Rotarys frisch gebackener Präsident Barry Rassin bietet die perfekte Balance zwischen bahamischer Jovialität und entschlossener Führung
Mehrere Meilen von der Küste Nassaus entfernt hält Barry Rassin, der RI-Präsident 2018/2019 im Bug der wippenden Rat Bat das Gleichgewicht. Hier draußen gibt es keine kolossalen Kreuzfahrtschiffe, keine lärmenden Jetboote, nur gelegentlich passierende Ausflugsboote und den Klang des gegen den Bootsrumpf schwappenden Wassers. Im türkisfarbenen Meer unter ihm gleiten riesige Schildkröten über den Meeresboden.
„Für mich“, so Rassin „bedeutet das Meer Freiheit und Ruhe. Wenn ich auf See bin, verblasst alles andere. Ich bin mit der Welt eins und alles ist gut.“
Ein paar Minuten zuvor nieselte es, doch jetzt blinzelt die schwache Dezembersonne mühsam durch die Wolken. Infolge eines passierenden Bootes schwankt die Rat Bat plötzlich. Unbeeindruckt davon fixiert Rassin in souveräner Pose einen Fetzen blauen Himmels am Horizont.
Am späten Nachmittag des 12. Januar 2010 waren Rassin und seine Frau Esther zuhause in Nassau, der Hauptstadt der Bahamas, als ein Erdbeben der Stärke 7.0 das 550 Meilen entfernte Haiti stark erschütterte. Kurz darauf erhielt Rassin einen Anruf von Errol Alberga in Jamaica. Derzeit war Alberga Governor des die Bahamas, Jamaica und Haiti sowie mehrere andere karibische Inseln umfassenden Distrikts 7020.
Alberga informierte Rassin – ehemals Governor des Distrikts und Präsident des bekannten Doctors Hospital in Nassau - über das Erdbeben und bat ihn, Rotarys Hilfsmaßnahmen anzuleiten. Rassin ging den Rest des Abends in seinem Wohnzimmer umher und tätigte Anrufe mit anderen Rotary-Führungskräften in der Region. Der Fernseher in der Ecke seines Zimmers zeigte Bilder eines zerstörten Haiti – und dann wurde Rassin auf folgende, unten im Bildschirm laufende Notfallwarnung aufmerksam: Ein Tsunami steuert möglicherweise auf die Bahamas zu, eine derart gewaltige seismische Flutwelle, die möglicherweise das Land komplett unter Wasser setzen könnte.
Rassin und seine Frau begaben sich auf ihren Balkon im 1. Obergeschoss und warteten. „Wenn Sie nachts in Richtung Meer blicken, sehen Sie nichts als Lichter, die bis an die Wasseroberfläche reichen, und dann ist alles pechschwarz,“ erinnerte sich Rassin in einer beeindruckenden Rede, die er im Januar bei der Internationalen Versammlung in San Diego hielt.“ „Ich blickte auf die Grenze zwischen den Lichtern und dem schwarzen Teil und wartete darauf, dass das Schwarze auf uns zukommen und die Lichter verschlucken würde.”
Glücklicherweise blieb der Tsunami aus, und Rassin nahm seine Arbeit wieder auf. Im Laufe der nächsten Tage und Wochen, als Richard McCombe, ein weiter ehemaliger Distrikt-Governor, Rotarys tägliche Hilfemaßnahmen leitete, koordinierte Rassin die langfristigen, durch Spenden von Rotariern in aller Welt an die von der Rotary Foundation finanzierten Wiederaufbaubemühungen. Er konzipierte eine 132-seitige Tabellenkalkulation zur Verfolgung jedes Details: Zur Verfügung stehende Mittel, bereits getätigte Ausgaben, und der für die jeweilige Initiative zuständige Rotary-Club. „Bei der Distriktkonferenz im Jahr nach dem Erdbeben erläuterte Barry die Ausgaben für jedes einzelne Projekt“ erklärt Lindsey Cancino, ehemalige Präsidentin des Rotary Clubs East Nassau, dem Rassin angehörte. „Die Beträge waren auf den Pfennig identisch mit den Einlagen im [Wiederaufbau]-Konto. Ich war fasziniert.“
Unmittelbar nach dem Erdbeben arbeitete Rassin mit Claude Surena, einem Arzt und Rotarier aus Haiti, der sein Haus außerhalb von Port-au-Prince in eine provisorische Schutzunterkunft und Klinik umfunktioniert hatte, zusammen. Dort sorgte Surena für mehr als 100 Flüchtlinge. An anderen Orten der Insel waren Zehntausende dem Erdbeben zum Opfer gefallen und weitere Zehntausende verletzt worden. In allnächtlichen Anrufen nannte Surena – der später im Auftrag von René Préval, des damaligen Präsidenten von Haiti, die Wiederherstellung der privaten und öffentlichen Gesundheitssektoren betreuen würde – Rassin und seinem Team dringend benötigte Arzneimittel und andere Sanitätsartikel. Und jeden Morgen ging dann von Nassau aus ein Privatflugzeug mit den benötigten Gütern.
