Rotary hilft Frauen beim Aufbau von Karrieren

Weibliche Mitglieder knüpfen berufliche Kontakte, entwickeln neue Fähigkeiten und werden dazu inspiriert, sich ehrgeizige Ziele zu setzen

Text: Etelka Lehoczky mit Beiträgen von Seoha Lee

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Als an einem Tag im Juli ein Online-Meeting von Rotary beginnt, wird schnell klar, dass es in jeder Hinsicht typisch ist, außer in einer. Auf dem Bildschirm erscheinen bunte Quadrate, die jeweils ein Mitglied aus einer anderen Ecke der Welt zeigen. Sie kommen aus Nigeria, Kanada, Thailand, Norwegen und mehr als einem Dutzend anderer Länder — und alle sind Frauen.

Heute geht es um die Frage, wie sich die Mitgliedschaft in Rotary auf die Karriere der Teilnehmerinnen ausgewirkt hat. Einige der Frauen erzählen, wie sie von Rotary-Projekten, Clubs oder Stipendien profitiert haben.

"Mein Rotary Ambassadorial Scholarship hat mir geholfen, von Zeitungen zu Fernsehen und Radio zu wechseln", sagt RI-Direktorin Eve Conway-Ghazi, eine Journalistin aus England. "Durch einen Rotary-Kontakt begann ich, Dokumentarfilme über die Bekämpfung von Brustkrebs in Pakistan zu drehen."

Andere sprechen von den Fähigkeiten, die sie durch die Arbeit an Rotary-Projekten erworben haben.

"Ich bin reifer geworden, indem ich in verschiedene Gemeinwesen gegangen bin und ihre Probleme verstanden habe", sagt Geeta Manek, Past Trustee der Rotary Foundation, die in Kenia lebt. "Wäre ich nicht Mitglied von Rotary gewesen, hätte ich vielleicht hier und da einen kleinen Scheck gespendet, aber ich hätte nicht verstanden, vor welchen Herausforderungen diese Gemeinwesen stehen und wie wir die Ursachen angehen können."

Dies ist eine Netzwerkgruppe von etwa 35 Frauen, die Rotary als Direktorinnen, Kuratoriumsmitglieder oder in anderen Führungspositionen gedient haben. Sie wurde während der COVID-19-Pandemie von Johrita Solari, einer ehemaligen Direktorin und RI-Vizepräsidentin aus den Vereinigten Staaten, organisiert. Die Diskussionen sind in der Regel sehr breit gefächert und reichen von laufenden Projekten bis hin zu persönlichen und beruflichen Fragen.

"Es geht darum, Gespräche darüber zu führen, wie wir besser werden und uns gegenseitig unterstützen können", sagt Solari.

Diese Zusammenkunft ist nur eine der vielen Möglichkeiten, wie Frauen in Rotary wertvolle berufliche Beziehungen knüpfen. Einige schließen sich der Rotary Means Business Fellowship an, die das Networking erleichtert. Andere schließen sich Rotary-Aktionsgruppen an oder nehmen an Rotary-Freundschaftsaustauschen teil, um Kontakte zu knüpfen. Viele Frauen sagen, dass Rotary ihnen hilft, berufliche Kontakte zu knüpfen, ihre Fähigkeiten zu erweitern und - was vielleicht am wichtigsten ist - die Inspiration zu finden, sich höhere Ziele zu setzen.

Eine unvollkommene Geschäftswelt

Die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und neue Fähigkeiten zu erwerben, ist für Frauen in der Geschäftswelt besonders wichtig. Obwohl Frauen in vielen Ländern ihren Platz in der Arbeitswelt gefestigt haben, stoßen sie immer noch auf Hindernisse beim beruflichen Aufstieg. Weltweit sind nach einem Bericht der Karriereplattform LinkedIn schätzungsweise weniger als ein Drittel der Führungspositionen in Unternehmen von Frauen besetzt. Und das, obwohl die Hälfte oder mehr der Einstiegspositionen mit Frauen besetzt sind.

