterricht, und die anderen Kinder lachten und äußerten sich herabwürdigend über mich“, erinnert sich Rusare, jetzt 32 Jahre alt. „Ich ging nach Hause und fragte meine Eltern: Stimmt etwas nicht mit uns? Es war offensichtlich, dass die Vorurteile von den Familien herrührten, und die Kinder brachten sie mit zur Schule.“
Heute, 25 Jahre später, ist Rusare Redakteurin und leitende politische Journalistin für The Patriot, eine Zeitung mit Sitz in Harare. Im Jahr 2013, nachdem sie zuvor lange Zeit Beiträge im Ressort Wirtschaft geschrieben hatte, änderte sie ihren Fokus. Sie begann mit der Berichterstattung über Konflikte – ob es sich um politische Krisen in Lesotho und Mali in den Jahren 2014 und 2015, konfliktreiche Wahlen in Uganda im Jahr 2016 oder einen Staatsstreich in ihrer Heimat Simbabwe im Jahr 2017 handelte.
„Die Leute trafen keine fundierten Entscheidungen“, sagt Rusare. „Und dieser Mangel an Informationen kann dazu führen, dass die Menschen zu extremen Haltungen neigen und leicht zu manipulieren sind.“ Als sie begann, neutrale Berichte zu schreiben, konnte sie einen direkten Zusammenhang zwischen den Informationen in ihren Artikeln und Änderungen in der Politik erkennen. In Lesotho, sagt Rusare, führte die Vermittlung durch eine botsuanische Regierungsorganisation namens Southern African Development Community zu einer Resolution, die von einer Geschichte beeinflusst wurde, die sie für The Patriot geschrieben hatte. „Ich habe das Gefühl, dass ich die Welt dort wirklich positiv verändert habe“, sagt sie. „Sie haben jetzt einen dauerhaften Frieden in Lesotho.“
„Ich möchte, dass meine Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem sich alle Menschen mit Zuneigung begegnen, unabhängig davon, welchen ethnischen Gruppen sie angehören. Ihnen soll bewusst sein, dass wir zwar alle vielfältig, aber dennoch alle Menschen sind.
Patience Rusare
Im Jahr 2019 erwarb sie einen Master-Abschluss in Frieden, Führung und Konfliktlösung, in der Hoffnung, „die Grundelemente der Friedensförderung“ zu lernen. „Ich habe mir selbst das Versprechen gegeben, die Medien zu nutzen, um eine gerechtere und friedlichere Welt zu schaffen“, sagt Rusare.
Nun rücken in Simbabwe die Sonderwahlen, die im Jahr 2020 verschoben wurden, näher und Rusare beobachtet denselben Stammeskonflikt, den sie als Kind erlebt hat. Mit ihrer Initiative für sozialen Wandel will Rusare den Ansatz des Journalismus in Simbabwe verändern. „Wir müssen die Einstellung abschaffen, dass sich Berichte über blutige Konflikte besser verkaufen lassen, und wir müssen stattdessen für Frieden werben“, sagt sie. „Eine positive Friedensgeschichte kann die Menschen sehr wohl dazu bringen, eine Zeitung zu kaufen, wenn die Geschichte gut genug ist.“ Ihr Plan ist es, 20 Journalist/innen in der Kunst der Konfliktberichterstattung auszubilden — eine Gruppe von Ndebele- und Shona-Journalist/innen, die zusammenarbeiten; jede/r dieser Journalist/innen hat dann die Aufgabe, weitere Journalist/innen aus der eigenen ethnischen Gruppe als Mentor/in zu betreuen, bis sich der Ansatz über das ganze Land und darüber hinaus ausweitet.
