Seit fast 40 Jahren demonstrieren Mark Daniel Maloney und seine Familie, wie Rotary die Welt verbindet. Jetzt begibt sich der „gut gelaunte Reisende“, wie er sich selbst nennt, auf den nächsten Abschnitt seines Lebensweges: Präsident von Rotary International.
Zwei Wochen vor Weihnachten herrscht im Rotary Club Decatur im Norden des US-Bundesstaates Alabama festliche Weihnachtsstimmung. Am vergangenen Sonnabend hatten die Clubmitglieder an der Seite der Kirchengemeinde Stone River 70 Kinder zum Eierkuchen-Frühstück eingeladen und waren mit ihnen bei Target, einem Kaufhaus, einkaufen. Auf dem Montagstreffen des Clubs spielt die Jazzband der Austin Junior High School mit „Santa Baby“, „Feliz Navidad“, „Baby, It’s Cold Outside“ rockige Weihnachtslieder. Trotz Temperaturen um 4 Grad fühlt es sich für Anfang Dezember fast tropisch warm an.
Als die Band langsam zum Ende kommt, meldet sich Clubpräsident Larry Payne zu Wort: „Und jetzt wieder das unbeliebte Spielchen: Wo in aller Welt ist Mark?“ Die Menge buht und brüllt mit gut gemeintem Spott. Der Mann, um den es geht, eilt nach vorn und verkündet stolz: „Mark Maloney ist in Decatur, Alabama!” Um die 120 Leute brechen in Jubelrufe aus. Hail to the chief – Hoch lebe der Boss.
In ihrem Bericht über die von Rotary bezahlte Einkaufsfahrt für die Kinder hatte die Zeitung Decatur Daily Mark Maloney als „Clubmitglied“ bezeichnet, was zwar an sich nicht falsch ist, aber den Leistungen dieses Mannes bei weitem nicht gerecht wird. Seit seinem Eintritt in Rotary im Jahr 1980 hat Mark Maloney viele Ämter bekleidet (tief Luft holen): Governor, RI Director, Präsidentenberater, Trustee der Rotary Foundation und Vorsitzender des Gesetzgebenden Rates sowie des Ausschusses der Rotary Convention 2014 in Sydney. Und das ist nur eine kleine Auswahl. Alle bereiteten sie ihn auf die neueste Führungsrolle vor: Präsident von Rotary International.
„Er eignet sich so gut für den Posten des RI-Präsidenten“, meint auch Bill Wyker, der Mark Maloney seit fast 40 Jahren kennt. „Er ist ein großer Kommunikator und ein brillanter Kopf. Er ist mitfühlend und hat ein großes Herz für andere Menschen. Er ist einfach das ganze Paket. Niemand in unserem Club war davon überrascht, dass er es ganz nach oben geschafft hat.“
Bill Wyker wurde 1986 nach Mark Maloney Präsident des Clubs Decatur. Er behauptet, er habe die Tradition begonnen, seinen Vorgänger gutmütig zu necken. „Der Brauch Macht Mark das Leben schwer geht auf mich zurück und wird auch heute noch gern gepflegt. Und Mark findet das auch gut so und feuert uns geradezu an. Es ist zu seinem Modus Operandi geworden. Die Clubmitglieder sind begeistert, aber natürlich kann man nur mit jemanden so scherzen, den man wirklich gern hat und verehrt.“
An jenem Tag im Dezember tritt Mark Maloney, der sich selbst als „gut gelauntesten Reisenden“ bezeichnet, an das Rednerpult und erzählt, wo er sich zuletzt in der Welt aufgehalten hat. Er beschreibt eine Weltreise, die „gen Osten über Nevada und Kalifornien“ ihren Anfang nahm, weiter nach England, Indien, Singapur, Indonesien und Taiwan führte, bis er schließlich wieder zuhause, in Decatur, ankam. Der eigentliche Ausgangspunkt dieser Reise liegt aber viel länger zurück und begann 100 Jahre vor der Ära der Passagierluftfahrt in einem weit, weit entfernten Land.