Rassin entschloss sich, einen dieser Versorgungsflüge zu begleiten. Auf dem vierstündigen Flug nahe über dem Ozean betrachtete er das grenzenlose Blau des Himmels und ein azurblaues, mit grünen tropischen Inseln gespicktes Meer. „Es war ein paradiesischer Anblick,“ sagte Rassin in seiner Rede, „und dann flogen wir auf Haiti zu.“
Unter sich sah er eingeknickte Straßen, eingestürzte Häuser und ganze Wohngegenden, die in Schutthaufen daniederlagen. Da eine Landung in Port-au-Prince nicht möglich war, setzte das Flugzeug auf einer Grasfläche außerhalb der Hauptstadt auf. Nach dem Entladen seiner Fracht machte sich das Flugzeug wieder auf den Heimweg. „Innerhalb weniger Minuten waren wir wieder über dem Wasser,“ erinnert sich Rassin in seiner Rede,“ „und hatten dieselbe atemberaubende Aussicht. Haiti verschwand hinter uns, die Bahamas lagen vor uns, und wir schwebten zwischen beiden Extremen dahin.“
„Und als ich auf das Wasser und den Horizont blickte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass es keine Grenze zwischen dort und hier, zwischen denen und uns, zwischen dem Leiden, dem wir, aber andere nicht entkommen waren, gibt. Es hätte genauso die Bahamas treffen können. Wir selbst hätten die Opfer sein können.“
Barry Rassin sah sich von jeher dazu bestimmt, Arzt zu werden. Es lag ihm im Blut. Sein Vater Meyer, ein als brüsk verschriener, aus England stammender orthopädischer Chirurg, kam während des 2. Weltkriegs in die Bahamas, um die Aufsicht über die medizinische Versorgung der dortigen königlichen Fliegertruppen (Royal Air Force) zu übernehmen. Mit Ausnahme unterschwelliger Unterwasserboot-Aktivität befanden sich die Bahamas jenseits des Kriegsgeschehens. Nassaus Oakes and Windsor Fields boten Flugtraining für potenzielle Royal Air Force-Piloten, die für die Rückkehr ins Kampfgeschehen über Europa vorgesehen waren.
Aufgrund nur spärlicher Aufgabenbelastung im Bereich Wehrmedizin wandte sich Dr. Rassin der Betreuung der dortigen Bevölkerung zu, einschließlich der Behandlung von Leprakranken, die aus der Gesellschaft verbannt worden waren. Dadurch gewann er bei der Bevölkerung Beliebtheit. Nach dem Krieg kehrte er nach England zurück, kam jedoch 1947 wenige Wochen nach der Geburt seines Sohnes Barry in Begleitung seiner Familie nach Nassau zurück, um dort im staatlichen Krankenhaus eine Arztstelle anzutreten. Im Jahr 1955 eröffnete er gemeinsam mit seiner Frau Rosetta, einer OP-Schwester, das Rassin-Krankenhaus, um den Patienten bessere medizinische Versorgung bieten zu können.
