Rotaract: Starke Zahlen
Allen Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie zum Trotz engagierten sich zahlreiche Mitglieder in den Rotaract Clubs rund um den Globus für die verschiedensten Anliegen - von der Gesundheitsvorsorge über den Umweltschutz bis hin zum Kampf gegen Armut. Durch die Notwendigkeit, die Projektorganisation virtuell abzuwickeln, nutzten viele Clubs die Gelegenheit, Rotaract-Mitglieder aus anderen Ländern zur Unterstützung einzuladen. Die folgenden Beispiele zeigen, dass sich ein internationales Netzwerk hervorragend einsetzen lässt, um die Wirkung eines Projekts zu vergrößern.
Der Aufruf zur Projekthilfe ging von Neuseeland aus, und Rotaracter aus Dänemark, Jamaika, Mexiko und Uganda folgten ihm. "Sie wurden durch unsere Geschichte inspiriert und sagten: 'Wir wollen uns daran beteiligen. Wir wollen dazu beitragen, dass diese Krankheiten ausgerottet werden", sagt Becky Giblin, Mitglied des Rotaract Clubs Auckland City, Neuseeland. Und so nahmen Rotaracter im Oktober und November 30 Tage lang an Staffelläufen teil, machten Yoga am Strand, tanzten und absolvierten Liegestützherausforderungen und sorgten für Aufmerksamkeit - und umgerechnet fast 5.000 Euro - für ein Projekt zur Impfung von 100.000 Kindern in neun Ländern und Gebieten gegen drei tödliche Krankheitserreger.
Das Ziel von Give Every Child a Future ("Gib jedem Kind eine Chance"), einem von Rotary Clubs in Neuseeland und Australien organisierten Projekt, ist es, jedes Kind in neun pazifischen Ländern und Territorien gegen Rotaviren, Pneumokokken und humane Papillomaviren (HPV) zu impfen. Die Impfungen gegen Rotaviren und Pneumokokken können Erkrankungen und Todesfälle durch Gastroenteritis, Lungenentzündung, Meningitis und Bakteriämie verringern. Bei heranwachsenden Mädchen kann die HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs im späteren Leben verhindern.
Die Weltgesundheitsorganisation berichtet, dass Durchfall und Lungenentzündung die häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren sind. Und auf den Cook-Inseln, Kiribati, Nauru, Niue, Samoa, Tokelau, Tonga, Tuvalu und Vanuatu, wo die Gebärmutterhalskrebsraten hoch sind, "haben sie nicht die Behandlungsmöglichkeiten, die wir in den USA, Australien und Neuseeland haben", sagt Jackie Hinchcliff, Mitglied des Rotary Clubs Auckland, der die Impfaktion anführt.
Hinchcliff zeigte sich beeindruckt von dem Engagement der Rotaracter für das Projekt, denn die Idee, sich an dem Projekt zu beteiligen, kam von ihnen. "Ich finde, was sie getan haben, ist absolut erstaunlich. Und sie wurden nicht von unserem Ausschuss oder ähnlichem angesprochen. Es war nicht so, dass wir gesagt hätten: 'Hey, ihr müsst das machen.' Das war ein Basisprojekt, das ihnen ans Herz gewachsen ist. Und sie sagten: 'Das ist es, was wir tun wollen.'"
In Zahlen
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512
Rotary-Distrikte (98%) haben mindestens einen Rotaract Club.
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342
Rotary-Distrikte sind Mitglied einer MDIO (Multi-District Information Organization).
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66%
der Distrikte mit mindestens einem Rotaract Club sind Mitglied in einer MDIO.
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87%
aller Rotaracter/innen sind Mitglieder eines Rotary-Distrikts, der zu einer MDIO gehört.
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78%
der MDIOs bieten Führungstraining für Rotaract Clubs an und 83% bieten Schulungen für Rotaract-Distriksprecher an.