Mit drei kleinen Kindern und der Hoffnung auf fruchtbare Ackerböden auf der anderen Seite des Atlantik verließen Arthur und Catherine Maloney während der großen Hungersnot 1849 ihre Heimat Irland und fuhren mit dem Schiff in die Vereinigten Staaten von Amerika. (Sie ließen zwei ältere Kinder zurück, von denen sie eines nicht wiedersehen sollten.) Nach der Ankunft in New Orleans reisten sie weiter nach Gallatin County im Süden von Illinois. An einem Ort namens Pond Settlement ließen sie sich zusammen mit anderen katholischen Einwanderern aus Irland nieder.
„Er ist ein großer Kommunikator und ein brillanter Kopf. Er ist mitfühlend und hat ein großes Herz für andere Menschen. Er ist einfach ein ,Gesamtpaket‘.“
106 Jahre später wurde Mark Daniel Maloney am 14. Mai 1955 geboren. Zu diesem Zeitpunkt war der Familienbauernhof vor den Grenzen der Kleinstadt Ridgway auf 485 Hektar angewachsen. Jahrzehntelang hatte die Familie Rinder gezüchtet und Viehfutter angebaut. Patrick Maloney (Marks Vater) und seine beiden Brüder verlagerten den Schwerpunkt aber zunehmend auf den Anbau von Mais, Weizen und Sojabohnen. Mit dem Kauf von weiteren 600 ha Land auf der anderen Seite des Flusses Ohio in Kentucky verdoppelten sie die Größe des Bauernhofes.
In dieser Umwelt wuchs Mark Maloney auf. Bald jedoch wurde klar, dass er nicht dazu bestimmt war, in die landwirtschaftlichen Fußstapfen seiner Familie zu treten. Bei 4-H-Wettbewerben, einem Testgelände für künftige Landwirte, erntete er höchste Auszeichnungen – für seine öffentlichen Auftritte. Für seine Rede „A Dream Becomes a Goal“ (Ein Traum wird zum Ziel) auf der Landwirtschaftsmesse des Bundesstaates Illinois 1966 wurde er mit einem blauen Band geehrt. Zwei Jahre später gewann er den Buchstabierwettbewerb seines Landkreises, weil er das Wort „bludgeon“ (Keule) richtig buchstabierte, weitere zwei Jahre später stand er dem 4-H-Landkreisverband von Gallatin County vor. Alle diese Erfolge verblassen jedoch im Vergleich mit einer anderen Leistung: 1962 gewannen Mark Maloney und seine fünfjährige Schwester Kristi am jährlichen Popcorn-Tag von Ridgway den Kostümwettbewerb zum Thema Hawaii.
In der selbsternannten Popcorn-Hauptstand der Welt gab es keinen größeren Anlass als den Popcorn-Tag, der jedes Jahr am zweiten Samstag im September abgehalten wurde. „Der Popcorn-Tag war der jährliche Höhepunkt der Stadt“, erinnert sich der ehemalige Einwohner von Ridgway Rick Rotramel, der dem Rotary Club Danville in Illinois angehört. Nach einer kostenlosen Filmvorführung im Filmtheater Strand und einer Parade fanden sich die Kinder im Musikpavillon zu Wettbewerben im Popcornessen, Kaugummiblasen und Froschspringen ein. Die Sieger gingen mit einem Silberdollar nach Hause.
Um 13.00 Uhr begann eine riesige Parade mit Umzugswagen und Musikkapellen in der Main Street. Die Lokalzeitung berichtete über die „Popcorn-Königin und ihren Hof, Musikkapellen, Umzugswagen, Drillteams, Motorpatrouillen, Pferde, moderne Agrargeräte und eine Vielzahl anderer herausragender Paradeteilnehmer!“ Nach dem Traktorziehen – nach strengen ITPA-Regeln (der Illinois Tractor Pulling Association, für Uneingeweihte) – verging der Rest des Tages mit musikalischer Unterhaltung, von Country-Musik á la Grand Ole Opry über geistliche und Gospel-Musik bis hin zu teenagergemäßer Rockmusik.
