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Klimawandel

RI Präsident sieht unsere Umwelt als unsere „ultimative Aufgabe”

Achtzig Prozent der Landmasse der Bahamas liegt weniger als 1,5 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn die Ozeane also mit der von Wissenschaftlern prognostizierten Geschwindigkeit ansteigen, muss das Haus mit Höhenlage auf New Providence Island, das sich im Besitz von Rotary International-Präsident Barry Rassin befindet, eines Tages als Strandgrundstück umklassifiziert werden kann. „Das betrifft mein eigenes Land - der Klimawandel ist fast etwas Persönliches“, sagt er. „Mein Land wird untergehen, wenn wir nichts tun.”

Umweltschutz gehört nicht zu den sechs Schwerpunkten von Rotary, aber er ist eng mit jedem der Bereiche verknüpft. Die Redakteurin des The Rotarian, Diana Schoberg, setzte sich mit Rassin zusammen, um darüber zu sprechen, warum und wie Rotarier das Wohl des Planeten auf ihre Agenda setzen sollten.

Unsere Klimaserie

Rotarierinnen und Rotarier wissen um ihre persönliche Verantwortung für die Welt. Sie erleben die Auswirkung des Klimawandels in den Gemeinden, die ihnen wichtig sind, und zögern nicht, etwas dagegen zu tun. Sie packen dieses Problem an, wie man es von ihnen kennt: mit wirksamen Projekten, mit ihren Kontakten für politische Änderungen und mit Plänen für die Zukunft.

Unsere Serie dokumentiert diese Bemühungen:

Frage: Warum sollten sich Rotarier um den Klimawandel kümmern?

Antwort: Wir sind Menschen, denen unsere Welt am Herzen liegt. Wir wollen, dass unsere Welt ein besserer Ort wird, und es geht nicht nur um die sechs spezifischen Schwerpunktbereiche. Es ist komplexer. Wir müssen die Welt als Ganzes betrachten und wie wir sie zu einem besseren Ort machen können. Wenn Länder aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels untergehen, wenn durch stärkere Stürme die Wasserversorgung beeinträchtigt wird oder die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört werden, dann werden mehr und mehr Menschen davon betroffen und benachteiligt werden. Der Schutz der Umwelt geht also in Richtung unserer letztendlichen Mission, und wir sollten ihr die Bedeutung beimessen, die sie verdient. Als humanitäre Organisation sind wir verpflichtet, darüber zu sprechen. Wir müssen diese Diskussion führen.  

F: Welche Art von Feedback erhalten Sie von Rotariern, wenn Sie Vorträge zum Thema Klimawandel halten?

A: TEs gibt viele positive Reaktionen. Etwa 95 Prozent der Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sagen, es sei an der Zeit, dass Rotary über die Umwelt spricht. Es sei an der Zeit, dass das Kuratorium der Rotary Foundation sich damit beschäftigt, inwieweit die Umwelt zu den sechs Schwerpunktbereichen passt. Darauf haben die Menschen lange gewartet. Wir pflanzen Bäume, aber wir führen keine Grundsatzdiskussion über das Thema. 

F: Was sagen Sie zu den anderen 5 Prozent?

A: Ich habe einen sehr negativen Brief erhalten, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich gute Arbeit geleistet habe, bis ich den Klimawandel erwähnte. Der Absender sprach von „globaler Erwärmung“, aber ich habe diese Worte nie benutzt; er hat also das, was ich gesagt habe, neu interpretiert. Doch für mich ist der Klimawandel etwas, worüber wir reden müssen.

F: In welcher Art und Weise reden Sie über den Klimawandel? Mit welchen Ideen könnten sich Rotarier identifizieren?

A: Ich spreche über die Umwelt. Die Leute haben kein Problem mit dieser Wortwahl. Ich spreche vom Anstieg der Meere, und sie haben kein Problem mit dieser Wortwahl. Ich spreche jedoch nicht von „globaler Erwärmung“. Das ist das Einzige, worüber die Menschen streiten; sie sagen, dass es so etwas nicht gibt.

Rotary International Präsident Barry Rassin und seine Frau Esther leben auf den Bahamas.

Foto von Alyce Henson

Ich urteile nicht. Ich äußere nur die Tatsache, dass sich die Dinge ändern: 2017 war ein verheerendes Jahr durch die vielen Hurrikane. Diese Sachen passieren. Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber wir müssen uns die Umwelt ansehen und darüber reden.

Bei unserer Initiative gegen Polio sagen die Leute: ,OK, das ist einfach Gesundheitsversorgung.’ Aber sobald man über die Umwelt spricht, halten die Leute das für politisch. Ich spreche nicht von Politik, sondern von unserer Welt und wie wir sie zu einem besseren Ort machen können. Mit all den Menschen, die weltweit Mitglied bei Rotary sind, können wir auf diesem Gebiet etwas bewegen.

F: Warum ist Rotary besonders gut dafür geeignet, auf diesem Gebiet etwas zu bewirken?

A: Unsere Stärken sind, dass wir in gut 200 Ländern und geografischen Gebieten auf der ganzen Welt vertreten sind und dass unsere Mitglieder Kontakte zu den richtigen Entscheidungsträgern haben. Sehen Sie sich unsere Initiative zur Ausrottung von Polio an: Sie ist nicht erfolgreich, weil wir Impfstoffe zur Verfügung gestellt haben. Es liegt daran, dass die Rotarier in der Lage waren, mit den richtigen Leuten zu sprechen, die richtige Unterstützung zu geben und das Richtige zu tun. Wenn wir das in Sachen Umwelt machten, könnten wir Regierungen auf der ganzen Welt überzeugen. 

F: Was können Rotarier noch tun? 

A: Ich habe die Rotarier gebeten zu überlegen, was sie in ihrer jeweiligen Region tun können. Auf den Bahamas können wir zum Beispiel Mangroven pflanzen, um unsere Küsten besser gegen stärkere Stürme zu schützen. In den Niederlanden hielt ich eine Rede über die Umwelt und erhielt darauf eine E-Mail, in der mir Experten auf diesem Gebiet anboten, auf die Bahamas zu kommen und uns zu helfen.

Es gibt eine ganze Reihe von Rotariern, die etwas tun wollen, aber nicht wissen, was. Ich denke, das ist Teil des Dilemmas. Rotarier sind sehr lösungsorientiert. Wenn wir wissen, dass ein Dorf kein Wasser hat, können wir dort eine Wasserversorgung einrichten. Wir wissen, wie man das macht, und wir machen es gut. Aber der Klimawandel ist eine komplexe Herausforderung. Wie finden wir eine komplexe Lösung? 

F: Ist das der richtige Zeitpunkt für Rotary, um sich in Bezug auf den Klimawandel zu engagieren?

A: Ich denke, es ist der richtige Moment für Rotary, um darüber zu diskutieren. Ich glaube nicht, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt viel weiterkommen werden. Eine unserer Herausforderungen als Organisation ist unsere Komplexität und die Vielfalt unseres Engagements. Und um alle Mitglieder für eine Sache zu gewinnen, muss man sich darauf konzentrieren. Wahrscheinlich brauchen wir dazu einen Rotary-Präsidenten, der dieses Anliegen zu seinem vorrangigen Schwerpunkt macht. Das wird den Unterschied machen, und die Welt wird sich uns anschließen. Wenn Rotary relevant bleiben will, dann müssen wir uns mit der Umwelt befassen.