Für Rotary in Brasilien hat soziales Engagement seit langem Tradition

Text: Susan Hanf

Mit der Gründung des Rotary Clubs Rio de Janeiro am 28. Februar 1923 dehnte Rotary seine Präsenz auf dem südamerikanischen Kontinent auf Brasilien aus.

Herbert P. Coates, der die Gründung des ersten Rotary Clubs auf dem Kontinent geleitet hatte, war ebenfalls maßgeblich an der Gründung neuer Clubs in dem großen, portugiesischsprachigen Land beteiligt. Unterstützt wurde er dabei von mehreren Männern, die umfassend mit Rotary vertraut waren und Verbindungen zur damaligen Hauptstadt Brasiliens Rio de Janeiro hatten.

Der ehemalige Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Rio de Janeiro, Richard P. Momsen, fand genügend interessierte Geschäftsleute in der Stadt, um Anfang 1921 einen Club zu gründen. Seine Bemühungen wurden aber erst einmal auf Eis gelegt, weil die meisten Interessenten Amerikaner waren. Die Führungskräfte von Rotary waren der Auffassung, dass ein neuer Club mehr Erfolg hätte, wenn ihm mehr brasilianische Mitglieder angehören würden. Außerdem hatte man bereits Coates mit der Aufgabe betraut, die Gründung des Clubs zu koordinieren.

Im darauffolgenden Jahr besuchte der US-Amerikaner Henry H. Lichtwardt, Exekutivsekretär der Young Men's Christian Association (YMCA) von Rio de Janeiro, während eines Aufenthalts in Chicago das Zentralbüro von Rotary. Er war um das Jahr 1920 nach Brasilien gezogen und wollte dort gern einen Rotary Club sehen. Das Zentralbüro informierte Lichtwardt umfassend über Rotary und bestärkte ihn darin, Coates zu unterstützen. Lichtwardt und Coates trafen sich in New York und kehrten dann getrennt nach Südamerika zurück, wo sie begannen, Pläne zu schmieden.

Unter ihrer Regie trafen sich örtliche Geschäftsleute im Dezember 1922 zu einem informellen Meeting und beauftragten den Brasilianer Herbert P. Moses mit der Leitung der Gründungsaktivitäten. Im Gegensatz zu den ersten Bemühungen waren mehr als die Hälfte der 18 Gründungsmitglieder des Clubs Brasilianer. Den Rest machten Amerikaner (einschließlich Lichtwardt), Briten, Kanadier und Venezolaner aus. Momsen war nicht darunter, schloss sich aber im ersten Jahr dem Club an.

Es dauerte nicht lange, bis Coates und die brasilianischen Mitglieder das 483 Kilometer entfernte São Paulo ins Visier nahmen. Coates übertrug die Verantwortung für die Organisation des zweiten brasilianischen Clubs an Roberto J. Shalders, der von seinem Clubfreund Ismael de Oliveria Maia unterstützt wurde. Am 24. März 1925 gründete Rotary offiziell den 16 Mitglieder starken Rotary Club São Paulo.

Gastgeber für Rotary

1931 bot sich der junge Club in Rio de Janeiro als Gastgeber für die Rotary International Convention 1933 an, was jedoch abgelehnt wurde. Die Bewerbung des Clubs um die Ausrichtung der International Convention 1948 war von Erfolg gekrönt und brachte das jährliche Event von Rotary zum ersten Mal in die südliche Hemisphäre. Der brasilianische Diplomat und ehemalige Präsident der UN-Generalversammlung Oswaldo Aranha bezeichnete Rotary in seiner Rede als einen „Nenner des Friedens“. Er betonte mit Nachdruck, dass Rotary seine Erfahrung nutzen sollte, um die Menschen zusammenzubringen und Konflikte zu verhindern.

São Paulo wurde die Ehre zuteil, die International Convention 1981 auszurichten. Zu den Höhepunkten zählten ein Auftritt der Friedensnobelpreisträgerin 1979, Mutter Teresa, und des Fußballstars Edson Arantes do Nascimento, besser bekannt als Pelé. 2015 fand die Convention erneut in São Paulo mit mehr als 14.800 Teilnehmern statt. .

Vertreter von Rotary

Aus brasilianischen Clubs gingen bereits drei Präsidenten von Rotary International hervor. Armando de Arruda Pereira vom Rotary Club São Paulo war von 1940 bis 1941 der erste brasilianische RI-Präsident. In seiner Rede auf der International Convention 1941, sprach Pereira über Krieg und Frieden: über die Schließung von Clubs in Kriegsgebieten, über Rotarys Tradition, Freundschaften in der ganzen Welt aufzubauen und über die anhaltende Notwendigkeit, das Verständnis und den gutem Willen zwischen den Menschen und Nationen zu fördern.

Ernesto Imbassahy de Mello vom Rotary Club Niteroi bekleidete im Jahr 1975/76 das höchste Ehrenamt von Rotary. Er war einer der Rotarier, die den Rotary-Gründer Paul Harris bei seinem Besuch in Rio de Janeiro 1936 willkommen geheißen hatten.

Der RI-Präsident 1990/91 war Paulo V. C. Costa vom Rotary Club Santos in São Paulo. Costa machte den Umweltschutz zu einem seiner Hauptanliegen und rief ein Programm zum Schutz des Planeten Erde (Preserve Planet Earth) ins Leben, das die Rotary-Mitglieder zu Umweltinitiativen anregte.

People of Action

Die brasilianischen Rotary-Mitglieder praktizieren seit langem Rotarys Motto vom Selbstlosen Dienen. 1930 wurde der Club in Rio de Janeiro vom Direktor des brasilianischen Gesundheitswesens für seine Arbeit im Kampf gegen Gelbfieber ausgezeichnet. In den 1940er Jahren organisierte der Rotary Club Santos orthopädische Geräte für mehr als 20 Kinder, und der Club Belem spendete 500 Dollar für den Bau eines Krankenhauses. In den 1980er Jahren sammelten die Rotary-Mitglieder in ganz Brasilien fast 4 Millionen US-Dollar für Rotarys PolioPlus-Kampagne, die sich mit 120 Millionen Dollar ein ehrgeiziges Spendenziel gesetzt hatte.

100 Jahre nach der Gründung des Rotary Clubs Rio de Janeiro setzen sich 2023 mehr als 56.000 Rotary-Mitglieder in Brasilien weiterhin für einen nachhaltigen Wandel in ihren Gemeinwesen und in der ganzen Welt ein. Folgen Sie Rotary Brasil auf Facebook und schauen Sie sich ihr tatkräftiges Wirken in Wort und Bild an.