Ein derart großes Unterfangen brauchte einen Zeremonienmeister, und 1981 wandte sich die Stadt Ridgway an Mark Daniel Maloney mit der Bitte, diese Aufgabe zu übernehmen. Nur zweimal ist er dieser jährlichen Pflicht nicht nachgekommen: zur Taufe seiner Tochter Phyllis und ein anderes Mal, als er zu einer Beerdigung fuhr. „Dieses Wochenende (denn jetzt sind es die Popcorn Tage) ist in meinem Kalender unumstößlich eingeplant“, so Mark Maloney, der ein Auto mit dem Kennzeichen PPCRN fährt.
„Mark trägt gern dick auf und ist ein richtiger Spaßvogel“, meint Rick Rotramel, der seit Mitte der 1990er bei der Parade mitmoderiert. „Er hat einen echten Sinn für Humor. Was er anpackt, bringt er zu Ende, doch darf der Spaß dabei nicht zu kurz kommen.“
Und er fügt hinzu: „Mark und ich sind sehr stolz auf unsere Heimatstadt. Jedes Jahr ruft man uns an und bittet uns, die Veranstaltung zu moderieren. Und ich sage dann immer: Ihr braucht nicht anzurufen. Solange wir leben, werden wir weitermachen.“
Kurz vor dem Abschluss der achten Klasse bewarb sich Mark Maloney 1968 um die Aufnahme in die katholische Gymnasialschule Chaminade in St. Louis. Die Schule bot ihm ein Vollstipendium an, was jedoch von seinen Eltern abgelehnt wurde: Chaminade war eine Internatsschule, und seine Eltern wollten ihn noch nicht von zuhause weg lassen. Stattdessen versprachen sie ihm, ihn auf das beste College zu schicken, für das er eine Zulassung erhielt. Mehr Motivation brauchte der junge Mark Maloney nicht.
Also besuchte er die Ridgway High School, in der seine Mutter Doreen Englisch unterrichtete. „Bei ihr machte der Unterricht viel Spaß, sie war eine klasse Lehrerin“, erinnert sich Rick Rotramel, der eine Klassenstufe höher war. „Jeder mochte sie.“
Auch hier gehörte Mark Maloney zu den Besten und nicht nur, was die schulischen Leistungen betraf. Er bekleidete zahlreiche Ämter, war unter anderem Vorsitzender des Schülerrates und arbeitete im Schüler-Lehrer-Ausschuss für Schulpolitik mit. Neben seiner wichtigen Rolle in 4-H war er auch in der Schulband, im Chor, der Schulzeitung, dem Jahrbuch, im Spanischclub und dem National Beta Club aktiv. Letzterer ist eine akademische Ehrengesellschaft zur Förderung von gutem ethischen und moralischen Verhalten, in der er eine Leitungsfunktion auf Bundesstaatsebene innehatte. Auf der Abschlussfeier seiner Schule 1972 hielt er die Abschiedsrede seines Jahrgangs. Seine Mitschüler gingen so weit, ihm dem Titel „Schüler mit den größten Aussichten auf Erfolg“ zu verleihen. Im selben Jahr wurde Mark Maloney von seiner 28 Landkreise umfassenden Diözese zum „Herausragenden jungen Katholiken des Jahres“ ernannt.
Im Herbst begann Mark Maloney mit dem Studium. Seine Eltern hatten ihr Versprechen gehalten und ihn auf die beste Universität geschickt, für die er die Zulassung erhalten hatte: Harvard. Im Frühlingssemester des ersten Studienjahres trug sich Mark Maloney, der später sein Studium der Geschichte mit „cum laude“ abschloss, in einen Kurs ein, der die praktischen Grundlagen von Staatsregierungen vermittelte. Unterrichtet wurde der Kurs von dem Politiker des Bundestaates Illinois Paul Simon, der ein Jahr als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Harvard’s John F. Kennedy School of Government arbeitete. Die beiden wurden Freunde.
