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Grün in der Wüste

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Dämme helfen Bauern und stoppen die Landflucht in Indiens Halbwüsten

Es ist nicht lange her, dass die jungen Männer der Halbwüstenregionen Sikar und Alwar in Indiens Bundesstaat Rajasthan ihre Familien verließen, um in den Städten Arbeit zu finden. Akuter Wassermangel in den Regionen machte es fast unmöglich, mit der Landwirtschaft ihre Familien ernähren zu können. Doch nun sind sie zurück.

Unsere jungen Männer sind wieder da.


Dorfältester von Neem Ka Thana, Distrikt Sikar, Rajasthan

„Das Land war so trocken, dass es erst ab 244 Meter Tiefe überhaupt Grundwasser gab“, erinnert sich Goverdhan, Dorfältester des Dorfes Neem Ka Thana im Bezirk Rajasthanelder. Da nur noch Monsunregen eine Bewirtschaftung zuließ – und auch diese Regenfälle oft ausblieben – zogen die jungen Menschen in Städte wie Delhi und Mumbai, um dort ein Auskommen zu finden. Doch nun macht ein Wasserprojekt den Anbau wieder möglich und profitabel. Und stattdessen versiegt der Strom der Landflüchtigen. Durch den Bau von speziellen Staumauern als Wassersperren entstehen Auffangbecken, in denen sich Regenwasser sammeln und kontrolliert auf Felder leiten lässt. Dieses Wasser ergänzt als Brauchwasser den Wasserbedarf der Farmer.

Die Sperren sind nicht wie Staudämme konzipiert, die ganze Flüsse aufstauen, sondern eher als Wildwasserverbauungen: Wassersperren, die das Ablaufen kostbaren Regenwassers verhindern und es für die Bewässerung nutzen lässt. Goverdhan, einer der ersten Nutznießer des Projektes freut sich: „Unsere jungen Männer sind wieder da.“ Der Rotary India Water Conservation Trust erbaute gemeinsam mit der PHD Rural Development Foundation zwischen 2005 und 2017 insgesamt 82 solcher Staumauern, mit denen über einer Viertelmillion Einwohnern der Distrikte Sikar und Alwar geholfen werden konnte.

  • 82.00

    Dämme seit 2005

  • 250000.00

    Menschen, denen dadurch geholfen wurde

Die Mauern sind 4,3 Meter hoch, reichen aber auch über zwei Meter tief in das Erdreich, um Erosion zu verhindern. Die Auffangbecken sind zwischen drei und sieben Kilometer lang.

Wasser aus den Aravalli-Bergen fließt in ein Auffangbecken und bliebt dort für sechs bis acht Monate verfügbar. Wenn es zurücktritt, lässt es bis zum nächsten Monsun verwertbaren mineralreichen Schlick und Sand zurück. Zwanzig der Dämme bieten ganzjährig genügenden Wasserstand für einen Fischbestand, der zur Ernährung der Gemeinwesen dient.

Trotz der enttäuschenden Regenzeit 2014 kann Goverdhan stolz auf das Grün der Gegend verweisen: „Aufgrund der Wasserknappheit konnten Bauern früher nur Hirse und etwas Weizen anbauen. Jetzt haben sie dreierlei, zu dem vorigen auch Gemüse wie Okra, Tomaten und Chilis.” Außerdem hätten sich durch die Dämme die Wasserstände in den Brunnen um 2,4 Meter verbessert, sagt Goverdhan.

Atul Rishi, CEO der PHD Foundation, betont, dass die Dämme die Lebens- und Einkommenssituation der lokalen Farmer dramatisch verbessert haben – manchmal um das 100- bis 200-fache. „Statt Strohdächern können sie sich jetzt stabilere Pucca-Dächer leisten, statt mit Ochsen und Kamelen können sie jetzt ihre Felder mit Traktoren bestellen”, weiß auch Mitarbeiter Mukti Narain Lal.

Luftaufnahme einer Staumauer, Die Mauern sind 4,3 Meter hoch, reichen aber auch über zwei Meter tief in das Erdreich, um Erosion zu verhindern. Die Auffangbecken sind zwischen drei und sieben Kilometer lang.

Philippe Dangelser (2.v.r.) bei der Einweihung des Banari Wala Damms, einem von 24 Dämmen, die mit Hilfe von Rotary Clubs erbaut wurden. Die Dorfbewohner warten mit Girlanden auf Dangelser (rechts).

Fotos: Rasheed Bhagat

Bei einem Treffen im Haus von Goverdhan erzählt ein Bauer, dass seine fünf Söhne, die vor Jahren in die Stadt zogen, um sich dort mit niederen Jobs durchzuschlagen, allesamt wieder zurückgekehrt sind, denn nun gibt es hier Wasser, Einkommen, Arbeit. In den letzten Jahren konnte er sich einen Traktor im Wert von fast 8.000 € leisten. Die Dorfbewohner beaufsichtigen die Staumauern. Jeder Damm hat einen Aufsichtsausschuss, für die Wartung und Instandhaltungsausgaben gibt es ein Bankkonto. Atul Dev vom Rotary Club Indraprastha-Okhla (Delhi) ist der Projektleiter des Rotary India Water Conservation Trust: „Dank der Dämme haben wir jetzt genug Wasser für Mensch und Tier. Und für die Pflanzen und Bäume, wie Sie hier sehen.“.

Eine globale Verbindung

Im November 2014 begleitete Dev seinen Freund Philippe Dangelser, den ehemaligen Präsidenten des Rotary Clubs Brumath-Truchtersheim-Kochersberg (Frankreich), welcher sich in Indien befand, um drei Dämme einzuweihen und für drei weitere in Sikar und Alwar die Bauarbeiten einzuleiten.

Dangelser kommt zweimal pro Jahr nach Indien. Dabei bringt er Geld von Rotary Clubs aus Frankreich und Deutschland mit. Bisher wurde der Bau von 24 Staumauern finanziert. Auf dieser Reise waren es 30.000 € für den Bau von vier bis fünf neuen Staumauern. Jede dieser Dammanlagen kostet ungefähr 10.000 €, abzüglich der Ersparnisse für den Einsatz örtlicher Freiwilliger bei den Bauarbeiten.

Die Verbindung mit Indien begann für Dangelser 2005 bei der Rotary International Convention in Chicago. Hier lernte er den Past Governor des Distriktes 3010 (heute Distrikt 3011), Ranjan Dhingra, kennen. Dieser lud ihn nach Indien ein und bald war er für die Sache gewonnen. Die Latter-day Saints Charities steuerten 188.000 USD bei, ebenso Rotary Clubs in den USA und Russland.

Dank der Dämme haben wir jetzt genug Wasser für Mensch und Tier.


Mitglied des Rotary Clubs Indraprastha-Okhla (Delhi/Indien) und Projektleiter des Water Conservation Trust