"Da wir eine überwiegend patriarchalische Gesellschaft sind, denke ich, dass sich Männer in der Berufswelt eher zu ihren männlichen Kollegen hingezogen fühlen als zu Frauen", sagt Sybil Bailor, eine ehemalige Clubpräsidentin aus Sierra Leone. Sie arbeitet im Projektmanagement und leitet ein Boutique-Hotel. "Es gibt bestimmte gesprochene oder unausgesprochene Gebote und Verbote, wenn man auf Männer zugeht, wenn es um Netzwerke und Geschäfte geht", fügt sie hinzu.

Diese Protokolle werden den Frauen oft nicht klar gemacht, und es gibt noch andere Herausforderungen. Die einzige Frau in einer Sitzung wird sich selbst dann Notizen machen, wenn sie ranghöher als einige der anwesenden Männer ist. Führungskräfte treffen sich nach der Arbeit vielleicht an Orten, die für Frauen weder einladend noch angenehm sind. Vielleicht gibt es ungeschriebene Regeln darüber, was Frauen tragen sollten. Das erfuhr eine Rotarierin, als sie ihren neuen Job in einer britischen Anwaltskanzlei antrat. "Ich war die Leiterin der zuständigen Abteilung für die Türkei, also habe ich auf meine Kleidung geachtet", sagt Funda Göğebakan, die Präsidentin eines Clubs in der Türkei. "An meinem ersten Tag hatte ich ein rotes Kleid an. Sie sagten: 'Ja, Sie sehen gut aus. Aber nach den Regeln unserer Firma raten wir Ihnen dringend, graue oder schwarze Kleider zu wählen.'"

Die "ursprüngliche Netzwerkorganisation"

Eine Quelle der Frustration für Frauen in einigen Ländern ist der Ausschluss von gesellschaftlichen Veranstaltungen außerhalb der Arbeit. Deshalb ist es wichtig, andere Gelegenheiten zum Networking zu finden, sagt Hyun-Sook Lee, eine ehemalige Präsidentin eines Clubs in Korea. "In Korea sind Zusammenkünfte nach der Arbeit, vor allem wenn Alkohol im Spiel ist, ein wichtiger Bestandteil des beruflichen Networkings und des Informationsaustauschs", sagt Lee, die eine lokale Filiale einer Kinokette leitet. "Bei diesen Zusammenkünften wurden oft Beziehungen geknüpft und wichtige Informationen ausgetauscht. Ich trinke keinen Alkohol und habe diese Veranstaltungen nur selten besucht, was mir manchmal das Gefühl gab, wichtige Gelegenheiten zum Knüpfen von Kontakten und zur Förderung meiner Karriere zu verpassen."

Hier kommt Rotary ins Spiel. Die Mitgliedschaft in Rotary bietet nicht nur die Möglichkeit, berufliche Kontakte in gemischten Gruppen zu knüpfen, sondern auch viele andere Gelegenheiten zum Networking. Etwa zwei Drittel der weiblichen Mitglieder, die an Rotary-Aktionsgruppen, Rotary-Fellowships oder Freundschaftsaustauschen teilnahmen, taten dies zum Teil, um berufliche Kontakte zu knüpfen. "Rotary war die ursprüngliche Networking-Organisation", sagt RI-Präsidentin Stephanie A. Urchick, die aus den Vereinigten Staaten stammt. "Das Grundprinzip des Networking war schon immer dasselbe: Es geht um den Aufbau von Beziehungen. In Rotary teilen die Mitglieder die Einstellung, dass sie die Welt besser machen wollen. Das ist in anderen Kreisen nicht immer der Fall."

Die Internationalität von Rotary bietet auch viele Möglichkeiten. Die ehemalige Direktorin Suzi Howe, die eine Montessori-Schule in den USA gegründet hat, berichtet, dass sie ihre rotarischen Verbindungen oft genutzt hat, um ihre Schüler/innen mit internationalen Gästen bekannt zu machen. "Ich hatte einen Austauschschüler aus Russland zu Besuch und einen Kinderchor aus Nicaragua", sagt Howe. "Die Internationalität von Rotary ist ein großes Geschenk."

