Ein gemütlicher Club mit globaler Reichweite
An einem kühlen Dezemberabend sitzen in einem Gemeindezentrum in Amsterdam etwa zwei Dutzend Menschen um einen großen Tisch und basteln Weihnachtsbaumschmuck aus Pappröhren und Marmeladenglasdeckeln. Der Duft von Glühwein und frisch geschälten Clementinen hängt in der Luft, während sie sich unterhalten und selbstgebackene Schokoladenplätzchen naschen. Geselligkeit ist ein Markenzeichen der Veranstaltungen des Rotaract Clubs Amsterdam Nachtwacht International, erklärt Clubpräsident Oliver Crazzolara, während er eine Toilettenpapierröhre als Weihnachtsmann bemalt. Er blickt sich in dem mit Lichterketten erleuchteten Raum um. „Ich finde, heute Abend ist es besonders gemütlich.“
Dieser Rotaract Club zeichnet sich nicht nur durch seine freundliche Atmosphäre aus. Seine Mitglieder haben sich darauf spezialisiert, festliche Benefizveranstaltungen zur Unterstützung von Projekten in aller Welt - von Südafrika über den Libanon bis zum Pazifikraum - zu veranstalten. Die internationale Reichweite des kleinen Clubs ist ein Produkt seiner Vielfalt: Die meisten der rund ein Dutzend Mitglieder sind Ausländer, deren Beruf oder Studium sie in die Niederlande geführt hat. „Das ist, glaube ich, die Stärke unseres Clubs“, sagt Jerson Ganza, der von den Philippinen zugezogen ist. „Jeder kommt aus einem anderen Land, mit anderen Perspektiven und anderen Ideen.“
Seit seiner Gründung im Jahr 2007 profitiert der Club von der Energie und den Ideen, die durch den kulturellen Austausch und die Freundschaft zwischen seinen internationalen Mitgliedern entstehen. In anderen Rotaract Clubs in der Region Amsterdam sprechen die Mitglieder ihre Landessprache untereinander. Im Amsterdamer Club Nachtwacht International ist jedoch Englisch die Umgangssprache, um die internationale Gemeinschaft zu unterstützen.
Auf der Weihnachtsfeier, die zahlreiche Clubmitglieder und Besucher anlockte, plaudern rumänische und bulgarische Mitglieder beim Bemalen von Papierhandtuchrollen. Andere, die in Spanien, den Niederlanden und Österreich aufgewachsen sind, unterhalten sich bei Tee und Glühwein. Die drei Organisatorinnen - eine Türkin, eine Deutsche und eine Südafrikanerin - haben dafür gesorgt, dass der selbstgebastelte Schmuck der Gruppe einen Weihnachtsbaum schmückt, der einem Altenheim in Amsterdam gespendet wurde.
Einige Clubmitglieder haben bereits in ihren Heimatländern Erfahrungen mit Rotary gesammelt, so wie Ganza, der auf den Philippinen Rotaracter und Mitglied im Rotary Club Manila Bay war, bevor er nach Amsterdam zog. Er sagt, dass die Mischung aus früheren Erfahrungen und Fähigkeiten, die Mitglieder aus aller Welt mitbringen, die Initiativen des Clubs prägen.
Als der Club im Jahr 2022 einen Wohltätigkeitsabend veranstaltete, nutzte Ganza seine Erfahrung bei der Organisation von Veranstaltungen, um eine Reihe von Komikern zu finden. Und er erfuhr von einem Rotaract-Kollegen von der Sache, die er zu unterstützen vorschlug, das Projekt Give Every Child a Future. Die Impfkampagne für Kinder in neun südpazifischen Inselländern und Territorien wird von UNICEF und Rotary Zone 8 geleitet. Mit den 860 Euro (etwa 890 US-Dollar), die bei der Comedy-Nacht gesammelt wurden, konnten Impfungen für 32 Kinder finanziert werden.
Der Club veranstaltet etwa drei große Benefizveranstaltungen pro Jahr, die in der Regel zeitnahen Zwecken zugute kommen und oft mit der Heimatregion eines Mitglieds verbunden sind. Bei einer jährlichen Sommerbootparty wurde zum Beispiel Geld für vom Krieg in der Ukraine betroffene Menschen und für die Erdbebenhilfe in Syrien gesammelt, bei einem Padel-Turnier 2023 wurde die Erdbebenhilfe in der Türkei unterstützt. Die Mitglieder taten sich auch mit Rotaracter/innen im Libanon zusammen, um Geld für die einzige Hotline zur Selbstmordprävention in dem Land zu sammeln.