„Ich möchte nicht, dass meine Kinder durchmachen, was ich durchgemacht habe“, sagt Rusare über ihre beiden Kinder, die acht und drei Jahre alt sind. „Ich möchte, dass sie in einem Umfeld aufwachsen, in dem sich alle Menschen mit Zuneigung begegnen, unabhängig davon, welchen ethnischen Gruppen sie angehören. Ihnen soll bewusst sein, dass wir zwar alle vielfältig, aber dennoch alle Menschen sind.“
Peter Pal
Es liegt einfach nicht in Peter Pals Persönlichkeit, über Trauma zu sprechen. In einer überraschenden Sachlichkeit berichtet er von erschütternden Erlebnissen — von der Flucht vor einem Bürgerkrieg in seiner Heimat Sudan 1989, wie er geliebte Menschen und Freunde sterben sah oder wie er 11 Jahre in einem Flüchtlingslager in Äthiopien verbrachte, ohne je an mehr als das Überleben denken. „Man lernt, damit zu leben, damit man stark sein kann“, sagt er.
Und wenn Pal von dem Tag im Jahr 2001 erzählt, als er das Lager verließ und nach Australien auswanderte, könnte man meinen, er würde nie zurückblicken. Weit gefehlt. „Ich möchte dem Südsudan Stabilität geben und das Leben der Menschen dort verbessern“, sagt Pal, 52 Jahre alt. „Wenn ich die Möglichkeit habe zu helfen, werde ich das tun. Denn ich bin einer von ihnen.“
Als Gemeindepädagoge der Wahlkommission von Victoria im Südosten Australiens ist Pal in Friedensförderung und Diplomatie ausgebildet. „Der Wahlprozess ist entscheidend für eine gute Regierungsführung, für die Wahl kompetenter Amtsträger/innen und für das Erlernen, Demokratie praktisch umzusetzen“, sagt er. „Die Menschen haben das Recht, die endgültige Entscheidung darüber zu treffen, was für sie richtig ist.“ Als er vom Rotary Friedensstipendium hörte, erkannte er darin eine Möglichkeit, seine Fähigkeiten auf globaler Ebene einzusetzen — und sie fast 13.000 Kilometer entfernt in seiner Heimat anzuwenden.
Auf einer Reise in den Südsudan im Jahr 2017 war Pal schockiert, als er feststellte, dass früher intakte ländliche Gebiete urbanisiert worden waren, ohne sie mit den notwendigen Gesundheitseinrichtungen und Bildungsmöglichkeiten auszustatten. Kleinstädte waren von der Regierung völlig vernachlässigt worden. Pal möchte dieser Vernachlässigung durch Friedensförderung entgegenwirken. Friedensförderung besteht dabei nicht nur aus der Vermeidung von Krieg und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen, sondern auch aus der Schaffung einer Alltagsstabilität, in der grundlegende Dinge wie Gesundheitsversorgung, Nahrung und Wasser zur Verfügung stehen. „Ohne diese Dinge werden die Menschen immer untereinander kämpfen“, sagt Pal. „Nur wenn es diese Art von alltäglichem Frieden gibt, haben Sie die Möglichkeit, ein Fundament für Bildung aufzubauen.“
Im Rahmen seiner Initiative für sozialen Wandel plant er, mit professionellen Friedensstiftern zusammenzuarbeiten, um alternative Schlichtungsverfahren zu erkunden. Der Schwerpunkt liegt auf der Wiederherstellung der Würde der schwächsten Opfer der anhaltenden Krise im Südsudan: Müttern und Kindern. „Durch Ignoranz werden sie in Afrika immer noch entmenschlicht“, sagt Pal. „Frauen gebären weiterhin Kinder, auch wenn sich diese nicht wirklich gut entwickeln können. Und obwohl sie von Politikern ignoriert werden, sind sie es, die unter rücksichtslosen Kriegen leiden und sterben.“
Trotz allem, was Pal erlebt hat, bleibt er optimistisch. Vor 20 Jahren entkam er selbst einem gewaltsamen Bürgerkrieg in Afrika, und jetzt kehrt er zurück und engagiert sich für die Friedenskonsolidierung. „Wenn wir nicht optimistisch sind, konzentriert sich jeder nur auf das, was für ihn selbst wichtig ist, anstatt nach Alternativen zu suchen, die zur Verbesserung der gesamten Gesellschaft eingesetzt werden können,“ sagt er. „Nicht nur im Südsudan, sondern für Afrika und die Welt.“
Jew Moonde
Sambia liegt im Süden Afrikas und ist eigentlich ein demokratisches Land. Leider ist es dort um die Frauenrechte nicht gut bestellt. Wie Jew Moonde erklärt, haben die tief verwurzelten patriarchalischen Werte des Landes Frauen traditionell auf verschiedene Weise unterdrückt, teils mit Gewalt, teils systemisch. Geschlechterdiskriminierung sei in das Gefüge der sambischen Gesellschaft eingewoben worden, sagt er, und infolgedessen finden die Stimmen der Frauen bei Wahlen kein Gehör.
