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Kampf gegen moderne Sklaverei

Die Zahl der Menschen, die weltweit sexuell ausgebeutet oder in Zwangsarbeit leben, wird auf 40,3 Millionen geschätzt. Eine neue Partnerschaft zwischen einer RAG und Freedom United gibt Rotarierinnen und Rotariern die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun.

 

2012 arbeitete Dave McCleary ehrenamtlich auf einer Jugendkonferenz. Eine junge Frau namens Melissa erzählte dort, wie sie zur Prostitution gezwungen wurde.

Ein junger Mann klopfte eines Tages an die Tür ihres Hauses in einem netten Vorort von Atlanta im Bundesstaat Georgia und bot ihr einen Job als Model an. In Wirklichkeit war er ein Zuhälter, der Melissa mit Drogen, Androhung von Gewalt und Nötigung in die Prostitution trieb.

„Sie kam aus meiner Heimatstadt und lebte in derselben Wohnung, in der meine Frau früher gewohnt hatte“, erinnert sich Dave McCleary, der dem Rotary Club Roswell angehört. „Nach ihrem Vortrag wurde sie von einem Mitglied meines Clubs herzlich umarmt. Er erklärte mir, dass Melissa mit 12 Jahren seine Kinder als Babysitter betreut hatte. Da wurde mir klar, dass dieses Problem uns alle angeht.“

Rotarier McCleary leitet jetzt die Rotarische Aktionsgruppe Against Slavery mit, die seit 2013 den Kampf des Clubs gegen die moderne Sklaverei koordiniert. Eine große Herausforderung ist und bleibt es, die Mitglieder zum Handeln zu motivieren. Die gewaltige Größe des Problems kann entmutigen. 

Nach Schätzungen des Global Slavery Index leben weltweit 40,3 Millionen Menschen in Sklaverei: als Fron- oder Zwangsarbeiter, Kindersklaven, Zwangsprostituierte oder in Zwangsehen. 

„Viele fragen sich wahrscheinlich: Was kann ich schon tun? Was kann mein kleiner Club schon dagegen ausrichten?“, meint Dave McCleary.

Eine Antwort darauf liefern könnte die neue Zusammenarbeit mit Freedom United. Mit Online-Kampagnen mobilisiert die gemeinnützige Organisation Millionen von Partnern, Aktivisten und Fürsprechern, um Regierungen und Unternehmen  davon zu überzeugen, den Kampf für ein Ende der Sklaverei aufzunehmen. 

Auf der Website von Freedom United können sich Rotary Clubs jeder Größe anmelden und „Freiheitsringe“ bilden. Diese machen die Bürger auf das Problem der Sklaverei aufmerksam und bieten eine Online-Plattform für den Informationsaustausch. Freedom United organisiert auch Referenten für eine zweistündige Veranstaltung in der Heimatgemeinde des Clubs. Das können Experten, Überlebende und Vertreter örtlicher Hilfsorganisationen sein, die gegen die moderne Sklaverei kämpfen. Das Event endet mit einer Einladung in den Ring, dessen Kernmitglieder die jährlichen Projekte auswählen.

„Diese Ringe beginnen zwar in einem Rotary Club, erhalten aber auch Zulauf aus der größeren Gemeinschaft“, erklärt Joe Schmidt, CEO von Freedom United. „Das Angebot an Aktivitäten ist sehr vielfältig. Uns geht es darum, dass sich jeder voll auf ein bestimmtes Projekt konzentriert und sich nicht verzettelt.“ 

Joe Schmidt berät Delta Airlines hinsichtlich Strategien zur Bekämpfung des Menschenhandels. Er lernte Rotarier McCleary durch die Zusammenarbeit von Delta mit Rotariern in Georgia kennen und traf ihn auf der Rotary Convention 2017 in Atlanta.

  1. Auf einer Blumenschau in London verteilen Geschäftsführerin von Freedom United Joanna Ewart-James und Advocacy-Assistentin Miriam Karmali Handzettel über die Verbindung zwischen moderner Sklaverei und dem Sponsor der Ausstellung.

  2. Auf dem „Freedom Forum“ in Raleigh, North Carolina, informieren sich Rotarier und Bürger über den Kampf gegen die moderne Sklaverei.

„Dave und ich kamen ins Gespräch und stellten fest, dass sich allein in den USA rund 200 bis 400 Gruppen mit diesem Thema beschäftigen. Es gibt aber keine gemeinsame Plattform, jeder arbeitet für sich“, so Joe Schmidt. „Es funkte sofort zwischen uns: Freedom United möchte seine riesige Online-Community an die Basis bringen und Rotary kann hunderte von Gruppen in aller Welt für diesen Kampf als „Fußsoldaten“ mobilisieren.“

So plane ein Ring in Chattanooga, Tennessee, eine jährliche Spendengala, während ein anderer in Raleigh, North Carolina, mit einem Walk/Lauf stärker auf das Problem aufmerksam machen möchte. Ein weiterer Ring organisiert gerade ein „Rotes Sandprojekt“. Dabei streuen Freiwillige roten Sand in Straßenrisse, der alle versklavten Menschen in der Welt symbolisiere. 

Ian Rumbles ist Präsident elect des Rotary Clubs Clayton in North Carolina. Er hörte den Vortrag von Joe Schmidt auf der Distriktkonferenz im April. Sein Club beginnt gerade mit der Bildung eines Rings.

„Als ich hörte, wie groß das Problem der häuslichen Sklaverei ist und wie viele Menschen in meinem Bundesstaat zur Feldarbeit gezwungen werden, hat mich das sehr berührt“, sagt Ian Rumbles. „Wenn es moderne Sklaven in unserem Land gibt, kann ich mir vorstellen, wie hoch die Zahl der versklavten Menschen in der Welt sein muss.“

Rotarys Erfahrung mit der Polioeradikation zeige, dass Rotarier zur Bewältigung schwieriger Probleme in der Lage sind.

Rotary hat die Geduld, sich voll einer Sache zu verschreiben. Seine Erfolgsbilanz mit Polio zeigt, dass Rotarier bereit sind, mit Weitsicht und Engagement globale Veränderungen umzusetzen, auch wenn die Ergebnisse etwas auf sich warten lassen.


CEO von Freedom United

„Rotary hat die Geduld, sich voll einer Sache zu verschreiben. Unsere Erfolgsbilanz mit Polio zeigt, dass Rotarier bereit sind, mit Reife und Engagement globale Veränderungen umzusetzen, auch wenn die Ergebnisse etwas auf sich warten lassen.“ 

Seit mehr als zehn Jahren unterstützen Rotary Clubs Organisationen, die Sklaverei bekämpfen. 2015 eröffneten 14 Rotary Clubs unter Leitung des schottischen RC Dunbar aus Lothian ein mit einem Grant der Foundation mitfinanziertes Berufsbildungszentrum für Überlebende des Menschenhandels in Kalimpong, Indien. Die Gruppe plant auch den Bau eines Hauses für aus der Sklaverei befreite Mädchen und Frauen. 

Dave McCleary erhofft sich aus der Zusammenarbeit mit Freedom United noch mehr für die Zukunft: 

„Das Tolle an Rotary ist, dass wir zwar international sind, aber auf kommunaler Basis agieren. Wenn es einen kommunalen Bedarf gibt, sind Rotary Clubs zur Stelle, um ihn zu decken.“