Skip to main content

Klimawandel

Rotary-Stipendiaten und Friedensstipendiaten setzen ihr Fachwissen für die Umwelt ein

Wird der Klimawandel die Armut verschlimmern? Werden wir seine schlimmsten Folgen aufhalten können? Zu diesen und anderen Fragen äußern sich ehemalige Rotary-Stipendiaten und Friedensstipendiaten, die sich im Studium eingehend mit Umweltfragen beschäftigt haben. Sie sprechen über Probleme, mit denen sie bei der Bekämpfung des Klimawandels ringen, und über Lösungen, die ihnen Hoffnung geben.

Francesco Menonna, Leitender Analyst für Energie und erneuerbare Energien

„Der Klimawandel könnte die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen zerstören und zu einem weitaus größeren Migrationsdruck führen, als wir ihn heute sehen“, sagt Rotary-Stipendiat Francesco Menonna.

Menonna studierte bis 2014 an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies in Washington, D.C. Er ist Chefanalyst für Energie und erneuerbare Energien bei Fitch Solutions in New York City. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Strommärkte und erneuerbare Energien in Schwellen- und Industrieländern.

F: Was sind für Sie in Ihrem Beruf die größten Hürden im Kampf gegen den Klimawandel?

A: Ich zeige Unternehmen und Investoren, welche Möglichkeiten saubere Energie bereithält. Meine größte Herausforderung ist das fehlende Gefühl der Dringlichkeit vieler Menschen, da sie oft von den negativsten Auswirkungen des Klimawandels verschont sind.

F: Welche Lösungsansätze machen Ihnen Hoffnung?

A: Es gibt einen spannenden Trend hin zu Innovation und technischem Fortschritt im Zusammenhang mit sauberen Energien, insbesondere bei der Art und Weise, wie wir Strom speichern und unsere Stromnetze effizienter und intelligenter machen. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Elektrifizierung des Verkehrs aus, der eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung klimaschädlicher Autoabgase zukommt. Die weitflächige Bereitstellung von sauberen Energien und Elektromobilität wird sich in den kommenden Jahrzehnten beschleunigen, und das stimmt mich für die Zukunft optimistisch.

Unsere Artikel zum Klimawandel

Rotarier verstehen, dass die ganze Welt ihr Hinterhof ist. Sie sehen die Folgen des Klimawandels in den Gemeinden, die ihnen wichtig sind, und zögern nicht zu handeln. Sie packen Umweltprobleme wie alle anderen Herausforderungen an: Sie überlegen sich Projekte, nutzen ihre Verbindungen für politische Änderungen und planen für die Zukunft.

Weitere Artikel in dieser Reihe:

Sahar Mansoor, Gründerin und Geschäftsführerin eines Unternehmens, das abfallfreie Körperpflege- und Haushaltsprodukte herstellt

„Ich bin Klima-Optimistin. Wir dürfen aber keine Zeit verlieren und müssen sofort mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe aufhören und mit der Umstellung auf saubere Energie beginnen“, sagt Rotary-Stipendiatin Sahar Mansoor.

Nach Erwerb ihres Master-Abschlusses in Umweltpolitik 2014 an der Universität Cambridge in England arbeitete Sahar Mansoor als Forscherin bei der Weltgesundheitsorganisation in Genf und als Politikanalystin für die Selco Foundation, die sich auf nachhaltige Energielösungen konzentriert. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin von Bare Necessities, einem Unternehmen, das abfallfreie Körperpflege- und Haushaltsprodukte herstellt und verkauft. 

F: Was sind für Sie in Ihrem Beruf die größten Hürden im Kampf gegen den Klimawandel?

A: Wir leben in einer politisch gespaltenen Welt. Während des Ebola-Ausbruchs arbeitete ich für die WHO und sah die geeinte Kraft, wenn Länder für ein gemeinsames Ziel zusammenkommen. Leider gibt es keinen starken Konsens in Umweltfragen, wodurch sinnvolle Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels behindert werden. 

F: Glauben Sie, dass die Menschheit es schafft, den Klimawandel aufzuhalten?

A: Basierend auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse haben wir weniger als 12 Jahre Zeit, um die komplette Umstellung der Energieerzeugung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien zu mobilisieren. Andernfalls riskieren wir eine gefährliche Destabilisierung des Erdklimas.

Alejandra Rueda-Zarate, Gründerin der Initiative für strategisches Denken 

„Meine größte Angst ist, dass der Klimawandel die Armut in der Welt noch verschlimmern wird“, sagt Rotary-Friedensstipendiatin Alejandra Rueda-Zarate.

Von 2008-10 studierte Rueda-Zarate mit einem Friedensstipendium von Rotary Energie und Ressourcen an der Universität von Kalifornien in Berkeley. In Kolumbien gründete sie eine Initiative für strategisches Denken namens NES Naturaleza (NES steht für Natur, Energie und Gesellschaft). Ziel der Initiative ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kräften. Zu diesem Zweck arbeitet sie gemeinsam mit Landwirten an der Verbesserung nachhaltiger Praktiken in der Agrarwirtschaft. 

F: Was sind für Sie in Ihrem Beruf die größten Hürden im Kampf gegen den Klimawandel?

A: Ich ermutige kleine, mittlere und große Landwirte in Lateinamerika zur Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft. Die Landwirte lassen sich oft nur schwer überzeugen, ihre traditionellen Praktiken zugunsten von verantwortungsvolleren Praktiken aufzugeben. Wenn man ihnen aber die Risiken und zukünftigen Herausforderungen klar macht, sind sie eher bereit, diese Umstellung zu vollziehen. 