„Frauen haben keinen gerechten Anteil an der Beteiligung am Wahlprozess bekommen“, sagt Moonde, der 50 Jahre alt ist und als Friedens- und Konfliktmanager der Wahlkommission von Sambia arbeitet. „Und wenn Frauen nicht in den politischen Prozess eingebunden sind, wird sich ihr Unmut weiter aufstauen. Es ist an der Zeit, dass Frauen sich politisch artikulieren können.“
Die jüngsten Wahlen in Sambia waren von Gewalt und Einschüchterungen geprägt und das macht Moonde große Sorgen. Fast sein halbes Leben lang ist der aus Lusaka stammende Moonde als Berater des Sambia Center for Inter-Party Dialogue (ZCID) tätig. In Zusammenarbeit mit dieser in Lusaka ansässigen NGO widmet er sich dem Aufbau einer Infrastruktur, um freie und faire Wahlen zu gewährleisten – sei es durch Treffen mit Politikern, um sie für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu sensibilisieren, oder durch die Schulung von Menschen, wie sie mit Konflikten im Wahlprozess umgehen können. Nach zwei Jahrzehnten sind viele der ZCID-Rechtsreformvorschläge vom Parlament verabschiedet worden.
Wenn du Wandel ermöglichen willst, dann informiere die Menschen über ihre Rechte.
Jew Moonde
Aber Frauen in den politischen Prozess einzubeziehen, ist nur ein Teil von Moondes Mission. Er will auch die jüngere Generation mit ins Boot holen. „Politik in Sambia ist vor allem für alte Menschen“, sagt Moonde, der einen Abschluss in Psychologie und Friedens- und Konfliktforschung hat. „Arbeitslose Jugendliche greifen häufig zu Gewalt, sind aber gleichzeitig auch die Opfer.“ Um sie zu motivieren, konzentriert sich das ZCID auf Social Media Outreach und jugendorientierte Community-Radiosender; politisches Engagement hilft jungen Menschen auch, Fähigkeiten zu entwickeln, die ihnen eines Tages helfen könnten, einen guten Beruf zu finden. „Wenn du Wandel ermöglichen willst, dann informiere die Menschen über ihre Rechte“, sagt Moonde.