Wie ein unbezahlbarer MBA

Viele Frauen schreiben Rotary zu, dass es ihnen hilft, sich als Führungskraft zu entwickeln. Nicki Scott, eine ehemalige RI-Direktorin und Vizepräsidentin aus England, sagt in dem Online-Meeting, dass Rotary Frauen helfen kann, ihre Angst vor der Übernahme von Verantwortung zu überwinden. "Wenn man mutig genug ist, eine Führungsrolle zu übernehmen, lernt man so viel. Es ist ein unbezahlbarer MBA für Führungsqualitäten", sagt Scott.

Für Frauen, die ein Unternehmen besitzen, bietet die Mitgliedschaft in Rotary die Möglichkeit, von anderen Unternehmerinnen zu lernen. Manjoo Phadke, die 2024 die Rotary-Auszeichnung Sylvia Whitlock Leadership Award erhielt, sagt, dass die meisten Mitglieder in ihrem Bezirk Unternehmer sind. "Nur sehr wenige von ihnen arbeiten für jemand anderen. Sie haben also schon alles gesehen und alles gemacht", sagt Phadke, Past Governorin aus Indien, die eine Berufsschule für Schüler/innen mit geringem Einkommen leitet.

Andere sagen, dass der Führungsstil, den sie bei Rotary lernen, stärker ist als der, der in der Unternehmenswelt üblich ist. "Wenn man in einem Unternehmen arbeitet, kann man den Leuten Befehle erteilen — aber nicht, wenn man bei Rotary ist", sagt Joanne Kam, eine Past Governorin aus Singapur. Sie arbeitet in der Immobilienbranche und hat ein Wellness-Unternehmen gegründet. "Man gibt keine Gehälter aus. Jede/r ist hier, um einen Dienst zu leisten. Man muss also auf eine andere Art und Weise inspirieren und motivieren."

Ein weiterer Vorteil von Rotary ist die Mentorenschaft, an der es Frauen in ihrem Berufsleben oft mangelt. Nur etwa 27% der Frauen in Führungspositionen auf der ganzen Welt geben an, jemals eine/n offizielle/n Mentor/in gehabt zu haben, so eine Studie aus dem Jahr 2024 des Beratungsunternehmens DDI. Im Vergleich dazu sind es 38% der Männer.

"Eines der wichtigsten Dinge, die wir bei Rotary füreinander tun können, ist Mentoring", sagt Urchick. Mit diesem Thema ist sie vertraut, nachdem sie jahrzehntelang sowohl in der Hochschulverwaltung als auch als Führungsberaterin tätig war. "Es kann innerhalb des Clubs sein. Es kann im Gemeinwesen sein. Es gibt einige Rotary Clubs, die Mentoring in High Schools oder Middle Schools anbieten."

Letztendlich ist es klar, dass die Mitgliedschaft in Rotary etwas vermittelt, das vielleicht noch wertvoller ist als berufliche Kontakte oder geschäftliche Lektionen: ein Gefühl der Möglichkeit, das viele Frauen nicht hatten, bevor sie beitraten. Dieser Geist durchdringt auch das heutige Online-Meeting. Die Teilnehmerinnen hatten geplant, über berufliche Erfolge zu sprechen, aber nur wenige beschränken sich auf diese enge Definition von persönlicher Zufriedenheit. Sie sprechen nicht nur von Verbindungen und Möglichkeiten, sondern auch von Inspiration und Fantasie. Die einzigartige Kombination von Beziehungen und Diensten, die Rotary bietet, hat etwas, das ihren Blick für das, was sie erreichen können, schärft. "Ich persönlich habe dadurch gewonnen, dass ich einfühlsamer, toleranter und geduldiger geworden bin. Das alles lernt man bei Rotary", sagt Manek. "Es beginnt mit Vertrauen. Bei Rotary geht es um so viel mehr als nur um die Durchführung von Projekten. Wir befähigen uns gegenseitig."

Erfahren Sie mehr darüber, wie Rotary Unternehmertum von Frauen und Networking für seine Mitglieder fördert.

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