Die Ratstagung findet alle drei Jahre statt, um über Vorschläge zur Weiterentwicklung der Organisation abzustimmen
Delegierte von Rotary-Distrikten aus aller Welt kamen zum Gesetzgebenden Rat 2025 zusammen und stimmten unter anderem nach langer Debatte für eine Beitragserhöhung. Sie beschlossen zudem, dass Clubs auch mit weniger Mitgliedern gegründet werden können. Auf dem Rat, der vom 13. bis 17. April in Chicago, Illinois, USA, stattfand, treffen sich die Mitglieder von Rotary alle drei Jahre, um über Vorschläge zur Weiterentwicklung der Organisation zu diskutieren und abzustimmen.
Die bei weitem umstrittensten Punkte dieser Sitzung waren die Beitragserhöhung, um mit den steigenden Kosten Schritt zu halten, und der Vorschlag, jährliche Distriktkonferenzen fakultativ zu machen.
Die Präsidentin von Rotary International, Stephanie A. Urchick, gab am Eröffnungstag den Ton für den Rat an und betonte den interkulturellen und kooperativen Charakter von Rotary. "Dieser Rat repräsentiert das Herzstück des demokratischen Prozesses von Rotary und das Beste unseres internationalen Geistes", sagte Urchick zu den rund 480 Delegierten und Beobachtern des Rates. "Die Versammlung ist eine der stärksten Ausdrucksformen des Multikulturalismus in Rotary. Hier kommen Stimmen aus allen Teilen der Welt zusammen - nicht um zu konkurrieren, sondern um zusammenzuarbeiten."
Die Vertreter genehmigten eine Erhöhung der Beiträge, die jedes Rotary-Mitglied an Rotary International zahlt, um 3,50 USD, was bedeutet, dass die Beiträge von 82 USD für 2025/26 auf 85,50 USD für 2026/27 steigen werden. In den beiden Folgejahren werden die Beiträge um jeweils weitere 3,75 USD erhöht. Eine fünfjährige Finanzprognose, die den Vertretern zu Beginn jeder Ratstagung vorgelegt wurde, prognostizierte, dass RI ohne jegliche Erhöhung bis zum Jahr 2029/30 ein Defizit von 42 Millionen US-Dollar aufweisen würde. Die Richtlinien der Organisation verlangen einen ausgeglichenen Haushalt.
"Die Beiträge sind die Hauptfinanzierungsquelle für alles, was wir tun", erklärte Trichur Narayan "Raju" Subramanian, Mitglied des Zentralvorstands von RI, vor der Ratstagung. "Damit werden wesentliche Dienstleistungen für Ihre Clubs, Mitglieder und Distrikte erbracht. Da die Inflation die Kosten immer weiter in die Höhe treibt, müssen wir dafür sorgen, dass die Beiträge Schritt halten."
"Die Welt braucht Rotary mehr denn je", schloss Subramanian. "Es liegt in Ihren Händen, die Zukunft unserer Organisation zu sichern." Die Befürworter der Beitragserhöhung betonten auch, dass RI weiterhin Kosten einsparen muss und wird, da die Organisation neue Wege findet, um effizienter zu sein. Die Beitragserhöhung, die sich auf etwa 4 % pro Jahr beläuft, liegt unter der globalen Inflationsrate für 2024.
Die Gegner erklärten jedoch, dass Beitragserhöhungen von einer Mitgliedschaft abhalten, die wiederum das Lebenselixier von Rotary ist. Einige argumentierten auch, dass die Informationen, die RI den Vertretern zur Verfügung gestellt hat, nicht detailliert genug waren und forderten mehr Transparenz. "In den letzten 10 Jahren sind die Mitgliederzahlen gesunken", sagte Shobee Tone, Vertreter des Distrikts 2650 (Japan), der darauf hinwies, dass der Mitgliederschwund infolge von Beitragserhöhungen kleinere Clubs am meisten trifft. Er sagte, RI brauche mehr Effizienz und weniger Personal.