Sofern während seines Friedensstipendiums alles wie geplant verläuft, möchte Moonde lernen, wie er das ZCID in eine gesetzliche Körperschaft umwandeln kann – als eine dauerhafte Friedensstruktur, die eine offizielle Plattform für Dialog und Vermittlung in der sambischen Politik bietet. „Ich höre mehr und mehr Politiker und Jugendliche reden, die ihr Recht auf Meinungsäußerung ausüben“, sagt Moonde. „Das zeigt uns, dass das, was wir tun, Einfluss auf die Menschen hat. Niemand wird den Menschen in Sambia helfen, es sei denn, sie tun es selbst.“
Paul Mushaho
Derzeit gibt es mehr als 11.000 Rotaract Clubs weltweit; einer davon befindet sich in einer Flüchtlingssiedlung in Afrika. Gegründet 2016 in Nakivale — einem riesigen ländlichen Camp im Südwesten Ugandas, in dem etwa 150.000 Menschen in mehr als 75 Dörfern leben, die sich über ein Gebiet von etwa der Größe von Kolkata erstrecken — hat der Club Mitglieder aus einem halben Dutzend afrikanischer Länder. „Nakivale ist wie die Miniaturausgabe der Vereinten Nationen“, sagt Paul Mushaho, Mitbegründer des Clubs. „Die Menschen sind vor Krieg und Gewalt aus ihren Heimatländern geflohen und erlebten Traumata auf dem Weg hierher.“
2016 floh Mushaho, ein Student mit Abschlüssen in Wirtschaftsinformatik und Informatik, aus seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, nachdem er von einer Mai-Mai-Milizgruppe Todesdrohungen erhalten hatte. Gleich nach seiner Ankunft in Nakivale sah Mushaho Möglichkeiten, die Lebensqualität der Flüchtlinge zu verbessern. Zwei seiner ersten Projekte waren ein Geldtransferdienst und ein Imkereibetrieb zum Verkauf von Honig. Das zweite dieser Projekte fiel den Rotariern in Kampala ins Auge.
Bald gründete Mushaho mit Unterstützung des American Refugee Committee (heute bekannt als Alight) und Rotary Clubs in Uganda und Minnesota, USA, seinen eigenen Rotaract Club in Nakivale. Die Mitglieder des Clubs haben Schulungen im Bereich Landwirtschaft und Maurerhandwerk durchgeführt, Bäume gepflanzt, ein Frauen-Gemeindezentrum gegründet und Decken und Matratzen an Menschen verteilt, die Waisenkinder bei sich aufgenommen haben. „Ich sage zu ihnen: Alles, was wir euch gegeben haben, ist ein Zeichen der Wertschätzung für alles, was ihr für unser Gemeinwesen tut“, sagt Mushaho.
Mushaho ist 29 Jahre alt und wirkt bereits sehr charismatisch. Fast scheint es, als habe er eine übernatürliche Fähigkeit, Wege zu finden, um anderen zu helfen. Ihm fiel auf, dass die ältere Bevölkerung des Lagers marginalisiert war. Und so organisierte er Mittagessen, wo diese ehemaligen Diplomaten, Ingenieure, Lehrer und Ärzte ihre Erfahrungen austauschen konnten. Als er bemerkte, dass junge Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten keinen Kontakt zu einander hatten, organisierte er ein Fußballturnier. Und kürzlich hat Mushahos Team 14.000 Masken und 8.000 Stück Seife hergestellt und verteilt, um die Ausbreitung von COVID-19 in Nakivale zu verlangsamen. „Ich begegne Menschen, die schon glücklich sind, wenn sie bekommen, was ihnen ohnehin zusteht", sagt Mushaho. „Wir geben den Menschen, die ihre Hoffnung verloren haben, die Hoffnung wieder.“
2018 wurde Mushaho in das Afrika-Hauptquartier der Vereinten Nationen in Nairobi eingeladen, wo er als einer von sechs Rotary People of Action: Young Innovators geehrt wurde. Unsere Flüchtlingsgemeinschaft erkannte, dass unsere lokalen Herausforderungen lokale Lösungen benötigten“, sagte er in seiner Rede. „Wir sind keine Bettler; wir sind eine Generation der Veränderung und Inspiration.“
In Makerere sieht Mushaho ein Spiegelbild seiner Umgebung in Nakivale, wo er mit innovativen, multikulturellen Menschen zusammenarbeitete, die voller Ideen und Energie waren und alle nach Wegen suchten, um Barrieren zu durchbrechen, die die Förderung des Friedens behinderten. „Das Stipendium deckt sich eng mit dem, was ich im Lager tue", sagt Mushaho. „Wenn ich zurückkehre, habe ich das nötige Rüstzeug, um die Herausforderungen in verschiedenen Gemeinden auf der Grundlage ihrer Normen und Überzeugungen anzugehen. Ich glaube fest, dass ich meine Träume und Hoffnungen umsetzen kann.“
Catherine Baine-Omugisha
„Wenn die Menschen in ständiger Unruhe leben, kommt niemand voran“, sagt Catherine Baine-Omugisha. Damit bezieht sich die 45-jährige Anwältin aus Kampala auf ihr juristisches Spezialgebiet: Konfliktbegrenzung und Konfliktbeilegung in Familienangelegenheiten — aber sie könnte damit genauso ihren persönlichen Lebensweg beschreiben.