1974 gewann Paul Simon die Wahl zum Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses. (Ein vor der Wahl aufgenommenes Foto im Gallatin Democrat zeigt Mark Maloney, der im Wahlkampfteam mitarbeitete, neben dem Kandidaten. Er trägt eine schwarze Lederjacke und lächelt in die Kamera wie die Katze, die den Kanarienvogel verschluckt hat.) Im Sommer nach dem Studienabschluss ergatterte Mark Maloney eine Praktikantenstelle im LBJ-Programm des Repräsentantenhauses und arbeitete zwei Monate für Paul Simon in Washington, D.C. Der Democrat schrieb in einem Artikel, dass Mark Maloney an der Harvard University „Präsident der Harvard Memorial Society, Manager der Football-, Fußball- und Lacrosse-Mannschaft, Präsident des Undergraduate Managers Council [und] Mitglied des Harvard Fakultät-Sportausschusses“ war.
Im Herbst 1977 meldete sich Gay Blackburn im zweiten Studienjahr an der Rechtsfakultät der Vanderbilt University für ein Seminar zum Internationalen Recht an. Die Absolventin des Agnes Scott College stammte aus Decatur, Alabama, wo ihr Vater, ein renommierter Anwalt, einst Bürgermeister war. In der zweiten Woche des Seminars holten einige Studenten im Unterricht Tüten mit Popcorn heraus. Sie waren über das Wochenende von Nashville in den Süden von Illinois zum sogenannten Popcorn-Tag gefahren. Angeführt wurde die Expedition von einem ihrer Studienkollegen im internationalen Rechtsseminar, einem jungen Mann namens Mark Maloney.
Sie kamen über Attraktionen in ihrer Heimatstadt ins Gespräch und gingen bald regelmäßig miteinander aus. In den Weihnachtsferien fuhr Gay Blackburn nach Alabama zu einer Feier des Harvard Clubs Nashville. Mark Maloney reiste nach Decatur, um das Jahresende 1977 gemeinsam mit Gay zu begehen. Zum Jahresabschluss schauten sie sich einen Disney-Film im Kino an. „Wir passten irgendwie gut zusammen“, erinnert sich Gay, „weil wir uns beide darüber freuten, an Silvester Elliot, das Schmunzelmonster zu sehen.“
Anfang Februar folgte „Gays erster und schicksalhafter Besuch meiner Familie“, wie es Mark Maloney beschreibt. „Gallatin County hat weniger als 8.000 Einwohner, und eine beachtliche Zahl von ihnen ist mit den Maloneys verwandt“, erinnert sich Gay. „Mark und seine Mutter bemühten sich redlich, mich nicht zu überfordern. Deshalb lernte ich nur 22 seiner Verwandten kennen.“ Vom Familienhof in Ridgway fuhren sie zur Farm in Kentucky, dann zu einem eleganten Abendessen nach New Harmony, Indiana, in das Restaurant „Red Geranium“ und spielten das Kartenspiel 500. Sie kauften Filmrollen in einer Drogerie, und Gay fotografierte Marks Eltern.
„Dieses Wochenende (denn jetzt sind es die Popcorn-Tage) ist in meinem Kalender unumstößlich eingeplant“, so Mark Maloney, der ein Auto mit dem Kennzeichen PPCRN fährt.
Am Sonntagmorgen besuchte das Paar den Gottesdienst im nahe gelegenen Shawneetown und fuhr dann wieder zurück nach Nashville. Vorher wollte Mark allerdings Gay die katholische Kirche St. Patrick in Pond Settlement zeigen, die mit Unterstützung der Maloneys in den 1850er Jahren errichtet wurde. Doch es lag noch zu viel Schnee, sodass ein Spaziergang über den Friedhof auf den nächsten Besuch verschoben werden musste. Auf der Rückfahrt hielten sie auf dem Bauernhof der Maloneys an, damit Gay das Haus fotografieren konnte. Marks Eltern winkten ihnen von der Veranda aus zu.