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74%
der MDIOs organisieren distriktübergreifende Hilfsprojekte. Die beliebtesten Projekte sind Umweltschutz, Bekämpfung der Kinderlähmung und Bildungsförderung.
Das Impfprojekt, das dank der Bemühungen der Rotaracter zusätzliche 4.000 NZ-Dollar an Unternehmenszuschüssen erhalten hat, erinnert auch an 100 Jahre Rotary in Australien und Neuseeland, ein Jubiläum, das 2021 gefeiert wird. Die Rotaracter organisierten "Move for GECAF", eine Kampagne, die zu körperlichen Aktivitäten anregte, um in den sozialen Medien für die Impfkampagne zu werben.
Durch Fotos und Videos ihrer sportlichen Leistungen in den sozialen Medien verbreiteten die Rotaracter ihre Botschaft über die Notwendigkeit von Impfstoffen und zeigten, wie sie über Clubs und Grenzen hinweg miteinander in Kontakt treten und sich gegenseitig bei ihren Projekten unterstützen. Diese Bemühungen wurden durch die COVID-19-Einschränkungen beschleunigt, die viele Clubs dazu veranlassten, sich virtuell zu treffen und ihre Ziele über soziale Medien und Zoom zu diskutieren.
Wie in Neuseeland haben auch Rotaracter in Ländern wie Brasilien, Deutschland, Indien und der Türkei das internationale Rotaract-Netzwerk zur Unterstützung von Projekten mobilisiert. Ein Beispiel ist der Baum der Generationen, eine Rotaract-Initiative zur Wiederaufforstung der Welt. Die Baumpflanzaktion wurde im März 2020 vom Rotaract Club Nürtingen, Deutschland, gestartet, der mit zwei Partnerclubs, dem Rotaract Club M.O.P. Vaishnav, Indien, und dem Rotaract Club Cumbayá, Ecuador, zusammenarbeitet. "Wir motivieren Clubs auf der ganzen Welt, Bäume auf gerodeten Flächen zu pflanzen, und wir stellen ihnen alles zur Verfügung, was sie brauchen", sagt der Nürtinger Rotaracter Dominik Huhndorf. Bislang wurden rund 2.000 Bäume gepflanzt, unter anderem in Deutschland, Ecuador, Indien, Mauritius und Sierra Leone.
Ein dringender Bedarf und eine effektive Lösung - wie die Schaffung einer grüneren und nachhaltigeren Welt durch das Pflanzen von Bäumen - helfen dabei, das Interesse anderer Clubs zu wecken, sagt Huhndorf, und soziale Medien sind ein guter Weg, um Partner zu finden. "Club-Websites und soziale Medien wie Instagram sind gute Plattformen, um herauszufinden, ob die Interessen eines Clubs zu denen des eigenen Projekts passen", sagt er. Er glaubt, dass jedes gut durchdachte Projekt Unterstützung finden wird. "Alles, was man für eine Zusammenarbeit braucht, ist ein gutes, vernünftiges, solides Konzept und eine hohe Motivation, es zu verwirklichen", sagt er.
Die Rotaracter des Distrikts 2420 in der Türkei haben sich mit anderen Clubs in Verbindung gesetzt, um ein laufendes Projekt zu erweitern. Seit mehr als fünf Jahren arbeiten sie daran, das Bewusstsein für die Bedeutung von Selbstuntersuchungen und Früherkennung im Kampf gegen Brustkrebs in ihrem Distrikt zu stärken. Im Jahr 2019 beschlossen die Rotaracter, das Projekt auszuweiten und arbeiten nun mit 13 Rotaract Clubs in der Türkei sowie zwei Clubs in Ghana und Brasilien zusammen. Im Oktober 2019 führten die Rotaracter vier Seminare durch, in denen sie 397 Menschen über die Bedeutung von Selbstuntersuchungen informierten. Außerdem informierten sie 256 Menschen mithilfe eines Brustmodells und Broschüren.