Mit ihrem gelassenen Auftreten und pragmatischen Ansatz stieg Baine-Omugisha in der von Männern dominierten Welt des Rechts in Uganda auf, arbeitete als Magistrat, Dozentin und technische Beraterin im Ministerium für Justiz und konstitutionelle Angelegenheiten und ist derzeit als Anwältin bei ihrer eigenen Beratungsfirma in Kampala tätig.
All die Zeit hindurch ist ihr Ansatz stets derselbe gewesen: Gelassen bleiben. Zuhören, andere ermutigen und nach Lösungen suchen. Offen sein für neue Wege und Methoden. Ausprobieren. Wenn sie funktionieren, dann übernehmen. Im Jahr 2000 trat Baine-Omugisha als Magistrat am Masaka Chief Magistrate Court in Süduganda einem Pilotprogramm namens Chain Linked Initiative bei; mit dem Ziel, den Zugang zur Strafjustiz zu verbessern, förderte es die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwälten, Gefängnissen, Bewährungshelfern, Sozialämtern und der Justiz. Das Programm funktionierte so gut, dass es landesweit ausgerollt wurde.
Vielleicht kann ich die Richtung Ugandas nicht im Alleingang ändern. Aber jede Intervention, mit der ich versuche, die Einstellung normaler Bürger/innen zu den Menschenrechten zu ändern, ist ein guter Beitrag.
Catherine Baine-Omugisha
Jetzt hofft sie, dass ihr Stipendium es ihr ermöglicht, diesen Geist der Zusammenarbeit in größerem Maßstab anzuwenden. „In Uganda beschäftigen wir uns derzeit mit Problemen bei der Achtung der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte sowie mit Korruption“, sagt Baine-Omugisha. Ihr Hauptanliegen ist der Kampf gegen häusliche Gewalt, ein anhaltendes Problem, das auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen ist: kulturelle und geschlechtsspezifische Vorurteile, wirtschaftliche Schwierigkeiten und mangelndes Bewusstsein für das, was eigentlich häusliche Gewalt ausmacht. Durch Aufklärung der Führungspersonen der Gemeinden über die Auslöser und Auswirkungen von häuslicher Gewalt sowie über deren rechtlichen und politischen Rahmen hofft sie, den Schwerpunkt auf Prävention zu verlagern, anstatt sich erst damit zu befassen, wenn es zu einem Vorfall gekommen ist.