10 Tage später suchte Mark Gay in der Universitätsbibliothek auf und überbrachte ihr eine traurige Nachricht: Seine Eltern waren am frühen Abend bei einem Frontalzusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug auf der „Ridgway Spur“ tödlich verunglückt. Pat Maloney war 48 Jahre alt und seine Frau Doreen 46 Jahre. Die Aufnahmen von Gay waren die letzten Fotos von ihnen. Der Unfall hatte sich am 21. Geburtstag von Marks Schwester Kristi ereignet, die in New York studierte. Seine jüngere Schwester Erin hatte den Unfall auf dem Rücksitz schwer verletzt überlebt.
Innerhalb weniger Wochen richtete Mark den Stipendienfonds „Pat and Doreen Maloney Memorial Scholarship Fund“ an der Ridgway High School ein. Etwa zur selben Zeit erschien eine Mitteilung im Gallatin Democrat zum Ausdruck der „tiefen und aufrichtigen Dankbarkeit“ an alle jene, die der Familie in der Zeit nach dem Unfall zur Seite gestanden hatten: „In dieser schweren Zeit war die Liebe, Anteilnahme und Unterstützung der Einwohner von Gallatin County ... einfach überwältigend und hat unseren Glauben an das Gute im Menschen wiederhergestellt.“
In den Wochen nach dem Verkehrsunfall stellte sich Gay den Trauergästen, die der Familie persönlich ihr Beileid aussprachen, darunter auch Paul Simon, als „Marks Freundin“ vor. Bald jedoch war sie viel mehr, und Anfang April verlobten sich die beiden. „Ich glaube, es wäre irgendwann sowieso passiert, doch durch den Unfall ging alles viel schneller“, sagt Gay Maloney heute.
Im dritten und letzten Studienjahr an der Rechtsfakultät schmiedete das Paar Zukunftspläne. „Nach der Schule wollte ich nicht in Auburn oder Alabama studieren, sondern über den Tellerrand hinausblicken“, erklärt Gay. „Also entschied ich mich für das Agnes Scott College in Atlanta.“ An dieser Einstellung hatte sich nichts geändert. Sie wollte noch immer „die Welt sehen“.
Bei einem Wochenendbesuch in Decatur nahm Gays Vater, J. Gilmer Blackburn, Mark auf eine Spritzfahrt mit. „Gilmer sprach über die Vorteile einer Kleinstadt und der Anwaltstätigkeit in einer Familienrechtspraxis“, erinnert sich Mark Maloney. Dem Paar eröffnete sich eine neue Perspektive: der Umzug nach Decatur und die Mitarbeit in der Anwaltskanzlei Blackburn. Gay und Mark debattierten das Für und Wider, obwohl „wir nicht unbedingt eine konträre Meinung dazu hatten.“
Und weiter sagt er: „ Als wir nach Decatur zogen, dachten wir, dass wir damit Gays Eltern einen Gefallen tun.“ Diese Ansicht wurde von Gay in einem anderen Gespräch nahezu wortwörtlich wiederholt. Dabei verschweigen sie, dass der Gefallen eigentlich in die andere Richtung ging. „Mein Vater sah, was für ein schönes Leben uns in Decatur erwarten würde“, meint Gay. „Vielleicht haben wir das damals noch nicht verstanden.“
„Gilmer war ein genialer Mensch“, sagt Ken Schuppert, der zusammen mit seiner Frau Lynn Partner bzw. Mitglied in der von Gilmer Blackburn gegründeten Anwaltskanzlei ist, die sich jetzt Blackburn, Maloney und Schuppert nennt. (Wie die beiden Maloneys sind auch die Schupperts Mitglied in Rotary, und Ken Schuppert ist derzeit Vize-Vorsitzender des Kuratorium der Rotary Foundation.) „Auf seinem Fachgebiet der Besteuerung von Lebensversicherungen war er unübertroffen, eine Rarität in unserer Stadt. In der Mitte der 1950er-Jahre war er der erste Steueranwalt nördlich von Birmingham in Alabama. Das soziale Engagement und Zurückzahlen der staatsbürgerlichen Pacht haben wir alle von Gilmer gelernt.“
„Ich glaube, dass Gilmer eine starke Vaterfigur in Marks Leben war“, meint Bill Wyker vom Rotary Club Decatur. „Sie standen sich sehr nahe.“
Bill Wyker kann sich auch noch gut an Gays Mutter erinnern. „Phyllis war ein Unikum. Sie unterstützte Gilmer, hatte aber auch eigene Vorstellungen und Ideen, und verfolgte eigene Interessen und Hobbys. Und sie hatte vor nichts Angst. Wenn Phyllis sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, schnallte man sich besser an.“
„Bis heute nenne ich ihn Herrn Botschafter. Er konnte sehr gut mit Menschen umgehen und sich schnell in ihre Kultur eindenken.“
Nach der Hochzeit im Juni 1979 und nach Abschluss von Marks Masterstudium im Steuerrecht an der Universität New York ließen sich die Maloneys in Decatur nieder. Der auf dem Land aufgewachsene Mark verstand sich auf Anhieb mit seinen neuen Nachbarn. „Mark war die perfekte Mischung aus einem brillanten Genie und einem netten Kerl, den man vom ersten Moment an sympathisch findet“, erklärt Bill Wyker.