Barry war 10 Jahre alt, als er zum ersten Mal Zeuge eines Kaiserschnitts wurde. („Das hat mir schon Angst eingeflößt,” sagt er heute.) Dieses Erlebnis war sein anfänglicher Kontakt mit dem familiären Berufsfeld. Sein älterer Bruder David promovierte später im Fachbereich Pharmakologie und widmete sich der Erforschung der Inhaltsstoffe von Muttermilch.
Barry selbst schrieb sich an der Long Island University außerhalb von New York City für das vorbereitende Medizinstudium ein – und flog nach zwei Jahren aus der Uni. „Ich weiß nicht, ob es einfach zu schwer für mich war, oder ich einfach kein Interesse daran hatte.“ erläutert er. „Ich war noch nie ein guter Akademiker. Die Lehrer bemängelten ständig, dass ich mich nie anstrengte.“
Daraufhin kehrte Rassin nach Nassau zurück und schlug sich mit allerlei Beschäftigungen im British Colonial Hotel durch. Zunächst arbeitete er am Empfang – „Das war nicht mein Ding“ – wurde jedoch bald zur Mikroverfilmung und zur Lieferung von Büromitteln relegiert. Nach einem Jahr stellte Rassin fest, dass es an der Zeit war, eine Entscheidung zu treffen: Entweder würde er für den Rest seines Lebens im Hotel arbeiten und bei seinen Eltern wohnen, oder er musste wieder die Schulbank drücken.
1967 zog er nach Miami, schrieb sich im Gemeindekolleg ein, und belegte Kurse, die ihm belegenswürdig erschienen. Er wollte herausfinden, was am besten für ihn geeignet war. „Zwei Tage im Buchführungsunterricht überzeugten mich davon, dass ich dafür geschaffen war,“ erinnert er sich. „Es fiel mir unglaublich leicht. Quasi ein Kinderspiel.”
Er wechselte in ein kaufmännisches Studienprogramm über, verbesserte seine Zensuren und ging dann an die Universität Miami, wo er im Bereich Buchhaltung ein Diplom mit Auszeichnung erzielte. Später machte er an der University of Florida seinen Betriebswirt im Bereich Gesundheitswesen und Krankenhausverwaltung.
Inzwischen hatte das Rassin Hospital in den Bahamas nach mehreren erfolgreichen Jahrzehnten finanzielle Einbrüche erlitten. Nachdem die Bahamas 1973 ihre Unabhängigkeit erhielten, verließen zahlreiche, im Ausland lebende Briten, einschließlich vieler Patienten des Krankenhauses das Land. Zu diesem Zeitpunkt kehrte Rassin, nun mit mehreren Jahren Erfahrung in der Krankenhausverwaltung (hauptsächlich an Miamis Mount Sinai Medical Center) erneut nach Nassau zurück, und zwar mit seiner ersten Frau und ihren Kindern Pascale, Michele und Anthony. Sein Ziel war es, das Land mit der besten modernen Medizin zu versorgen – und der Zielort seines Wirkens war das umgestaltete Rassin Hospital.
Charles Diggiss, der heutige Leiter des Doctors Hospital (wie die umgestaltete Einrichtung heute heißt), arbeitete Ende der 1980er-Jahre Schichten auf der dortigen Unfallstation, als er als chirurgischer Assistenzarzt an diesem öffentlichen Krankenhaus tätig war. „Barry betrieb ein Krankenhaus um die Ecke vom öffentlichen Krankenhaus,“ erklärt Diggiss. „Er besaß die Courage, sich dieser Herausforderung zu stellen. Es bestand keine Erfolgsgarantie, dafür garantierte Frustration und garantierte Skepsis von Seiten der Ärzte.”
Im Nachhinein erinnert sich Rassin an die Herausforderungen, die sich ihm stellten: „Es war ein Kampf mit meinen Eltern. Es war ein Kampf mit den Ärzten. Es war ein Kampf mit meiner Frau.“ Dieser ganze Druck verursachte das Scheitern seiner ersten Ehe, erläutert er. Doch die Freundschaften, die er über Rotary geschlossen hatte, stählten seine Entschlossenheit, sich bei seinem Vorhaben nicht beirren zu lassen. „Und so erhielt ich den Rückhalt einer Gruppe von Bürgern in den Bahamas, die die Notwendigkeit dieser Maßnahme bestätigten.”