Es gibt eine südafrikanische Philosophie namens Ubuntu, die besagt: „Ich bin, weil du bist.“ Es ist eine Erinnerung daran, dass niemand allein existieren kann. Baine-Omugisha sagt, dass das Stipendium ihr geholfen hat, den Wert dieses Konzepts als einen einheimischen Friedensansatz wiederzuentdecken, und sie plant, es in die Tat umzusetzen. „Vielleicht kann ich die Richtung Ugandas nicht im Alleingang ändern“, sagt sie. „Aber jede Intervention, mit der ich versuche, die Einstellung normaler Bürger/innen zu den Menschenrechten zu ändern, ist ein guter Beitrag. Wenn wir eine ganze Reihe von Menschen haben, die sich dafür einsetzen, können wir erhebliche Veränderungen herbeiführen.“
Fikiri Nzoyisenga
Als Fikiri Nzoyisenga ein Kind war und Geschirr abwusch, konnten seine Freunde nicht aufhören zu lachen: Warum spülst du ab? Das ist Frauensache. Er zuckte mit den Schultern. In seinem Haus hatten Mädchen und Jungen die gleichen Aufgaben, so wie sein Vater und seine Stiefmutter sich das Kochen und andere häusliche Aufgaben teilten. „Das war nicht normal“, sagt Nzoyisenga. „In meinem Haushalt waren die Dinge ganz anders als in anderen.“ Auch in anderer Hinsicht war seine Familie anders: Sein Vater ist ein Mitglied der Hutu, der ethnischen Mehrheit, seine Stiefmutter ist eine Tutsi; die Ehe der beiden war also eigentlich verboten. „Sie haben trotzdem geheiratet“, sagt ihr Sohn, „um zu zeigen, dass das kein Problem war.“
Im streng patriarchalischen Land Burundi machte das trotzige Vorbild seiner Familie einen großen Eindruck. „Die Art und Weise, wie ich von meinem Vater und meiner Stiefmutter großgezogen wurde, prägte das, was aus mir wurde“, sagt Nzoyisenga, 36 Jahre alt und Gründer sowie Geschäftsführer von Semerera. Das ist eine in Bujumbura ansässige Jugendkoalition gegen geschlechtsspezifische Gewalt, die in drei Provinzen in Burundi tätig ist. „Frauen in meiner Heimat begegneten früher vielen Herausforderungen im Zusammenhang mit unserer burundischen Kultur, in der Frauen als den Männern untertan betrachtet werden,“ sagt er. „Deshalb wollte ich ein Verfechter von Frauenrechten sein.“
Nzoyisenga überlebte eine instabile Kindheit, die Bürgerkriege in Burundi und der Demokratischen Republik Kongo (wo er fünf Jahre lang lebte) umfasste, studierte Jura und begann ehrenamtliche Arbeit für Frauenorganisationen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er Community Organizer wurde. Durch Spark MicroGrants leitete er Programme, die fast 3.000 Haushalte aus mehr als zwei Dutzend Dörfern in Burundi stärkten. Die Organisation Semerera hat mit einem 14-köpfigen Team mehr als 8.200 Frauen und Mädchen durch sozioökonomische Initiativen, Stärkung von Führungsrollen und kostenlosen Rechtsbeistand für Opfer von Missbrauch und Diskriminierung unterstützt.
Nzoyisenga ist sich eines weiteren entscheidenden Elements für den Wandel sehr bewusst: die Aufklärung der Männer über geschlechtsspezifische Ungleichheiten. „Wir können nicht über Frieden sprechen, ohne allen Menschen die Möglichkeit zu geben, in Würde zu leben und zur Entwicklung ihrer Gemeinden beizutragen“, sagt er. „Wir sind Teil des Problems, also müssen wir Teil der Lösung sein.“
Nach Abschluss seines Rotary-Stipendiums plant Nzoyisenga, seine Arbeit auf zwei weitere Provinzen Burundis auszuweiten, wo er andere junge Menschen durch Kampagnen rund um friedliches Zusammenleben, Zusammenhalt und Menschenrechte beraten und anleiten wird. „Mein Vater brachte mir Toleranz und Akzeptanz bei und respektierte andere, unabhängig von den Differenzen, die zwischen ihnen bestanden“, sagt er. „Wir hoffen, dass mit der Zeit immer mehr Männer und Frauen in Burundi verstehen, dass sich die Dinge ändern müssen.“
Als sie ihre 10-wöchige Studieneinheit vor Ort an der Makerere University abschlossen, beschrieben die Friedensstipendiat/innen, wie sie ihre Zeit im neuen Friedenszentrum von Rotary erlebt haben. „Ich kann nicht in Worte fassen, was für eine erstaunliche Erfahrung das für mich war“, sagte Rusare. „Das Stipendium hat mich entschlossener gemacht, meine Initiative zum sozialen Wandel im Bereich des Friedensjournalismus fortzusetzen. Das Design nimmt endlich Gestalt an.“ Großes Lob zollte sie ihren Lehrern, die „von praktischen Erfahrungen berichteten und es dadurch leicht machten, viele der theoretischen Ansätze zur Friedensförderung und Konfliktlösung zu verstehen“.