F: Glauben Sie, dass die Menschheit es schafft, den Klimawandel aufzuhalten?

A: Ich glaube, der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten. Ich denke aber, dass wir ihn abmildern und uns mit geeigneteren Praktiken besser darauf einstellen können. 

F: Welche Lösungsansätze machen Ihnen Hoffnung?

A: Die vielfältigen Möglichkeiten des Recyclings, erneuerbare Brennstoffe aus Pflanzen statt aus Petrochemikalien und eine intelligente Landwirtschaft.

Gabriela Fleury, Rainforest Trust

„Wir sind fest mit dem empfindlichen Netz des Lebens verflochten. Der Klimawandel wird das Gedeihen der Menschen erschweren“, sagt Rotary-Stipendiatin Gabriela Fleury.

Fleury schloss ihr Master-Studium in Naturschutzbiologie 2016 an der Universität von Kapstadt in Südafrika ab. Während ihrer Tätigkeit für den Cheetah Conservation Fund in Namibia setzte sie sich für die Eindämmung von Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren ein. Jetzt arbeitet sie für den in Virginia angesiedelten Rainforest Trust.

F: Was sind für Sie in Ihrem Beruf die größten Hürden im Kampf gegen den Klimawandel?

A: Für viele ist der Klimawandel nur theoretisch, und es dauert seine Zeit, bis seine Auswirkungen erkennbar sind. Das macht es schwer, die direkten Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Welt deutlich zu machen. Es ist aber wichtig, dass die Menschen die Auswirkungen verstehen, um die notwendigen Veränderungen vornehmen zu können. 

F: Welche Lösungsansätze machen Ihnen Hoffnung?

A: Meine Organisation, der Rainforest Trust, hat in den letzten 30 Jahren 19.654.506 Hektar Regenwald geschützt und arbeitet mit mehr als 75 Partnern aus der ganzen Welt zusammen. Das zeigt, wie viele Menschen wissen, wie wichtig der Schutz von Gebieten wie den Regenwäldern ist, um die Folgen des Klimawandels zu mindern.

Sallie Lacy, Beraterin für Klimawandel

Rotary-Friedensstipendiatin Sallie Lacy ist der Meinung, dass „wir die Art und Weise, wie wir konsumieren und produzieren, radikal verändern müssen und schneller als bisher enorme Investitionen und die Unterstützung der Politik brauchen.“

Nach Abschluss ihres mit einem Rotary-Friedensstipendium finanzierten Studiums 2006-07 an der University of Queensland in Brisbane, Australien, war Lacy für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Bereich Klimaschutz für Entwicklungsländer tätig. Als Mitarbeiterin des Schweizer Beratungsunternehmens EBP berät sie jetzt Kunden aus dem öffentlichen und privaten Sektor in Fragen des Klimawandels. 

F: Glauben Sie, dass die Menschheit es schafft, den Klimawandel aufzuhalten?

A: Ich denke, dass sich einige Länder besser anpassen werden als andere. Ich glaube aber auch, dass die Erde wie ein Rettungsboot ist und man nicht nur einen Teil des Rettungsbootes über Wasser halten kann. Lösungen müssen für alle da sein. 

F: Welche Lösungsansätze machen Ihnen Hoffnung?

A: Wenn ich die Fortschritte bei der zunehmenden Anwendung erneuerbarer Energien, den Kohleausstieg vielerorts sowie die erheblichen Anstrengungen sehe, die in vielen Städten zur Reduzierung der Emissionen und zur Anpassung an den Klimawandel unternommen werden, stimmt mich das hoffnungsvoll. Technologien werden eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Lösungen spielen, sind aber kein Allheilmittel. Ein großer Teil der Lösung besteht darin, die „Business-as-usual“-Praktiken zu ändern, in eine robuste, kohlenstoffarme Infrastruktur zu investieren und die Verbrauchergewohnheiten zu ändern.

Taylor Cass Talbott, Projektverantwortliche bei WIEGO 

„Ich glaube, dass wir zu langsam vorgehen und viel Leid auf die Menschen zukommen wird, ehe wir einen wirklichen Kurswechsel vornehmen“, meint Rotary-Friedensstipendiatin Taylor Cass Talbott.

Talbott studierte von 2011 bis 2013 an der International Christian University in Tokio. Sie ist Projektbeauftragte bei WIEGO (Women in Informal Employment: Globalizing and Organizing), einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf die Sicherung des Lebensunterhalts von Erwerbsarmen, insbesondere Frauen, in der informellen Wirtschaft konzentriert. 

F: Was ist Ihre größte Angst im Zusammenhang mit dem Klimawandel?

A: Ich fürchte, es gibt viele Ursachen des Klimawandels, die wir noch nicht verstehen. Neueste Forschungen zeigen zum Beispiel, dass Kunststoffe in der Umwelt Methan freisetzen. Wenn das stimmt, sind wir möglicherweise noch sehr weit von einem tragfähigen Plan zur Reduktion der Folgen des Klimawandels entfernt.

F: Was sind für Sie in Ihrem Beruf die größten Hürden im Kampf gegen den Klimawandel?

A: Wir werden so sehr mit Umweltproblemen bombardiert, dass wir abgeschottete Lösungen entwickeln. Zum Beispiel ist eine Antwort auf das dringende Problem der Kunststoffabfälle im Meer die Einrichtung von Verbrennungsanlagen, was aber den Klimawandel und das Wohlstandsgefälle weiter verschärft. Wir müssen diese Fragen ganzheitlich betrachten, und wir müssen auf die Menschen am Rand der Gesellschaft hören, die am schlimmsten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.