Die Beitragserhöhung setzte sich nach einer 45-minütigen Debatte und einem gescheiterten Versuch, die Entscheidung um bis zu drei Monate zu verschieben, durch.
Der Rat stimmte auch einer Maßnahme zu, die die Gründung von Clubs mit nur 15 statt 20 Mitgliedern ermöglicht. Die Befürworter sagten, dass diese Änderung die Hürden für die Gründung neuer Clubs beseitigen und Rotary helfen würde, zu wachsen und seine Reichweite durch die Erprobung innovativer Clubmodelle zu vergrößern.
Ken Schuppert, der Vorsitzende des Rates, dankte den Vertretern für ihre harte Arbeit und sagte, dass die von ihnen angenommenen Maßnahmen Rotary stärker machen werden. "Sie haben über eine Gesetzgebung beraten und abgestimmt, die Rotary verändern und in die Zukunft führen wird", sagte er.
Weitere Maßnahmen des Rates:
- Er stimmte nach einer ausführlichen Debatte dafür, die Abhaltung einer jährlichen Distriktkonferenz fakultativ zu machen.
- Abgelehnt wurden zwei Maßnahmen zur Festlegung einer Altersgrenze für Rotaracter. Die Gegner verwiesen auf die geringe Anzahl der derzeitigen Rotaracter über 40 Jahre und argumentierten, dass eine Altersgrenze unnötig sei und dass solche Beschränkungen Mitglieder aus Rotary verdrängen könnten.
- Abgelehnt wurde die Begrenzung der Anzahl der Ehrenmitglieder eines Clubs auf 5 % der aktiven Mitglieder des Clubs. Die Gegner wiesen darauf hin, dass viele Clubs die Ehrenmitgliedschaft nutzen, um mit ehemaligen Mitgliedern in Kontakt zu bleiben, z.B. mit langjährigen Rotariern, die wertvolle Fachkenntnisse anbieten können.
- Der Rat genehmigte eine Maßnahme, die es dem Zentralvorstand erlaubt, weitere neue Governance-Modelle zu testen, die über die vor drei Jahren genehmigten hinausgehen. Diese werden derzeit bei Rotary International in Großbritannien und Irland sowie in Neuseeland und Australien erprobt. Die Befürworter wiesen darauf hin, dass das System der Governor/innen, die den Distrikten vorstehen, auf die Anfangszeit von Rotary zurückgeht. Sie sagen, dass die Erprobung neuer Governancemodelle Rotary helfen kann, sich an zukünftige Bedürfnisse anzupassen und neue Führungskräfte auszubilden und zu entwickeln.
- Der Rat stimmte zu, dass der Zentralvorstand bei der Festlegung der Zonengrenzen neben der Anzahl der Rotary-Mitglieder auch die Kultur und Sprache berücksichtigen kann.
- Er stimmte dafür, dass die zu Beginn jeder Ratstagung vorgelegte Fünfjahres-Finanzprognose Aktualisierungen zu spezifischen Prozessverbesserungen und Kostensenkungsmaßnahmen von RI enthalten muss. In einer ähnlichen Maßnahme genehmigte der Rat die Beauftragung einer regelmäßigen professionellen Analyse von Prozessen und Kostenstrukturen in der Verwaltung von RI.
- Er genehmigte die Umbenennung des Presidents elect Training Seminars in Presidents elect Learning Seminar und der District Training Assembly in Club Leadership Learning Seminar. Diese Maßnahme ist Teil eines Kulturwandels von Ausbildung/Training zum Lernen, um Menschen zu engagieren und zu befähigen. Die entsprechenden Namen werden derzeit aktualisiert.
Ein Abschlussbericht (Report of Action) mit einer Zusammenfassung der Gesetzgebung wird den Clubs zugesandt, die dann mindestens zwei Monate Zeit haben, um Einspruch gegen die Maßnahmen des Rates zu erheben. Die Verabschiedung von Gesetzen durch den Rat wird ausgesetzt, wenn Clubs, die mindestens 5 % der möglichen Clubstimmen repräsentieren, Einspruch erheben.
Download der vorläufigen Abstimmungsergebnisse.
— April 2025