Moonde gab einen detaillierten Überblick über diese Ansätze. Sie beinhalteten Anleitungen zu Analysemethoden aus der Geschäftswelt, Sitzungen unter der Leitung von Vertretern des Institute for Economics and Peace (ein Rotary-Partner) und eine Einführung in indigene Traditionen, wie die Mato-Oput-Zeremonie, die das Trinken eines bitteren Kräutersuds beinhaltet und von den Acholi im Norden Ugandas praktiziert wird.
Obwohl eine geplante Reise nach Ruanda wegen der Pandemiebeschränkungen abgesagt werden musste, hatten die Friedensstipendiat/innen viele Möglichkeiten für Feldstudien, einschließlich des Besuchs der Bidi-Bidi-Flüchtlingssiedlung in der Nähe der Grenze Ugandas zum Südsudan und des Treffens mit Überlebenden der katastrophalen Erdrutsche im Bezirk Bududa. „Diese Ausflüge ermöglichten es uns, uns im direkten Kontakt für Friedensförderung und Konflikttransformation in von Migration und Umweltkatastrophen sowie geschlechtsspezifischer Gewalt betroffenen Gemeinden einzusetzen“, sagt Baine-Omugisha.
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Die Stipendiat/innen tauschten sich auch mit lokalen Rotary-Mitgliedern aus, die mit dem Host Area Committee des Friedenszentrums zusammenarbeiteten und als Ansprechpartner für Neuankömmlinge zur Verfügung stehen. „Sie führten die Stipendiat/innen durch Kampala und luden sie zu sich nach Hause und in ihre Clubs ein“, sagte Nkutu. „Obwohl sie in einem Land mit einer konfliktreichen Geschichte leben, wussten die Rotary-Mitglieder nicht genau, wie sie sich im Bereich Frieden einbringen können. Das Friedenszentrum hat ihr Interesse daran geweckt, zu erfahren, wie Rotary-Mitglieder Frieden und Konfliktprävention fördern können.“
„Die Mitglieder der Eröffnungskohorte sind sehr freundlich“, fügte Nambalirwa Nkabala hinzu. „Sie haben sich schnell gut miteinander verstanden. Sie haben die Unterschiede in ihren Persönlichkeiten und ihrer kulturellen Herkunft zum Vorteil der Gruppe eingesetzt und sich gegenseitig unterstützt und ergänzt.“ Diese Kameradschaft — eine wirkliche „Fellowship“ — unter den Friedensstipendiat/innen wird sie das ganze Jahr 2021 hindurch begleiten, während sie an den Initiativen in ihren Heimatländern arbeiten. Sie wird auch als Vorbild für die nächste Kohorte von Friedensstipendiat/innen in Makerere dienen.
„Ein Friedenszentrum an der Makerere University zu haben, bedeutet viel für die Menschen in Afrika“, sagte Mushaho gegenüber The Wave, dem monatlichen Newsletter des Distrikts 9211 (Tansania und Uganda). „Es ist eine großartige Möglichkeit für uns Afrikaner/innen zu lernen und zu verstehen, dass Frieden die Grundlage jeder Entwicklung ist.“
Die Friedensstipendiat/innen werden Anfang 2022 nach Makerere zurückkehren. Wir werden uns dann mit ihnen in Verbindung setzen, um zu sehen, was sie erreicht haben — und was die Zukunft für Rotary und Afrika bringt.
Die Bewerbung 2023/24 für Stipendien in allen Rotary Peace Centern ist ab Februar 2022 möglich. Die Bewerber haben bis zum 15. Mai 2022 Zeit, ihre ausgefüllte Bewerbung bei der Rotary Foundation einzureichen. Distrikte müssen der Rotary Foundation bis zum 1. Juli ihre Empfehlungen vorlegen.