Clubmitglied Ellen Didier kann dem nur beipflichten: „Mark ist einer der gediegensten und förmlichsten Menschen, die ich kenne. Es hat mich überrascht, wie herzlich und lustig er ist. Er ist ein aufrichtig herzlicher, bescheidener und geistreicher Mensch, der über sich selbst lachen kann.“
Mark Maloney trat 1980 in Rotary ein. Fünf Jahre später, mit nur 30 Jahren, wurde er Präsident seines Clubs in Decatur. Er hörte, dass ein von Rotary gesponsertes GSE-Team aus Nigeria nach Alabama kommen sollte – ohne Decatur einen Besuch abzustatten. Einige Anrufe später verbrachten die Besucher aus Afrika zwei Tage in Decatur. „Wir gaben uns solche Mühe“, erinnert sich Gay. „Mark und ich luden sie zu uns nach Hause ein und bewirteten sie königlich. Anschließend sagte der Teamleiter: ,Ich möchte, dass dieser junge Mann nächstes Jahr mit einem Team nach Nigeria kommt.’ Unsere Töchter Phyllis und Margaret waren damals vier und zwei Jahre alt, als Mark 40 Tage und 40 Nächte in Nigeria verbrachte.“ Dort säte er auch den Samen für sein Motto als Präsident: Rotary verbindet die Welt.
„Man sagte uns, wir seien Botschafter des guten Willens, und bis heute nenne ich ihn Herrn Botschafter“, sagt Mike Curl, der zu dem sechsköpfigen GSE-Team aus Decatur gehörte, das nach Nigeria reiste. „Er konnte sehr gut mit Menschen umgehen und sich schnell in ihre Kultur eindenken.“
Im Juli 1990 kehrte Mark Maloney nach Nigeria zurück, dieses Mal mit Gay an seiner Seite, die ihr College-Lehrbuch über afrikanische Kunst im Gepäck hatte. Mark kannte Jonathan Majiyagbe, dessen Amtszeit als erster Rotary Director aus Schwarzafrika gerade zu Ende gegangen war, bereits von früher. Bei diesem Besuch hatten Jonathan Majiyagbe und seine Frau Ade Mark und Gay in ihr Haus in Kano eingeladen. „Für mich ist Mark ein sehr angenehmer Mensch“, meint Jonathan Majiyagbe. „Er war sehr arbeitsam. Ich nenne ihn einen mobilen Computer: Er erinnert sich an alles und an jedes kleinste Detail.“ Zwischen den beiden Ehepaaren entwickelte sich eine enge Freundschaft. Als Jonathan Majiyagbe zum RI-Präsidenten 2003/04 nominiert wurde, machten er und Ade die Maloneys zu ihren Beratern.
