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Telemedizin für Nigeria

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Technologie erlaubt die Fernversorgung von Patienten im ländlichen Nigeria

Im letzten Oktober besuchten Dr. James K. Gude aus dem kalifornischen Sebastopol und Mikel Cook vom dortigen Rotary Club Sebastopol Sunrise den Süden Nigerias, um sich dort über die medizinische Versorgung der Landbevölkerung zu informieren. Vom Medizinischen Zentrum in Yenagoa zu einem zirka 40 km entfernten Landkrankenhaus brauchten die beiden über eine Stunde, da die einzige Straße in weiten Teilen überflutet und ansonsten mit Fußgängern überfüllt war. Dr. Gude ist nicht nur Ehrenrotarier im Sebastopoler Club, sondern auch medizinischer Direktor des Telemedizinunternehmens OffSiteCare. So erklärt sich auch der Grund des Besuches: die beiden wollten erkunden, wie die Gesundheitsfürsorge für Menschen in isolierten Landesteilen verbessert werden könnte.

Demonstration eines Telemedizin-Roboters: (von links) Mikel Cook, Hussain, Obikeze, Kemelagha, Dr. James K. Gude.

In vielen Regionen Nigerias kommen oftmals auf einen Arzt über 2.500 Menschen. Viele Nigerianer müssen deshalb teilweise ungeheure strapaziöse und gefährliche Wege für eine ärztliche Versorgung zurücklegen. Viele gehen deswegen erst überhaupt nicht zum Arzt und leiden dementsprechend mehr an akuten und chronischen Erkrankungen. Natürlich wäre die beste Abhilfe für diese Misere, mehr Ärzte und Krankenhäuser in die unterversorgten Regionen zu bringen. Doch das kann noch Jahrzehnte dauern. Ein Lösungsansatz kann hier die neue Disziplin der Telemedizin bringen. Damit wird der Doktorbesuch virtuell, die lange Anreise entfällt, und Arzt und Patient können über das Internet miteinander kommunizieren. Mehr noch, per Telemedizin kann auch ein vertiefter Wissenstransfer unter medizinischem Personal stattfinden, etwa bei aus der Ferne von Fachchirurgen begleiteten Operationen. Dr. Gude und die Rotarier des Clubs Sebastopol Sunrise verfolgen daher auch diese Distanzversorgung im Rahmen eines Global-Grant-Projektes, bei dem ein Team nigerianischen Personals in Telemedizin geschult wurde. Es ist zu bemerken, dass es Telemedizin als Idee schon seit vielen Jahren gibt. Doch erst mit gestiegenen entsprechenden Internet-Verbindungsgeschwindigkeiten werden Verfahren erst praktikabel. Im einfachsten Fall geschieht der Kontakt von Arzt zu Patient oder von Mediziner zu Mediziner in einem Video-Chat. Bei dem Online-Gespräch können viele Probleme erörtert und behoben werden. Doch es kann so weit reichen, dass Untersuchungen und Behandlungen auch ferngesteuert durch Roboter übernommen werden können.

Der Bedarf für Telemedizin kann nicht genügend betont werden. Alle, besonders unterprivilegierte Menschen, sollten Zugang zu einer gesundheitlichen Versorgung haben – nicht nur die Reichen.


Rotarierin und Psychiaterin am Federal Medical Centre in Yenagoa

Seit 2012 schon engagiert sich der RC Sebastopol Sunrise schwerpunkmäßig auf dem Gebiet der Telemedizin. So meint Rot. Cook, selbst Computer Consultant von Beruf: „Wir haben uns für diese Technologie entschieden, weil wir damit leicht Behandlungen ermöglichen und Leben retten können. Und wir wirken damit der Konzentration von Medizinern in Großstädten entgegen, die schlimm für Menschen auf dem Land ist.” Mit Hilfe von Dr. Gude konnten die Rotarier Technologie und Training in verschiedenen Hospitälern unter anderem in Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und Simbabwe etablieren. Die beteiligten Krankenhäuser können sich so schnelle Beratungsdienste über Dr. Gudes Netzwerk einholen, etwa wenn es um notwendige Operationen geht. Ermöglicht wird dieser Service durch die zu diesem Behuf gegründete gemeinnützige Global OffSite Care. Die Verbindung zu Nigeria begann 2013, als Princess Frances Kemelagha, eine Psychiaterin am Federal Medical Centre in Yenagoa und Mitglied im Rotary Club Yenagoa, auf der Convention in Lissabon über Global OffSite Care erfuhr. Sie war sofort begeistert. Im August und September 2015 – nachdem ein Global Grant mit Beteiligung anderer Rotary und Rotaract Clubs beantragt war – konnte sie mit fünf Kollegen ein Sondertraining von Dr. Gude in Ferndiagnosen absolvieren. 

Teammitglieder beim Training in Nigeria

Seitdem, sagt Kemelagha, resultierte das Training nicht nur in einer verbesserten Patientenversorgung, sondern auch in verbessertem Wissensstand unter Medizinern, Praktikanten und Assistenzärzten. Ein ebenfalls gespendeter InTouch Health Roboter, ein Gerät zur Fernuntersuchung, das alles vom Pulsschlag bis zum stethoskopischen Abhören übermittelt, ist ebenfalls erfolgreich im Dienst. "Der Bedarf für Telemedizin kann nicht genügend betont werden. Alle, besonders unterprivilegierte Menschen, sollten Zugang zu einer gesundheitlichen Versorgung haben – nicht nur die Reichen."

Die Mediziner aus Nigeria (von links: Sheriff Hussain, Dr. Obioma Obikeze, Dr. Finomo Finomo, Dr. Dennis Allagoa, Princess Frances Kemelagha, Adeolu Tella) beim Besuch in Sebastopol, Kalifornien. 

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