Rotary Clubs nutzen ihre Verbindungen, um die Drogenkrise in den USA zu bekämpfen
Gemeinsames Projekt in New York bringt auch Clubs aus Mexiko, Indien und Kanada zusammen
Rotarier aus dem US-Bundesstaat New York nutzten die Unterstützung internationaler Partner, um eines der größten derzeitigen sozialen Probleme der USA zu bekämpfen: die Abhängigkeit und den Missbrauch sogenannter Opioide.
Jahrzehntelang wurden in den USA leichtfertig starke Schmerzmittel auf Opioidbasis verschrieben, die leicht süchtig machen können. Für Konsumenten, die keine Verschreibungen mehr bekommen konnten, hieß und heißt das oft, auf das leicht auf der Straße erhältliche Heroin umzusteigen. Aber auch die Schmerzmittel selbst sind höchst gefährlich - und besonders im Zusammenhang mit Alkohol oder anderen Drogen schnell eine tödliche Kombination.
Diese so genannte „Opioidkrise“ ist die tödlichste Drogenepidemie in der Geschichte der USA. Die U.S. Centers for Disease Control and Prevention schätzen, dass jeden Tag mehr als 130 Menschen an opioidbedingten Drogenüberdosen sterben und Millionen mehr mit der Sucht kämpfen. Seit 2011 ist die Zahl der Drogentoten in den USA schneller gestiegen als die durch Schusswaffen, Autounfälle, Selbstmord oder Mord verursachten Todesfälle. In New York ist es die häufigste Ursache für Unfalltode. Auch Kinder und Jugendliche sind von der Krise betroffen - fast ein Viertel aller Sekundarschüler hat auf die eine oder andere Art Erfahrung mit Drogen machen müssen.
Nachdem sie an einer Beerdigung für einen jungen Mann teilgenommen hatte, der an einer Überdosis Opioid starb, wusste Lana K. Rouff, Mitglied des Rotary Club Binghamton, dass sie etwas tun musste. „Ich war so erschüttert von der hilflosen Verzweiflung auf der Beerdigung.“ Sie sprach sofort mit ihren Clubfreunden und anderen lokalen Clubs darüber, wie sie der Drogenkrise in ihren Gemeinden begegnen könnten. Nach monatelanger Recherche und Beratung mit Gesundheitsbeamten, Drogenmissbrauchsexperten, Lehrkräften und Medienfachleuten hatten sie einen Plan: ein Global Grant-Projekt der Rotary Foundation mit einem Gesamtvolumen von mehr als 107.000 US-Dollar.
Die Initiativen des Projekts sollen die von der Epidemie direkt Betroffenen unterstützen, die Bevölkerung über die Prävention und Behandlung der Opioidabhängigkeit aufklären und dem Drogenmissbrauch bei jungen Menschen vor Ort vorbeugen, indem sie sie intensiv beraten und ihnen helfen, die richtigen Entscheidungen für ein gesundes Leben zu treffen.
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130.00+
Menschen sterben jeden Tag an opioidbedingten Drogenüberdosen in den USA.
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11.00Mio.
Menschen haben 2016 verschreibungspflichtige Schmerzmittel (Opioide) missbraucht.
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47000.00 +
Menschen starben 2017 an einer Überdosis.
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9000.00 +
Menschen starben in Kanada zwischen 2016-18 an solchen Überdosen.
Aber sie brauchten noch eine weitere Sache, um die Anforderungen der Rotary Foundation zu erfüllen und die Finanzierung zu sichern - internationale Partner. Rouff wandte sich erneut an die 1,2 Millionen Mitglieder von Rotary in 35.000 Clubs auf der ganzen Welt. Sie fand die Unterstützung, die sie brauchten.
Ein Rotary Club in Mexiko war der erste, der sich freiwillig meldete, und dann ein Rotary Club in Kanada. Auch die Rotary Clubs Coimbatore Central und Madras Coramandel of India spendeten erhebliche Mittel, um das Projekt am Laufen zu halten.
Internationale Unterstützung nutzen
Es sei nicht einfach gewesen, Menschen außerhalb der USA zu finden, die bei einem überwiegend amerikanischen Problem helfen, meint Rouff. Und das nicht aus Gleichgültigkeit gegenüber einem Problem in den USA, sondern weil es außerhalb des Landes kein echtes Verständnis dafür gebe, wie schlimm die Opioidkrise wirklich sei. Es dauerte sechs Monate, bis Lana Rouffs Club mit dem Rotary Club Tijuana Oeste, Baja California, Mexiko, in Kontakt kam. Sofia Sotomayor Magana hat ihre Clubfreunde als internationale Sponsoren des Projekts gewonnen, weil sie es für wichtig hielt, Unterstützung für ihre nördlichen Nachbarn zu zeigen.