Mehrere Jahre zuvor war Rassin für American Medicorp in Hollywood, Florida tätig, als ein Arzt ihn aufforderte, Rotarier zu werden. Rassin lehnte dankend ab. „Ich hielt ihn für mindestens 70,“ erläutert er. „Ich war 30. Es heißt, dass wir keine neuen Mitglieder bekommen, weil wir nicht zur Mitgliedschaft auffordern. Aber es geht nicht nur ums Auffordern. Ich war aufgefordert worden. Ich wollte einfach nicht beitreten.“
Als er nach Nassau umzog und bei einer Fundraising-Aktion für den East Nassau-Club John Robertson traf, machte er seine vorherige Entscheidung hinsichtlich Rotary rückgängig. Robertson half mit, und Rassins Töchter Pascale und Michele nahmen ebenfalls daran teil. Die zwei Männer unterhielten sich, und am Ende des Gesprächs nahm Rassin Robertsons Einladung zu einem Mittagessen bei Rotary an. Sieben Jahre später, 1987, war Rassin der Präsident des Clubs. Michele, das erste weibliche Mitglied des Clubs, übernahm 2009 das Ruder.
Rassins Aufstieg in der Karriereleiter von Rotary überschnitt sich mit seinem Plan der Umgestaltung des Rassin Hospital. 1986 erzielte er gemeinsam mit einer Gruppe von Ärzten den Erwerb des Krankenhauses von Meyer Rassin und die Schaffung des frisch getauften Doctors Hospital. 1993 setzte es unter Rassins Leitung eine 8.5 Millionen USD teure Erweiterung um und gilt heutzutage als eines der führenden Krankenhäuser in der Karibik.
Im Rahmen all dieser Ereignisse änderte sich Rassins Privatleben ebenfalls, als er Esther Knowles kennenlernte und 1990 heiratete. Esther, selbst eine erfolgreiche Bankkauffrau, beteiligte sich engagiert am rotarischen Leben ihres Mannes. Als er im Jahr 1991/1992 Distrikt-Governor war, begleitete Sie ihn auf einer sechsmonatigen Odyssee, im Laufe derer er jeden Club in jedem Land des Distrikts besuchte. Über ihre gegenseitige Wertschätzung und ihr partnerschaftliches Miteinander besteht kein Zweifel, wenn man sie zusammen sieht. „Esther hat schon immer dafür gesorgt, dass mir nichts zu Kopf steigt,” sagt Rassin. „Sobald sie den Eindruck hat, dass mein Ego mal wieder auf dem Vormarsch ist, sorgt sie dafür, dass ich wieder auf den Boden der Tatsachen gelange. Nach jeder Rede bitte ich Esther um ihr Urteil, falls sie anwesend war. Sie ist die einzige, die mir ehrlich ihre Meinung sagt.“
Rassin trat 2016 als Präsident des Krankenhauses zurück, sitzt jedoch weiterhin im Vorstand. Im Nachhinein war die Verwirklichung seines Traums den langen Kampf wert. „Im Leben muss man eben Risiken eingehen,“ betont er. „Dazu sind wir hier: Wir sollen nicht demselben ausgetretenen Pfad folgen, sondern mit unserem Messer die Büsche beschneiden und einen neuen Weg bahnen. Die Leute hier bekamen zuvor keine gute Gesundheitsversorgung. Und die wurde dringend benötigt.“
„Eines der nennenswertesten Dinge im Zusammenhang mit dieser Reise ist die Beobachtung seines vollkommenen Engagements für das Doctors Hospital bei gleichzeitigem unermüdlichen Einsatz für Rotarier,“ so Charles Sealy, der Rassin über Rotary kennenlernte und seine Nachfolge als Präsident des Krankenhauses antrat. „Zu beobachten, wie jemand beides jonglieren kann – allerdings ist „jonglieren“ wahrscheinlich das falsche Wort, denn er widmete sich beidem ohne Wenn und Aber.“
Im Krankenhaus wie auch bei Rotary wird gilt Rassin sowohl als Visionär als auch detailorientierter Verwalter. Weiterhin loben sie ihn als wertvollen Mentor. „Er weiß Führungsgeschick zu erkennen,” erklärt Felix Stubbs, ein Vorstandsmitglied des Doctors Hospital, der Rassin die Schaffung von Gelegenheiten zuschreibt, die zu Stubbs` eigener Arbeitsperiode als Governor des Distrikts 7020 führte. „Wenn er bei jemandem für Rotary wertvolle Fähigkeiten erkennt, sorgt er dafür, dass derjenige gefördert wird. Genauso verfuhr er beim Doctors Hospital. Er erkannte bei Jüngeren wertvolles Führungsgeschick und förderte sie – was dazu führte, dass er sich zurückziehen und seine Zeit ausschließlich Rotary widmen konnte.”