IEinen Monat vor Übernahme des Präsidentenamtes weilte Jonathan Majiyagbe 2003 in Brisbane in Australien, als Ade unerwartet im englischen Leeds starb. „Ich weiß nicht, was ich ohne Mark Maloney getan hätte“, erinnert er sich. „Er besorgte mir ein Flugticket und flog auf eigene Kosten mit Gay nach Leeds, um an meiner Seite zu sein. Das hat uns zusammengeschweißt. Sie sind meine Familie in Decatur.“
Ein weiterer langjähriger Freund mit einer steilen Karriere in Rotary ist Mark Maloneys eigener Präsidentenberater Larry Lunsford. Als Mitglied im Rotary Club Kansas City-Plaza in Missouri und PDG von Distrikt 6040 hat Larry Lunsford eine eindrucksvolle Vita bei Rotary, in der auch Past RI Director steht. Er gibt jedoch unumwunden zu, dass „es schwer ist, jemanden in Rotary zu finden, der so erfahren ist wie Mark Maloney. Kaum einer kann den Prozess zur Verwirklichung seiner eigenen Ziele und der von Rotary so gut planen und beschreiben wie er, und er wird mit seinem Organisations- und Verwaltungstalent alle Möglichkeiten maximal ausschöpfen, um Rotary noch besser zu machen.“
Larry Lunsford unterstreicht Mark Maloneys „strategischen Fokus“ auf die Erhöhung der Mitgliederzahlen. Dabei legt er den Schwerpunkt auf „mehr Vielfalt bei der Gewinnung und Bindung von Mitgliedern“ und die „Stärkung unserer Partnerschaft mit den Vereinten Nationen, die Rotarys Ansehen in der Welt auf eine weitere Weise erhöht.“ Er weist auch darauf hin, dass „Mark sich eine stärkere Synergie zwischen Rotary und Rotaract wünscht. Rotaracter können sich stärker als je zuvor eine engere Zusammenarbeit mit Rotary vorstellen. Dieses Feuer wollen wir anfachen.“
Dann wechselt Larry Lunsford das Thema und beschreibt „Marks größte Stärke: Er sorgt sich einfach um andere. Er hat ein Herz aus Gold – und er hat Gay an seiner Seite. Sie sind ein tolles Team, und das hilft Mark sehr.“
Die reiselustige Gay, die wahrscheinlich mehr von der Welt gesehen hat, als sie sich je hätte träumen lassen, versteht wohl besser als jede andere, wie ironisch es ist, dass sie von der Haustür aus ihre Oberschule sehen kann: „Ich erinnere mich noch daran, dass ich dachte, wir würden mit unserer Rückkehr nach Decatur der Welt den Rücken zudrehen.“
Wie sehr sie sich getäuscht hatte. Im Wohnzimmer der Maloneys zeugen gerahmte Fotos und Gays farbenfrohe Bilder von ihrer 39-jährigen Reise durch die Welt von Rotary. Ebenso wie die vielen Andenken in den Regalen. 1996 folgte Gays offizielle Aufnahme in die Familie von Rotary, als sie dem neu gegründeten Rotary Club Decatur Daybreak beitrat. „Mark und ich können zusammen als Anwälte praktizieren und unsere Kinder gemeinsam großziehen“, gesteht sie. „Doch hat kein Rotary Club der Welt genug Platz für uns beide.“
Die Töchter der Maloneys machten wie ihre Eltern die Entwicklung in Rotary mit. „Je stärker wir uns bei Rotary entwickelten, desto offener wurden unsere Mädchen für die Welt“, sagt Gay. Zusammen haben Phyllis und Margaret an mehr als 30 Conventions teilgenommen. Das Zusammentreffen mit Menschen aus aller Welt in ihrer Kindheit und Jugend hat ihren Lebensverlauf geprägt. Schon von Kindheit an interessierte sich Phyllis für Geografie. Sie studierte britische Geschichte und Literatur in Harvard und Cambridge, gefolgt von einem Studium der Rechtswissenschaften an der Yale University. Sprache und Wörter faszinierten Margaret schon in jungen Jahren, die später Linguistik an der Harvard University studierte. Nach einer Karriere im Verlagswesen in New York City studiert sie jetzt im vierten Jahr Medizin an der Stony Brook University auf Long Island.