„Wir suchen nach einem Projekt, das irgendwo auf der Welt stattfindet und bei dem wir das Gefühl haben, dass das Geld, das wir beisteuern, einer Gruppe von Menschen zugute kommt. Einer kleinen Gruppe vielleicht, aber diese Menschen haben dann wirklich einen großen Nutzen davon“, sagt Crazzolara.
Eine der größten Spendenaktionen des Clubs im Jahr 2023 ging an eine Sache, die Past-Präsidentin Natasha Bailey aus ihrem Heimatland Südafrika kannte. The Baby Box Project versorgt bedürftige Mütter mit lebenswichtigen Dingen für die Versorgung ihrer Neugeborenen. Bei der Party im Juni, die in Zusammenarbeit mit anderen örtlichen Rotaract Clubs stattfand, kamen rund 1.700 Euro (etwa 1.800 US-Dollar) zusammen, genug, um 64 Babyboxen zu liefern.
Bailey trat dem Club 2021 bei, nachdem sie kürzlich in die Niederlande gezogen war und nach einer Möglichkeit suchte, Freunde zu finden und zu Wohltätigkeitsveranstaltungen beizutragen. Nach der schlimmsten Zeit der COVID-19-Pandemie habe es eine Weile gedauert, bis der Club wieder in Schwung gekommen sei, erinnert sie sich. Viele frühere Mitglieder hatten den Club verlassen, und die offiziellen Treffen, die alle zwei Wochen stattfanden, waren nur schwach besucht. Also tauschte der Club die Hälfte seiner Treffen gegen gesellschaftliche Veranstaltungen wie Abendessen oder Bowlingabende aus, was mehr Leute anlockte. Bailey sieht in den Verbindungen, die durch unterhaltsame Veranstaltungen entstehen, einen Motor für die Hilfsprojekte des Clubs. „Wenn man anfängt, Freundschaften zu schließen und sich mit allen gut versteht, ist es einfach, Teams zusammenzustellen“, sagt sie.
Der Club hilft seinen Mitgliedern auch, sich im Leben in den Niederlanden zurechtzufinden. Die Mitglieder helfen sich gegenseitig bei der Wohnungssuche auf dem umkämpften Amsterdamer Wohnungsmarkt und bieten Ratschläge für den Berufseinstieg. Auch Vortragsveranstaltungen unterstützen die berufliche Entwicklung. Alexia Fontalvo war Rotaracterin in Madrid, bevor sie in die Niederlande zog, um an der Universität Amsterdam europäisches Recht zu studieren. Sie erhielt kürzlich von einem Redner Tipps für die Bewerbung um Praktika, um eine Karriere in der Diplomatie zu starten.
Für Crazzolara, der zur Hälfte Niederländer und in Deutschland aufgewachsen ist, wird die Stimmung der Gruppe durch das niederländische Wort „gezellig“, also gesellig/gemütlich, eingefangen. „Es ist einfach das Gefühl, dass man sich an einem Ort befindet, an dem man nicht beurteilt wird, ein Ort, an den man gerne zurückkehrt“, sagt Crazzolara. „Es hat auch etwas mit Freundschaft zu tun. Es sind nette Leute um einen herum.“
Wo ist der "Fun" im "Fundraiser"?
Jedes Jahr veranstaltet der Rotaract Club Amsterdam Nachtwacht International etwa drei Benefizveranstaltungen, die von Comedy-Abenden über Padel-Turniere bis hin zu sommerlichen Bootsfesten reichen. Der Club ist bestrebt, wichtige Anliegen mit unterhaltsamen Veranstaltungen zu verbinden. „Jeder möchte etwas Gutes in der Welt tun“, sagt Clubpräsident Oliver Crazzolara. „Aber die Leute wollen sich dabei auch gut fühlen.“ Der Club hat diese Tipps:
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Auge aufs Geld
Achten Sie darauf, dass die Kosten für die Veranstaltung die Mittel für die Wohltätigkeitsorganisation nicht aufzehren. Ein Unternehmen zu finden, das die Veranstaltung sponsert, ist eine große Hilfe.
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Setzen Sie die Stärken der Clubmitglieder ein
Wenn Mitglieder an bestimmten Aufgaben interessiert sind, wie Marketing oder Koordination, sollten sie die Zügel in die Hand nehmen. „Wenn eine Person eine Aufgabe hat, die sie wirklich mag, geht alles plötzlich so schnell und die Ergebnisse sind erstaunlich“, sagt Crazzolara.
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Wählen Sie ein Anliegen, für das sich die Mitglieder begeistern
„Es ist nicht leicht, Spendenaktionen und Aktivitäten zu organisieren“, sagt Club-Schatzmeister Jerson Ganza. „Man muss also eine gewisse Motivation haben.“
Aus: Rotary März 2024