Einige Mitglieder des mexikanischen Clubs zögerten und sagten Sotomayor Magana, dass ihre Ressourcen und Gelder für lokale Themen wie Armut und schlechte Gesundheitsversorgung bereitgestellt werden sollten. Aber Sotomayor Magana überzeugte sie, dass es manchmal besser ist zu geben als zu empfangen. „Wir haben die Möglichkeit, Clubs in den USA zu helfen, einen Einfluss auf diese schreckliche Epidemie zu nehmen“, sagt sie. „Wir wissen, dass diese Krise überall passieren und jede Gemeinschaft zerstören kann. Wir sehen, wie schlimm es geworden ist. Ich bin stolz darauf, dass wir dieses wichtige Projekt auf den Weg bringen konnten.“
Der Rotary Club Mississauga-Meadowvale, Ontario, Kanada, stellte ebenfalls Mittel und Unterstützung zur Verfügung. Deren Clubmitglied Claudine LaRochelle betonte, dass die Opioidkrise nicht auf die USA beschränkt ist; auch Provinzen in Kanada sind betroffen. 9.000 Kanadier sind von 2016 bis 2018 durch opioidbedingte Überdosen gestorben. Diese Überdosen sind heute die häufigste Todesursache unter den Kanadiern zwischen 30 und 39 Jahren. „Wenn wir an internationale Hilfe denken, denken wir oft an Länder, die weit weg von uns sind. Doch Hilfe wird auch gut genutzt, wenn die Krise in der Nähe des eigenen Landes eintritt“, sagt LaRochelle.
Bereitstellung von Informationen und Tools
Schüler seien am gefährdetesten, aber sie seien auch der beste Ansatzpunkt für Aufklärung und Prävention, sagt Rouff. In den letzten anderthalb Jahren finanzierte das Global Grant eine Reihe von Wochenendseminaren, die fast 50 High-School-Schüler aus 11 Schulen zusammenbrachten. Sie versammelten sich am Heart of New York Teen Institute in Syracuse, New York, um die Kenntnisse und das Selbstvertrauen zu gewinnen, das ihnen helfen wird, ein drogenfreies Leben zu führen, sowie die Führungsqualitäten, um ihre Peers über die Gefahren von Drogen und Alkohol aufzuklären.
„Wir wollen helfen, die nächste Generation von Vorbildern hervorzubringen“, sagt Rouff. „Wir haben unsere Erwartungen an dieser Stelle übertroffen.“
Jo Ann Wickman, Projektleiterin und Mitglied des Rotary Club Cortland, New York, arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Sozialarbeit und Bildung und war Grant-Koordinatorin des Projekts. Sie war beeindruckt von den Erfahrungen der Studenten am Teenager-Institut. „Es war wirklich unglaublich, wie viel sie gelernt und was sie gesagt haben, was sie erreichen wollten“, sagt sie. „Es war ein beeindruckendes Programm.“
Die teilnehmenden Clubs führten eine breit angelegte Sensibilisierungskampagne mit kritischen Informationen durch, wie z. B. über die Anzeichen und Symptome von Missbrauch und Ressourcen wie 2-1-1-1, die lokale Hotline für verschreibungspflichtige Medikamente. Rotarier entwarfen, produzierten und verteilten mehr als 60.000 Informationsflyer, Broschüren und Postkarten in ihren Gemeinden. „Wir haben sie überall verteilt“, sagt Wickman. Zu den Orten gehörten Schulen, städtische Gebäude, Arzt- und Anwaltsbüros, Kirchen und Rotary-Treffpunkte. Die Lehrer fügten die Materialien sogar den Zeugnissen der Schüler und anderen Mailings an die Eltern bei.
Das Global Grant finanzierte auch Online-Anzeigen, Social-Media-Kampagnen und lokalen TV- und Radiospots, in denen aufgelistet ist, wie die Anwohner helfen können, die Opioidkrise und ihre verheerenden Folgen zu mildern. Clubmitglieder haben außerdem eine Facebook-Seite und YouTube-Anzeigen erstellt.
Die Clubs stellten auch Gelder für das Suchtzentrum von Broome County zur Verfügung, um damit medizinische und administrative Maßnahmen sowie Medikamente zu finanzieren sowie Transportgutscheine, um Patienten zur Klinik zu bringen, und drei Abgabestellen für die sichere Entsorgung von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Jeden Monat sammelt und vernichtet die Polizei die unbenutzten Medikamente.
Es gibt mir Hoffnung, dass solche Projekte im ganzen Land stattfinden können. Rotary verfügt über die Ressourcen und das Know-how, um dieses Problem zu lösen. Nichts ist zu groß für uns. — Jo Ann Wickman, Rotary Club Cortland, New York, USA
Hoffnung auf die Zukunft
In ihrer Recherche für das Projekt unternahmen Rouff und Wickman eine „Tour“ durch das zentrale und südliche New York und besuchten Rotary-Mitglieder, die von Opioiden betroffen waren. Die erste Lektion aus den erschütternden Geschichten, die sie hörten: Die Epidemie betrifft Familien mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund und sozioökonomischem Status. „Reich oder arm, wir haben alles gesehen“, meint Lana Rouff. „Ich muss zugeben, dass dies ziemlich hart war“, sagt Wickman. „Wir haben mit Familien gearbeitet, die Kinder und andere Familienmitglieder verloren hatten. Es war wirklich herzzerreißend.“
Die beiden Projektleiter führten auch Gespräche und rekrutierten Mitglieder, um sich in ihre Initiativen einzubringen. Angesichts des mit dem Drogenkonsum verbundenen Stigmas erwartete Wickman eine gewisse Resistenz. „Aber genau das Gegenteil ist der Fall“, sagt sie. „Sie sind sofort bereit, sich einzubringen. Es gibt mir Hoffnung, dass solche Projekte im ganzen Land stattfinden können. Rotary verfügt über die Ressourcen und das Know-how, um dieses Problem zu lösen. Nichts ist zu groß für uns.“ Und Rotarierin Rouff fügt hinzu, dass die Epidemie der Opioidabhängigkeit keine einfachen Lösungen hat. „Aber wenn das Projekt ein Leben retten kann, ist es das wert.“