„Marks größte Stärke: Er sorgt sich einfach um andere. Er hat ein Herz aus Gold – und er hat Gay an seiner Seite. Sie sind ein tolles Team, und das hilft Mark sehr.“
Nach dem Tod ihrer Mutter wurde Suzanna Greer 2014 von den Maloneys als dritte Tochter bei ihnen Zuhause aufgenommen. „Aufgrund der tragischen Ereignisse in seiner Kindheit konnte Mark Suzannas Situation besonders gut nachempfinden“, erinnert sich Gay. „Ich erzählte ihm von meiner Idee, sie bei uns wohnen zu lassen, und er sagte sofort Ja.“ Die jetzt 25-jährige Suzanna Greer ist Studentin an der University of South Alabama und hat bereits an drei Rotary Conventions teilgenommen. Der siebenjährige Patrick und der vierjährige Peter, die Söhne von Phyllis und ihrem Mann Blake Johnson, haben bereits zwei Conventions miterlebt.
Auf den Fotos im Wohnzimmer der Maloneys ist Mark auch mit zwei Päpsten abgebildet, was nicht verwunderlich ist. Schließlich meinen manche, dass der Name Maloney vom Gälischen Maol dhomhnaigh abgeleitet ist, was soviel wie „Anhänger der Kirche“ bedeutet. Er saß 12 Jahre im Finanzrat der katholischen Kirche Annunciation of the Lord in Decatur (ehemals die katholische Kirche St. Ann) und 16 Jahre im Vorstand der katholischen Schule St. Ann. Auch sonst war er in der Kirche aktiv. „Auf Mark war immer Verlass“, bestätigt Hochwürden Ray Remke, der langjährige Pastor in der Kirche Annunciation. „Wenn man etwas brauchte, half er, wo er nur konnte. Er lebte seinen Glauben in Wort und Tat.“
Mark Maloney bringt den ökumenischen Geist in seinen Glauben ein: Er und Gay besuchen regelmäßig die Sonntagsmesse in der Kirche Annunciation und den Gottesdienst in der Methodistenkirche, in der sie getraut wurden und wo Mark als Ordner tätig ist. Außerdem trifft er sich wöchentlich mit anderen zum Bibelstudium in der episkopalen St. Johanniskirche. „Mein Vater zeigte mir, warum es wichtig ist, deiner [Kirche], Familie und Gemeinschaft zu dienen“, sagt Ronnie Dukes, der ebenfalls im Club Decatur Mitglied ist. „Und Mark macht das wirklich sehr gut.“
In seiner adoptierten Heimatstadt agiert Mark Maloney in der Tat wie ein „Handelsvertreter“. Voller Stolz führt er Besuchern sein Decatur vor: die von Kugeln und Mörsergranaten aus dem Bürgerkrieg gezeichnete Old State Bank, den Wasserspielplatz Riverwild im neu renovierten Delano Park, eine von Rotariern und anderen Bürgern wiederbelebte grüne Oase, und die Unterkünfte von Habitat for Humanity, an denen jedes Jahr Studenten von Harvard in den Frühjahrsferien mitarbeiten. Diese Tradition wurde 2002 von Phyllis während ihres Studiums an der Harvard University begonnen und wird heute unter der Schirmherrschaft des Clubs Decatur Daybreak fortgesetzt.
Die Bürger von Decatur sind auf ihren Lokalmatador nicht minder stolz. „Dass Decatur in Alabama mal das Zuhause des Präsidenten von Rotary International wird!“ staunt der ehemalige Bezirksrichter von Morgan County David Breland, der jetzt die Geschichte der Stadt dokumentiert und Direktor für historische Ressourcen und Veranstaltungen ist. „Wir stehen jetzt hoch im Kurs.“
Für Bill Wyker ist Mark Maloney einmalig, und „einer der beeindruckendsten Menschen, die ich kenne. Ich freue mich riesig, dass er Rotarys nächster Präsident ist. Er wird sich einen Namen machen.“
Dieses Feature erschien in der Juli-Ausgabe 2019 der Zeitschrift The Rotarian.
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