Wie es sich für eine Inselorganisation so gehört, trifft sich der Rotary Club East Nassau innerhalb eines mit Holzpaneele verkleideten Zimmers eines Jachtclubs. Die Wände sind mit Segelbootbildern geschmückt. Sir Durward Knowles, der bis zu seinem Tod im Februar als der weltälteste lebende Olympiateilnehmer regierte (er erhielt 1956 bzw. 1965 eine Bronze- bzw. Goldmedaille im Segeln), war ein aktives Mitglied des Clubs.
In vielerlei Weise handelt es sich hierbei um den idealen Rotary-Club des 21. Jahrhunderts: Sechzig Prozent seiner Mitglieder sind jünger als 50, und ein Mitglied ist sowohl Rotarier als auch Rotaracter. Bei einem Treffen im Oktober waren so viele Frauen in Führungspositionen zugegen, dass in der ersten halben Stunde kein Mann ans Rednerpult trat. Auf der Tagesordnung: Vergabe von Anwesenheitsauszeichnungen. Rassin erhält einen für 100% Anwesenheit in 30 Jahren. Seit seinem Beitritt 1980 hat er nur ein Treffen verpasst.
Obwohl sich Rotary seit 40 Jahren wie ein roter Faden durch sein Leben zieht, hatte er nie vor, eines Tages Präsident von Rotary International zu werden. Er scheute sich sogar davor, seinen Namen in den Hut zu werfen. Doch erläutert er, dass, “die Bahamas und die Karibik noch nie einen Präsidenten hatten, und dass die Rotarier der Meinung waren, ich solle meinen Namen in den Hut werfen und sie repräsentieren. Mir wurde klar, dass sie sich Rotary zugehörig fühlen wollen, und ich war in der Lage, dies zu ermöglichen. Ich schuldete es ihnen sozusagen.“
Sam F. Owori, ein Mitglied des Rotary Clubs Kampala (Uganda) war 2016 als Präsident von Rotary für 2018/2019 nominiert worden. Nachdem er im Jahr 2017 unerwartet an den Folgen eines chirurgischen Eingriffs starb, wurde Rassin dazu auserwählt, an seiner Stelle RI-Präsident zu werden.