Die Ausweitung der Reichweite des Projekts war nicht einfach, sagt Burak Kucuk, Mitglied des Rotaract Clubs Istanbul-Sisli und Rotaract-Distriktsprecher für 2019/20. "Es hat uns viel Arbeit gekostet, unsere Projektpartner zu finden und zu lernen, wie wir mit ihnen zusammenarbeiten können. Wir haben Gelegenheiten verpasst, mit anderen großen Institutionen und NGOs zusammenzuarbeiten, weil wir uns zu spät gemeldet haben. Wir mussten hart arbeiten, um die richtigen Leute zu kontaktieren und unsere Ziele zu erreichen. Wir haben uns viel Mühe gegeben, um diese Herausforderung zu meistern." Aber sie haben auf dem Weg dorthin einige wichtige Lektionen gelernt. "Dieses Projekt hat uns gezeigt, dass wir gemeinsam sehr stark sind", sagt Kucuk, der darauf hinweist, dass die Multidistrikt-Informations-Organisationen (MDIOs) von Rotaract eine gute Möglichkeit sind, mit Ländervertretern in anderen Ländern in Kontakt zu treten.
In Indien beteiligten sich die Rotaracter im Jahr 2020 an dem sogenannten Mega Cloth Donation Drive, der von ihrem regionalen MDIO, dem South East Asian Rotaract Information Center (SEARIC), gesponsert wurde. Sie gingen eine Partnerschaft mit der Yes Bank ein, einem lokalen Bankinstitut. "Diwali, eines der größten Feste Indiens, stand vor der Tür und wir wollten, dass jeder an diesem Tag saubere Kleidung trägt", sagt Srijita Neogy vom Rotaract Club Kalkutta. "Es wurden haufenweise Kleider gespendet und in den Filialen der Yes Bank im ganzen Land gesammelt. Die nächstgelegenen Rotaract Clubs und Bankfilialen wurden angesprochen. Die Rotaracter holten dann die Kleidung in den Filialen ab und verteilten sie in Gebieten mit besonders bedürftigen Menschen."
Rotaracter treffen sich schon seit Langem zu gemeinsamen Unternehmungen und Projekten. Als die Pandemie ausbrach, trafen sich viele virtuell über World of Rotaract, eine Social-Media-Initiative, zu der auch ein Zoom-Treffpunkt gehört, in dem sich Mitglieder aus der ganzen Welt treffen, Spiele spielen, Vorträge veranstalten, Partys organisieren und Erfahrungen mit COVID-19 in ihren Ländern austauschen konnten.
Der Zoom-Treffpunkt ermöglichte es den Rotaractern auch, Ideen auszutauschen und für ihre Projekte zu werben. Die Bewegung für GECAF in Neuseeland erhielt durch die weltweite Reichweite der Plattform Auftrieb. "World of Rotaract war für uns ein unglaubliches Netzwerk, um unsere Botschaft zu verbreiten", sagt Giblin.
Philip Flindt, Präsident des Rotaract Clubs København Nord in Dänemark, stimmt dem zu. "World of Rotaract hat den Grundstein für viele internationale Freundschaften gelegt", sagt er. "Obwohl ich Becky [Giblin] nie im wirklichen Leben getroffen habe, habe ich mich stundenlang mit ihr unterhalten, sowohl über ernste Dinge als auch über Scherze, und sie ist jetzt eine gute Freundin".
Als Giblin also um Hilfe bei Move for GECAF bat, zögerte Flindt nicht, Mitglieder seines Clubs zu einem Lauf in einem Park zu versammeln, um das Impfstoffprojekt zu unterstützen; der Club sammelte etwa 2.500 NZ-Dollars. "Beckys Aufruf war für uns eine Gelegenheit zu zeigen, wie viel Rotaract-Mitglieder in kurzer Zeit erreichen können", sagt er, "und wie Rotaract- und Rotary-Mitglieder sich gegenseitig bei ihren Projekten unterstützen können."
Aus: Rotary März 2021