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Ende der Gewalt

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Australische Rotary Clubs machen häusliche Gewalt zum Thema.

  • 38.00%

    aller Mordfälle an Frauen weltweit werden von einem Intimpartner begangen

  • 30.00%

    aller Frauen werden Opfer von Gewalt durch Intimpartner

Die Statistiken sind ernüchternd: Häusliche Gewalt ist die häufigste Form von Gewaltanwendung gegen Frauen, nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit unfassbare 30 Prozent aller Frauen betroffen. 38 Prozent aller Mordfälle werden von einem Intimpartner begangen.

In Neuseeland werden jedes Jahr rund ein Dutzend Frauen von ihren Partnern ermordet, in Australien ist es ein Mord pro Woche. Angesichts dieser Lage und des dringenden Bedarfs nach Präventionsprogrammen suchen Rotary Clubs in Australien und Neuseeland gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen nach Wegen, nicht nur den Opfern zu helfen, sondern gewalttätiges Verhalten schon im Vorfeld zu verhindern. Das ist ein großes Vorhaben, doch wie sagte ein Clubpräsident: „Als der Sieg gegen Polio unerreichbar schien, ließen wir uns auch nicht davon entmutigen – warum kann Rotary nicht auch häusliche Gewalt besiegen?“

Carlton Football-Spieler Simon White, Claran Byrne und Matthew Kreuzer bei einem Gemeinde-Workshop zum Thema #SayNO2familyviolence.

Foto: Lachlan Steed, Maryborough District Advertiser

Mehr als ein Ansatz

Der Rotary Club Maryborough (Victoria/Australien) verändert mit einem vielseitigen Ansatz die gängigen Einstellungen zu Gewalt. Was zunächst als eine Kampagne in sozialen Medien begann, erzeugt mittlerweile positives Echo im Gemeinwesen und enthält lokale Bildungsprogramme sowie öffentliche Veranstaltungen mit Millionenpublikum - und es ergab sich die Möglichkeit, das sogenannte SAFE Programm der offiziellen Untersuchungskommisssion Royal Commission Into Family Violence von Victoria vorzustellen. 

SAFE steht für Support, Advice, Facilitation, and Early Intervention und ist ein Modell, das jedem Mitglied der Gemeinde eine Rolle zuweist, wenn es darum geht, Gewalt im familiären Raum zu begegnen. Garry Higgins, Projektmanager des Clubs für die Kampagne #SayNO2familyviolence, glaubt, dass ein solches Modell global anwendbar ist. Als unabhängige und überparteiliche Organisation könne Rotary Dinge tun, die andere Organisationen nicht könnten, betonte Higgins dann auch bei der Vorstellung des SAFE-Programms vor der Royal Commission.

Das Thema Gewalt gegen Frauen ins Gespräch zu bringen, ist zunächst die größte Hürde — denn das Thema ist ein Tabu. So auch in dem kleinen Ort. Um eine Diskussion in Gang zu setzen, lancierte der Club daher zunächst eine Kommunikationskampagne: Speak Up! #SayNO2familyviolence (etwa: Sag Nein zur Gewalt in Familien) enthielt Beiträge in sozialen Medien, Broschüren und Poster.

Um die Botschaft zu verbreiten, richtete der Club seine Aktivitäten auch ganz gezielt auf die Schlüsselbeeinflusser in Bezug auf kulturelle und verhaltenstypische Normen: örtliche Sportclubs. Der Trabrennclub konnte für die Sache gewonnen werden, ebenso der Football-Club, der kürzlich seinen dritten Pokalwettbewerb unter dem Motto #SayNO2familyviolence abhielt.

Ich habe gelernt, anders mit meiner Ex-Partnerin umzugehen”, sagt ein Teilnehmer. „Das hilft meinen Kindern – es ist jetzt alles viel bessert.


Änderung von Verhaltensmustern

Ein Online-Programm hilft gewalttätigen Männern dabei, Herr ihrer Aggressionen zu werden und ihre Beziehungen zu retten. Es wird von der Organisation Violence Free Families angeboten und umfasst ein 13-wöchiges interaktives Programm für Männer, die nicht zu anderen Beratungen gehen – aus „Termingründen” oder aus Scham. Die Melbourne University wertete das Programm aus und bescheinigte positive Resultate bei Männern, die an vier Versuchsreihen über die letzten zwei Jahre hinweg teilnahmen. „Ich habe gelernt, anders mit meiner Ex-Partnerin umzugehen”, sagt ein Teilnehmer. „Das hilft meinen Kindern – es ist jetzt alles viel besser.”

Nachdem der tragische Todesfall eines Kindes Aufsehen erregt hatte, war es der Rotary Club Brighton, Victoria, Australien, der das Programm Violence Free Families 1995 konzipierte und auf den Weg brachte. Dafür brachte der Club über 750.000 Dollar auf. Unterstützung findet das Programm auch durch alle Clubs des Distriktes 9800 und die Gruppe Women in Rotary.

Sicherheitsnetz für Familien

Ein Bericht von 2008 des australischen Sozialministeriums identifizierte häusliche Gewalt als Hauptgrund von Obdachlosigkeit von Frauen und ihren Kindern. Die Path of Hope Foundation, ein gemeinsames Unternehmen der Heilsarmee und des Rotary Clubs Perth, bieten denen, die vor Gewaltanwendung fliehen müssen, eine sichere Unterkunft. Hier finden die traumatisierten Frauen auch Beratung, um den Familien einen Neuanfang zu ermöglichen. Die Mitglieder des RC Perth stellen dabei die Mittel und dienen ehrenamtlich in dem Center. Clubmitglied Graham Peden sieht darin ein Modell für andere Clubs: „Wir hoffen, dass das Projekt Path of Hope ein Zusammenarbeitsmodell für Rotary Clubs und Heilsarmeezentren in aller Welt sein kann. Hier in West-Australien hat es bereits viel erreicht, um die Lebensumstände der Opfer von Gewalt zu verbessern."

Rose Batty, deren Sohn von seinem Vater ermordet wurde, erzählt über ihre Geschichte bei der Rotary International Convention 2016 in Korea

In Victoria hielt der Rotary Club Bendigo im Mai einen Fundraiser zugunsten von Opfern häuslicher Gewalt ab. Die Gäste konnten dabei von Rose Batty, der Person des Jahres 2015 in Australien, über ihre Erfahrungen hören. Battys 11-jähriger Sohn Luke war 2014 von seinem Vater umgebracht worden. Bei dem Abend kamen 16.000 Dollar für das Annie North Women’s Refuge and Domestic Violence Service zusammen. Die Gelder halfen bei der Ausstattung des Frauenhauses und dabei, Frauen eine neue Unterkunft zu verschaffen. Auch bei der Convention 2016 in Korea konnte Frau Batty über ihre Erfahrungen berichten und Besucher auf das oft unerkannte soziale Problem aufmerksam machen.

Larrie Winzar, Präsiden des RC Bendigo, sagte anlässlich der Mai-Veranstaltung: „Wenn sich eine Katastrophe ereignet, haben die meisten von uns eine Hausratversicherung, mit der wir Gegenstände ersetzen können. Doch für Situationen familiärer Gewalt gibt es keine Versicherung. Daher müssen Organisationen wie Rotary hier helfend eingreifen, um Frauen einen Neuanfang zu ermöglichen."

Als der Sieg gegen Polio unerreichbar schien, ließen wir uns auch nicht davon entmutigen – warum kann Rotary nicht auch häusliche Gewalt besiegen?