Unter den ersten, die Rassin anrief, war John Smarge, ein RI Past-Direktor aus Florida, der als Oworis Aide fungiert hatte. Rassin bat Smarge, sich auch für ihn als Aide zur Verfügung zu stellen. „Er sagte gleich zu Beginn: „Ich möchte, dass die Erinnerung an Sam weiterlebt und möchte, dass Sie mir dabei helfen,“ erinnert sich Smarge.“ „Barry war zu diesem Zeitpunkt für diese Position ideal qualifiziert. Durch ihn wird die Erinnerung an Sam hell erstrahlen.“
Smarge und Rassin kennen sich seit zwanzig Jahren. Sie entstammen derselben Rotary-Zone und fungierten etwa zur gleichen Zeit als Governors. Nach dem Erdbeben in Haiti arbeiteten sie Hand in Hand und waren für die Handhabung des Katastrophenfonds für Haiti-Erdbebenhilfe (Haiti Earthquake Relief Fund), ein über die Foundation eingerichteter, Projekte von insgesamt 6,5 Millionen USD unterstützender DAF verantwortlich. „Barry Rassin gilt in Haiti quasi als Prominenter – anders lässt es sich nicht sagen” erklärt Smarge. „Er ist prominent, weil jedermann weiß, was er für das Land getan hat.“
Rassin mag wohl als Rotary-Prominenter und der Stolz der Karibik gelten, doch scheut er laut seinem Freund Felix Stubbs das Scheinwerferlicht und hält sich einfach für den Mann von nebenan. Als Leiter des Doctors Hospital schlenderte er des Öfteren in kurzen Hosen und Badelatschen bekleidet durch die Krankenhausflure. Bei seinem jüngsten Besuch, diesmal in eleganter Kleidung, machten alle - angefangen beim Empfang bis hin zur Ärzten und Krankenschwestern - halt, um ihn zu begrüßen. Eine Frau kam sogar auf ihn zu und umarmte ihn. Eine weitere lächelte und rief: „Du siehst klasse aus, Barry!“
Das war keine respektlose Anrede, sondern entsprachen den Vorgaben. In den frühen 90-er Jahren bat Rassin (d.h. Barry) alle Mitarbeiter des Krankenhauses, ihre Kollegen mit ihrem Vornamen anzureden. Er erinnert sich, dass „eine Haushälterin mich fragte, ob sie mich wirklich „Barry“ nennen dürfe. Ich sagte: „Selbstverständlich!“ „Hm,“ antwortete sie, „dann werde ich es nur flüstern, weil es mir einfach unangenehm ist.“
„Wir befinden uns alle auf derselben Ebene,“ fährt Rassin fort. „Wir erfüllen nur unterschiedliche Aufgaben. Der einzige Unterschied ist, dass ich dieses Jahr die Aufgabe des Präsidenten zu erfüllen habe, aber alle Rotarier erfüllen die rotarische Aufgabe, was auch meine Aufgabe ist. Wir ziehen alle an demselben Strang. Wir alle müssen zusammenarbeiten, gleichgültig, welche Aufgabe uns zukommt.“
Die Bahamas sind für ihre schwimmenden Schweine bekannt (ja, Google, das stimmt wirklich), doch Barry and Esther Rassin wäre es lieber, wenn einem anderen Tier mehr Aufmerksamkeit gewidmet würde. Das Land beheimatet die weltweit größte Brutpopulation karibischer Flamingos, einer Tierart, die Mitte des 20. Jahrhunderts bis an den Rand des Aussterbens gejagt wurde. Im Ardastra Gardens-Zoo und Botanischen Garten in Nassau marschieren die Vögel mehrmals täglich durch ein Rondell, halten für Fotogelegenheiten mit begeisterten Besucher ein, die auf einem Bein balancieren, um ihre neuen Freunde zu imitieren. Rassin besuchte den Zoo als Kind und kam mit seinen Kindern und Enkeln oft hierher zurück.
Die letzte Vorführung des Tages findet statt, wonach Barry und Esther kurz für eine Fotoaufnahme mit den Flamingos zurückbleiben. Danach begrüßen sie den „Ausbilder“ der Vögel - den Betriebsleiter des Zoos/Botanischen Gartens, der ebenfalls Rotarier ist, als Esther plötzlich etwas einfällt: Sie haben nicht wie alle anderen auf einem Bein gestanden.
Gemeinsam mit ihrem Mann, dem frischgebackenen hochrangigen Präsidenten von Rotary, prescht sie zurück zum Rondell. Die kreischenden, korallenroten Vögel scharen sich um sie. Barry und Esther breiten ihre Arme aus, und heben ein Bein an. Sie sehen sich an und brechen dann in schallendes Gelächter aus, und es scheint kurz, als könnten sie dort ewig in perfekter Balance verharren.
RI-Präsident 2018/19 Barry Rassin verkündet sein Jahresmotto „Sei die Inspiration“ auf der International Assembly von Rotary.
Das Motto des Präsidenten
Präsident Barry Rassin möchte, dass die Rotary-Mitglieder die Inspiration sind.